Die Winde des Meeres stoßten durch das Fenster in sein Zimmer. Es war kühl und salzig. Das kreischen der Möwen zerte ihn langsam aus dem Schlaf.
Mühsam richtete er sich auf. Verwirrt blickte er durch das Zimmer. Es war recht klein, doch reichte aus. Links vom Fenster stand sein Schreibtisch mit einem Haufen Papiere und einer Feder. Um ihn herum lagen zahlreiche Bücher. Allesamt vergilbt. Er blickte durch das Fenster. Der Himmel schien hellblau. Einige Wolken flogen vorbei. Langsam wachte sein Verstand auf. Er zog die dünne Decke beiseite und stellte sich langsam und mühsam auf den roten Teppich. Sein Nachthemd hing ihm bis zu den Knien. Er streckte sich. Ein klopfen erklang an seiner Tür und ein Mann trat herein.
In der Mitte seines kurzen, schwarzen haares bildete sich bereits eine Lücke."Seid ihr bereit, Großmaester?" Fragte er höflich.
Der alte Maester stand einfach nur da. Er brauchte einen Moment bis er ihn erkannte."Natürlich." Sagte er perplext, "Kommt herein, Pol."
Pol trat herein. Er stützte den Maester und half ihm dabei sich umzuziehen."Ich werde mich nie damit anfreunden." Seufzte der Maester.
"Ihr müsst euch doch nicht schämen!" Fing Pol an, "In so einem hohen Alter. Ihr solltet stolz auf euch sein, den Orden so lange zu dienen. Schließlich gehört ihr zum hohen Rat."
"Ach, überschätz dich da mal lieber nicht. Ich werde von Tag zu Tag immer langsamer bei meiner Arbeit. Es ist nur eine frage der Zeit, bis auch ich dahin scheide."
Nachdem der Maester sein weißes Seide Gewand und seine braune Robe überzogen hatte, ging es für den Maester nach draußen in den Flur und von dort aus zur Treppe, während Pol noch das Bett zurecht legte.
Der Maester blieb vor der obersten Stufe stehen und blickte hinab.
Er schnaubte bevor er den ersten Schritt machte.
Langsam tastete er sich nach unten. Seine Schritte schwer, sein Atem noch schwerer. Pol kam hinter ihm angelaufen und stützte ihn von hinten."Immer vorsichtig, ihr solltet doch auf mich warten."
Der Maester erschrak für einen kurzen Moment und blickte ängstlich in Pols Gesicht.
Er blinzelte ihn an: "Ah, ja... natürlich." Sagte er leise und lief weiter die Stufen herunter. Da sich die Gemächer des hohen Rates im oberen Teil des Tempels befanden, brauchten sie mehrere Minuten bis sie den großen Eingang erreichten.
Es war ein riesiger Vorraum, in dessen Mitte sich ein roter Teppich befand, der zwischen zwei Statuen, zum großen Tor führte.Die Statuen waren sich identisch und bestanden aus hellem Gestein. Sie bildeten einen knienden Menschen wieder, der mit all seiner Kraft ein großes Buch auf seinem Rücken stemmte. Die Statuen standen auf zwei Meter hohen, rechteckigen Podesten, ebenfalls aus Gestein, wodurch sie auf einer Höhe von beinahe zehn Metern an die Decke des Raumes ragten.
Der Maester und Pol liefen mühsam und langsam den langen Teppich entlang.Draußen angekommen, stand eine weitere Statue. Sie ragte hoch hinaus und stand zentral vor dem Eingang des Tempels.
Sie zeigte ein Abbild des ersten Maesters. Rick der Schlaue.
Er war der erste, der es schaffte die Schriften der alten zu entziffern und gründete mit seinen Wissen den Orden der Maester, noch im Zeitalter der Magie. Als der Krieg der ersten Menschen ausbrach flüchtete er, samt seinem Orden und den Schriften der alten, in den Süden und errichtete dort den Tempel der Maester in der Stadt Südsas. Doch als der Krieg sein Ende nahm, musste er sich dem allerersten König, Eduard Liones stellen, da ihm vorgeworfen wurde er hätte mit Hilfe von Schwarzer Magie den Tempel errichtet. Er flüchtete mit einem kleinen Fischerbot in die südlichen Meere.
Hinter der Statur befand sich eine lange Küste an der sich eine Stadt entlang zog. Der Tempel aus denen sie kamen, ragte über die Stadt hinaus. Im Zentrum der stand die große Bibliothek, dort befanden sich sämtliche Bücher, Schriften von alten Gottheiten, Manuskripte von Maestern die ihr Wissen zu Papier brachten, Aufzeichnungen der Geschichte und viel mehr. Von außen sah man nur die große Glaskuppel, die das Dach darstellte. Der Rest entfaltete sich erst von ihnen, da sie in die Erde hinein errichtet worden war.
Bevor sie eintreten konnten, kam ihnen ein junger Maester, namens Ludwig, entgegen."Großmaester Yuder, ihr solltet euch unwiderruflich in den Tempel begeben. Ein Rabe aus dem Königshaus traf gerade ein, Großmaester Mortimer schickte ihn."
Der Maester seufzte. Es war schon eine Last gewesen den Tempel hinunter zu steigen, doch jetzt musste er wieder hinauf, nach ganz oben. Dort befand sich nämlich der Hohe Rat.Die letzten Stufen musste er alleine bewältigen, denn Pol hatte keinen Zutritt. Die Treppen wurden mit jedem Schritt schmaler und das Gelände steiler.
Seine Knöchel schmerzend und pulsierend, kam er oben an. Ein runder Raum lag vor ihm. Nach oben hin, formte er sich zu einer Spitze und rundherum waren Fensternischen eingebaut, die für Luft sorgten. In der Mitte lag ein dunkleroter, kreisförmiger Teppich und um ihn herum waren zwölf, gepolsterte Stühle aufgestellt. Sie wurden vor vielen Jahrzehnten aus Ahornbäume geschnitzt.
Bis auf zwei von ihnen, waren alle besetzt."Ihr kommt gerade rechtzeitig, Großmaester Yuder." Sagte einer von ihnen. Dieser nahm gerade die letzten Schritte zu seinem Platz auf sich und ließ sich erleichtert in ihn hinein fallen.
"Wollen wir anfangen?" Fragte einer der anderen. Alle nickten.
Er holte das Pergament hervor und wollte es vorlesen."Wartet." Sagte Maester Yuder, "Sollten wir nicht auf Maester Paltin warten?" Fragte er langsam und sah hinüber zum leeren Stuhl.
Maester Paltin war ein kontroverses Mitglied gewesen, er interessierte sich sehr für Giftige Substanzen und experimentierte gerne an lebenden Personen, die er auf der Straße auf schnappte.
Der Maester mit dem Pergament blickte ihn verwirrt an: "Maester Paltin ist schon vor einen Monat nach Konstantos gereist." Sagte er selbst verständlich. Worüber alle im Rate heimlich froh waren.
Maester Yuder sah sich panisch um. Doch er beruhigte sich schnell."Äh... Ja, natürlich ist er das, gewiss."
Der Maester begann Mortimers Nachricht vorzulesen:》 Mit diesem Schreiben bestätige ich den Tod des Königs. König Laurin, der erste seines Namens, Herrscher von Herros, der Beschützer der fünf Reiche ist von uns gegangen. Er wurde von seiner Gattin, Königin Dara, aus dem Hause Mataly ermordet. Nach dem Recht wird Jamie aus dem Hause Laycester, sein Amt übernehmen, da er sein erstgeborener Sohn ist. Verbreitet diese Kunde unter dem Volk.
Geschrieben von Maester Mortimer 《
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Die Ballade von Leid & Elend
FantastikEin junge der in den Ruinen seiner Vergangenheit nach seiner Bestimmung sucht. Ein unschuldiges Waisenmädchen, mit einer unahnenden Bestimmung tief in ihrem Inneren. Die Königsfamilie, die droht langsam auseinander zu reißen, und... Krieg. In diese...