1. Kapitel

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Mit einem Keuchen fahre ich auf. Das war nur ein Traum! Nur ein Traum...Nur ein Traum... Und obwohl ich diese Worte wie eine Mantra in meinem Kopf wiederhole, laufen mir die Tränen wie in Sturzbächen die Wange hinunter und ich kann mir ein lautes Schluchzen nicht verkneifen. Mein Leben war perfekt, bis dieser depressive Typ mein Leben zerstörte, indem er sich und 5 weitere Menschen in den Tod riss, darunter auch James. Immernoch kann ich seine große Gestalt vor mir sehen, die kurzen blonden Haare mit Blut befleckt und die wunderschönen Augen geschockt und ohne jedes Leben geweitet. Alles war perfekt. Bis zu diesem verhängnisvollen Tag. Bis zum 26.April vor drei Jahren. Wieder entfährt mir ein lautes Schluchzen und diesmal dauert es nur ein paar Augenblicke, bis meine Mutter im Zimmer steht. "Was ist los Kleines?" fragt sie und setzt sich auf mein Bett. Normalerweise hasse ich es, wenn sie mich 'Kleines' nennt. Normalerweise. "Nur ein Alptraum.", murmle ich und drehe meinen Kopf beschämt weg. "James?", fragt sie und ohne das ich eine Antwort gebe, weiß sie das sie Recht hat. "Oh Schätzchen!" Ich hasse es auch, wenn sie mich Schätzchen nennt, aber jetzt bin ich einfach froh , dass ich nicht allein mit meinen Gedanken bin und jemanden hab der mich festhält. Jemanden der mich nicht in grausamen Erinnerungen versinken lässt. Irgendwann lege ich mich wieder in mein Bett und sie bleibt bei mir bis ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf falle.

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Am nächsten Morgen weckt mich der schrille Piepton meines Weckers. Erstaunlich gut gelaunt für einen Montagmorgen laufe ich ins Bad, meinen Alptraum schon wieder vergessen. Ich dusche, föhne meine Haare und gehe danach wieder in mein Zimmer. Dort stecke ich meine langen hellblonden Haare hoch, schlüpfe in ein labbriges T-Shirt und in eine bequeme Jeans und bin auch schon fertig.  Früher, dass heißt als James noch lebte, machte ich mir extrem viele Gedanken um mein Aussehen, experimentierte mit Make-Up und Haarfarben von natürlich bis knall bunt, so dass mir die Jungs selbst mit James an meiner Seite hinterherpfiffen. Naja, das ist schon lange Vergangenheit. Mittlerweile interessierte sich keiner für das langweilige Mädchen in den langweiligen Schlabberklammoten und den ausgelatschten Converse. Kurz darauf stehe ich in der Küche, warte darauf das die Kaffemaschine endlich den Kaffe ausspuckt und schmiere während dessen meinen Toast. Meine Mutter ist wie eigentlich immer schon bei der Arbeit und so macht es mir nichts aus allein zu sein. Endlich füllt sich meine hellblaue Lieblingstasse und ich kann mein Frühstück essen.

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Knapp eine halbe Stunde später fahre ich mit dem Rad in Richtung College, welches praktischerweise gerade einmal 5 Minuten von unserem Haus entfernt ist. Als ich mein Fahrrad angeschlossen habe und auf mein Handy schaue, stöhne ich auf: Es ist 7 Uhr und mein Kurs beginnt um 8... Selbst Schuld wenn man viel zu früh aufsteht, erinnere ich mich selbst und steuere auf das kleine Cafe im Herzen der Anlage zu, welches um diese Uhrzeit noch ziemlich leer ist. Dort bestelle ich erstmal einen Kaffe (Nein ich trinke nicht zu viel Kaffe...Okei, ich gebe es ja zu!) und beginne meine Notizen von der letzten Stunde durchzulesen. So kippe ich mir fast den heißen Inhalt meines Pappbechers auf meinen Schoß, als jemand meine Schulter antippt. Als ich dann auch noch die Gestalt hinter mir sehe, erleide ich direkt noch einen Schock.


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