I - Take My Hand

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Leise schritt Draco durch die zerstörten Gänge des Schlosses.

Sie waren gerade mitten in der Wiederholung ihres siebten Jahres und das Schloss befand sich immer noch im Wiederaufbau.

Viele waren zurückgekehrt, das goldene Trio um den Helden der Nation, ganz Gryffindor, die meisten von Ravenclaw und Hufflepuff und nur ganz wenige von Slytherin, darunter er selbst.

Leise seufzte er.

Der Krieg hatte von allen Opfer gefordert, doch ihn hatte es wohl mit am schlimmsten getroffen.

Er war eigentlich kein Mensch, der viel über sich und seine Probleme preisgab oder sich von der Meinung anderer einschüchtern ließ, so war er nicht erzogen worden.

Doch der Tod seines Patenonkels, die jahrelange Unterdrückung durch seinen Vater und der Zwang, ein Todesser zu werden, hatten ihre Spuren auf ihm hinterlassen.

Nicht nur körperlich, auch seelisch.

Draco seufzte und zog seinen Umgang enger um sich.

Seine Schritte beschleunigten sich.

Hinter ihm hörte er Getuschel von einigen Rawenclaws, die ihn wohl vor dem Raum der Wünsche gesehen hatten.

Er hätte nicht hierher kommen dürfen.

Es machte ihn nur noch mehr verdächtig.

Obwohl er nie böse Absichten hatte, wurde er verurteilt und als Anhänger Voldemorts gesehen, keiner blickte hinter die Fassade.

Draco lief schnell die Treppen hinunter, sein Schlafsaal würde ihm Sicherheit vor dem Vorurteilen bieten.

„Draco!“

Ein Ruf hielt ihn auf.

Wie versteinert blieb Draco stehen, mitten auf der Treppe, und drehte sich um.

„Potter!“, spuckte er verächtlich aus, „was willst du?“

Tief im Inneren war er neugierig, was wollte der Goldjunge von ihm, einem Todesser?

Doch natürlich konnte er es nicht zeigen, er durfte es nicht, er würde sich angreifbar machen.

Also schaltete er auf Abwehr.

Doch mit dem, was dann folgte, hätte er niemals gerechnet.

Sein Gegenüber streckte eine Hand aus und lächelte ihn an.

„Hi, ich bin Harry. Wollen wir Freunde sein?“

Ohne es kontrollieren zu können, klappte Draco der Mund auf.

Sein Gesichtsausdruck war so komisch, dass Harry gelacht hätte, wäre ihm das hier nicht so ernst gewesen.

„Ich- Spinnst du jetzt, Potter? Hast du einen Klatschen gegen den Kopf gekriegt? Wir sind doch keine Kinder mehr? Und was soll das überhaupt??“, brachte er entgeistert hervor.

„Wieso? Unser Start war nicht so gut, warum versuchen wir es dann nicht noch einmal?“

„Du kennst mich doch gar nicht, wir hassen uns, Harry!“, entgegnete der Blonde und bemerkte gar nicht, dass er Harry gerade beim Vornamen genannt hatte.

„Ich mag dich vielleicht nicht kennen, aber das macht doch nichts, beim ersten Treffen kennt man sich nie. Auch wenn das hier nicht das erste Treffen ist, aber wenn man das mal außen vor lässt, ja irgendwie schon“, erklärte er grinsend.

„Außerdem, was passiert ist können wir nicht mehr vergessen, das sollen wir auch nicht. Aber auch wenn ich eine Abneigung gegen dich hab- hatte, heißt das nicht, dass ich dir keine zweite Chance gebe.

Du hast mir das Leben gerettet, das werde ich dir nie vergessen. Wir haben eine Historie, ja, aber ich sehe mehr in dir als nur den Todesser. Du hattest nie eine Wahl und das tut mir Leid, aber ich möchte nicht mehr, dass das zwischen uns steht.“

So nett gemeint seine Worte auch waren, so sauer stieß es ihm auf, dass Potter erwähnte, dass er ihm das Leben gerettet hatte, indem er seine Tante angelogen hatte.

Und schon schaltete er wieder auf Abwehr.

„Du musst dich nicht aus Schuldgefühl mit mir anfreunden. Lass es gut sein, dann musst du mich nicht ertragen.“

Sprachs und wandte sich zum Gehen.

Doch eine Hand umschloss sein Handgelenk und hielt ihn auf.

„Geh nicht! Denk bitte nicht, dass ich dich nur auf das reduziere, denn das stimmt nicht!“, rief er aus.

Draco zögerte, konnte er ihm vertrauen?

Nach all den Jahren Misstrauen und Hass, konnte er ihm eine Chance geben, sein Freund zu sein?

Ein Freund, das hatte er nie.

Niemanden mit dem er über seine Interessen hätte reden können, mit dem er seine Sorgen hätte teilen können.

Er war immer alleine gewesen, Crabbe und Goyle waren nur Mitläufer gewesen, Freunde konnte man das nicht nennen.

Irgendwie war es ein schönes Gefühl, dass sich jemand ernsthaft für ihn interessieren sollte, andererseits war es aber auch verdammt beängstigend.

Er atmete tief durch.

„So nett dein Angebot auch ist, ich kann es nicht annehmen. Noch nicht, ich brauche Zeit. Für mich war niemand da, keiner hat Interesse an mir gezeigt, das jetzt zu ändern ist schwer“, erklärte er.

Und Harry schien das zu akzeptieren, zum ersten Mal wurde er akzeptiert.

„Ist in Ordnung, nimm dir alle Zeit der Welt. Wenn du soweit bist, weißt du ja, wo du mich finden kannst.“

Mit diesen Worten ließ er ihn los und lief die Treppe wieder hinauf, wo das Wiesel schon auf ihn wartete.

Und obwohl Harry sich nicht mehr umdrehte, spürte er ein warmes Gefühl in seinem Bauch.

- Timeskip 3 days later -

Draco hatte tage- und nächtelang mit sich selbst gekämpft und sein ganzes Weltbild hinterfragt.

Immer wieder hatte er Harry dabei erwischt, wie er ihn angelächelt oder ihm zugewinkt hatte.

Es hatte ihn mehr beschäftigt, als er es zugeben wollte, doch letztendlich hatte er es sich doch eingestanden, einen Freund zu haben wäre eine schöne Sache.

Und so sammelte er all seinen Mut zusammen und ging auf Harry zu, als dieser mit Hermine und Ron vor dem Zaubertränkekerker stand.

„Hallo“, meinte er und strecke seine Hand aus, „ich bin Malfoy, Draco Malfoy.“

Die ungläubigen und geschockten Gesichter der Umstehenden, als Harry seine Hand annahm, befriedigten sein Selbstwertgefühl ungemein.

Denn ja, es würde ein langer Weg werden, aber der erste Schritt war getan und das war das wichtigste.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 20 ⏰

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Drarry OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt