Es endete, wie es begonnen hatte. Mit Regen.
Doch war es das? Ein Ende? Oder nur ein neuer Anfang?
Regentropfen prasselten auf meinen Kopf, liefen mein Gesicht hinab und sorgten dafür, dass meine Haut nicht austrocknen konnte. Sie hinterließen einen süßlichen Geschmack auf meinen Lippen, der zunehmend salzig wurde, als sich etwas anderes mit den Tropfen vermischte.
Zuerst dachte ich, es wäre das Salz des Meeres, doch es schmeckte anders, fremd. Erst als sein Abbild vor meinem inneren Auge auftauchte und ich mir mit einer Hand über meine geschlossenen Augen strich, merkte ich, was es wirklich war. Tränen.
Ich weinte. Lautlos. Stumm.
Mein langes Haar, das im Wasser wie ein Schleier hinter mir herschwebte, klebte nun um meinen Hals. Es fühlte sich an, als würde es mich erdrücken wollen. Doch es war nicht der Grund, warum kein Schluchzer über meine Lippen kommen wollte.
Ich wollte meine Angst, Wut und Verzweiflung in den Himmel schreien. Singen. Diejenigen, die mir das angetan hatten, büßen lassen.
Nie wieder würde ich so leichtsinnig sein, wie damals. Ich hatte bereits einen zu hohen Preis für meinen Leichtsinn bezahlt.
Mit einem letzten Blick in den langsam heller werdenden Himmel tauchte ich ab.
Meine Gedanken und Gefühle ähnelten einem Wasserwirbel. Dankbarkeit mischte sich mit Schuldgefühlen meinem Retter gegenüber. Vorfreude und Angst rangen miteinander bei dem Gedanken an das Wiedersehen mit meiner Familie.
Was würden sie sagen? Von mir denken? Was war ich nun überhaupt, jetzt, da sie mir das Wichtigste genommen hatten?
Meine Stimme. Eine Sirene ohne Stimme.
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Mein Beitrag zum Ideenzauber 2024
Short StoryDies ist mein Beitrag zum Ideenzauber 2024.