1 - Der Junge, der überlebte

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Als der erste Novembermorgen des Jahres 1981 anbrach, wussten die Weasleys noch nicht, dass sich etwas geändert hatte. Seit Jahren schon verbrachten sie jeden einzelnen Tag in Angst. Angst davor, dass der Orden versagen könnte. Dass Ihr-wisst-schon-wer siegen könnte. Dass jemand der ihnen lieb und teuer war den Tod finden könnte - nun ja... noch jemand.

Im Fuchsbau war trotz der frühen Stunde schon einiges los, das konnte passieren mit sieben Kindern, deren Alter von fast elf Jahren bis gerade einmal drei Monate reichte, nicht zu vergessen inklusive zwei Zwillinge mit nichts als Ärger im Kopf.

"Arthur?", rief Mrs Weasley durchs Haus, während sie die kleine Ginny auf dem Arm hielt, "Wann- Fred, George, hört sofort auf den Toast durch die Gegend zu werfen! - Wann ist nochmal das Ordenstreffen für heute angesetzt?"

Schweigen folgte auf ihre Frage.

"Arthur?", rief sie erneut und schaute sich suchend nach ihrem Mann um.

Dieser stand wie angewurzelt in der Küchentür, das Gesicht weiß wie Schnee. In der Hand hielt er einen Brief.

Mrs Weasley runzelte die Stirn.

"Was ist passiert?", fragte sie, Sorge schwang in ihrer Stimme mit.

"Er ist weg", sagte Mr Weasley, er schien es noch gar nicht glauben zu können, "Deine Cousine hat uns einen Brief geschickt. Er ist weg!"

"Weg?! Wer ist weg?", wollte Mrs Weasley beunruhigt wissen und ging besorgt auf ihren Mann zu, Ginny hielt sie fest umklammert, "Geht es Alice gut? Und Frank? Neville?"

"Ja... nein... Er... Es ist...", stammelte Mr Weasley, nicht in der Lage einen vollständigen Satz zu formulieren.

Mrs. Weasley schnappte sich schließlich den Brief und während sie ihn überflog, wurden ihre Augen immer größer.

"Das... das ist doch... Aber wie...?"

Es war nur schwer zu fassen, die Tatsache, dass der dunkelste Zauberer aller Zeiten plötzlich weg sein sollte, von einem Tag auf den anderen. Dass die Welt wieder sicher sein sollte. Etwas, das man seit elf Jahren nicht mehr mit gutem Gewissen hatte sagen können. Und doch stand es dort, schwarz auf weiß. Ihr-wisst-schon-wer war verschwunden, besiegt, der Orden musste von nun an nur noch die verbliebenen Todesser zur Strecke bringen und dann wäre der ganze Spuk vorbei. Ihre Kinder, um die sie sich so gesorgt hatten, würden in einer friedvollen Welt aufwachsen. Es war ein Happy End, durch und durch, bis auf...

"Lily und James", hauchte Mrs Weasley, als sie den Brief zu Ende gelesen hatte, "Sie waren doch versteckt, wie konnte er sie finden? Und ihr Sohn Harry... Er muss so alt sein wie Ron. Wenn Alice recht hat, wenn er wirklich lebt... Was wird aus ihm?"

Mr. Weasley löste sich endlich aus seiner Starre, überbrückte die letzte Distanz zwischen sich und seiner Frau und zog sie in eine Umarmung.

Doch so sehr die Weasleys, und mit ihnen wohl jeder andere Zauberer und jede andere Hexe im Land, auch um die Potters trauerten... Sie würden doch immer dankbar sein, dass es nicht einer ihrer Verwandten gewesen war, nicht schon wieder...

Mrs Weasleys Blick wanderte zu den Zwillingen, die am Küchentisch saßen und sich lachend mit Toast bewarfen. Es war schwer, sie anzusehen, und nicht ein leises Echo ihrer eigenen Brüder zu sehen, voller Leben und voller Lachen. Und es war noch viel einfacher sich vorzustellen, wie sie wohl aussehen würden, tot und kalt, mit starrem Blick. So, wie Gid und Fab es das letzte Mal getan hatten, als sie sie gesehen hatte. Bevor sie für immer unter der Erde verschwunden waren...

Mrs Weasley schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben. Ja, Gideon und Fabian Prewett würde sie ihr Leben lang nicht vergessen, und auch nicht, wofür sie gestorben waren... Aber dank den Potters, mögen sie in Frieden ruhen, würden ihre eigenen Kinder nie in diesen Krieg hineingeraten. Sie würden ein sicheres Leben führen und nie wissen wie es war, in allgegenwärtiger Furcht zu leben. Es war wie ein Wunder.

"Auf Harry Potter", sagte Mr. Weasley, "Den Jungen, der überlebte."

Ron bekam von alledem nichts mit. Nicht davon, dass seine Eltern gerade etwas Weltbewegendes erfahren hatten. Nicht davon, dass dort draußen gerade ein Junge überlebt hatte... im Gegenteil zu seinen Eltern. Nicht davon, dass ebendieser Junge in wenigen Jahren eine große Rolle in seinem Leben spielen würde.

Ron Weasley saß am Frühstückstisch der Familie Weasley, lachte über seine großen Brüder und konzentrierte sich voll und ganz auf seinen Toast. Sein Leben würde später noch kompliziert genug werden, aber dafür war es mit jungen eineinhalb Jahren ganz einfach noch zu früh. Denn zum ersten Mal seit vielen Jahren war Frieden in der magischen Welt eingekehrt.

Ron Weasley und der Stein der WeisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt