Chapter 3..."Ja! Ich will!"

3 1 0
                                    

Clara sah dem Hoteldirektor noch nach, wie er durch den Salon zurück in die Lobby ging. Sie lächelte vor sich hin und starrte durch die verschlossene Sprossen bestehende Glastür hinaus auf die Terrasse. Danach öffnete sie diese und trat aus dem Salon heraus auf die Terrasse aus weißen Marmorfliesen. Weiße offene Sonnenschirme standen neben runden weißen Tischen und Stühlen. Mister Banks mochte sicher die Farbe "Weiß", denn auch das Gelände um die Terrasse herum war weiß. Daran hingen bereits die weißen Bordüren aus Leinen für die Hochzeit und jeweils in der Mitte war eine rote Rose befestigt. Mein Gott! Mister Banks hatte keine Kosten gescheut für so eine luxuriöse Terrasse.

Clara schaute auf den Boden und zog sich lieber ihre Absatzschuhe aus. Sie fand es schade, mit ihren Schuhen auf dem Marmor herumzulaufen. Es könnten Kratzer durch ihre Absätze in den Marmor geschnitten werden .Also marschierte sie barfuß darüber hinweg geradeaus zur Treppe, die zum Strand hinunter führte, wo sich die große Tribüne befand, auf der das Brautpaar am Wochenende, also in zwei Tagen, sich das Ja - Wort geben wird.

Links und rechts, von den Treppenstufen zur Terrasse, waren weiße Stühle, in jeder Reihe waren fünf und nach hinten weg in einer Achterreihe aufgestellt. Weiße breite Bänder zierten die Lehnen mit einer kleinen roten Rose und einem grünen Zweig daran. Wenn die Menge richtig war, standen vor der Tribüne insgesamt achtzig Stühle. Auf der Tribüne standen zwei große weiße Bögen, wie ein unbedachtes Haus. Doch oben drauf war ein großes weißes Schutzdach aus weißen Leinen gespannt worden. Die Pfeiler der Bögen waren ebenfalls mit weißen, dickem Schleifenband versetzt, umschlungen worden. Weiße Rosen mit einem grünem Zweig waren daran befestigt. Auch der Pult für den Redner, der das Paar trauen würde, war geschmückt mit Bändern und Rosen, in den Farben rot - weiß gehalten.

Links und rechts neben dem Pult standen zwei große, antike, weiße Blumenvasen, die mit weißen und roten Rosen bepflanzt wurden und eins, zwei weiße und rote Bänder hinein geflochten.

Der Weg von der Treppe der Terrasse bis zur Tribüne, war aus Holz, aus Douglasie, ungefähr einen Meter breit. Darauf wurde ein weißer Teppich ausgerollt. Links und rechts vom Weg war ein Geländer aufgebaut worden, das gerade mit weißem, dicken Schleifenband verschönert wurde.

Clara hatte das alles von der Terrasse aus in Augenschein genommen und ging nun barfuß die Treppenstufen herunter, um sich alles von Nahem anzusehen. Es war wunderschön anzusehen. Selbst Clara klopfte das Herz bis zum Hals, als sie ihre Blicke über die Vorbereitungen am Strand schweifen ließ. Sie war gespannt auf die Reaktion von Milla und Barcley, wenn sie das hier alles am Samstag zum ersten Mal sehen. Ja! Sie vertrauten Clara und der Agentur voll und ganz. Aber wie gesagt, es wurde alles abgesprochen. Clara trat vorsichtig mit dem rechten Fuß auf den ausgerollten weißen Teppich und dann mit dem Linken. Die linke Hand legte sie auf das Geländer, sie schloss ihre Augen und begann die Musik der Hochzeitszeremonie leise vor sich hin zu summen und Schritt für Schritt lief sie langsam im Takt, wie es die Braut immer zu tun pflegte, auf den Pult zu. Wieder sah sie sich in ihrem Kindheitstraum in einem weißen Kleid die Stufen hinauf zur Kirche laufen.

Leise versuchte Clara die Schritte der Braut im Kopf mitzuzählen, die sie von den Treppenstufen bis zur Tribüne zu überwinden hatte. Während sie die Schritte nach vorn wagte, konnte sie die kühle Brise des leichten Windes vom Meer her spüren, der ihr Gesicht streifte. Sie konnte das salzige Meer riechen und die Wellen heranrollen hören und wie sie auf dem Strand zerschellten. Es waren eine Menge Schritte bis zum Ja - Wort. Eine Menge Weg, um immer noch kalte Füße zu bekommen und beizeiten die Reißleine zu ziehen und abzuhauen. Aber das war bisher noch nicht vorgekommen, solange Clara in diesem Geschäft war, nicht.

In ihren Gedanken hörte sie schon das "Ooooh!" und das "Aaaah!" und das Raunen der Hochzeitsgäste und den Beifall, den sie alle klatschen würden, wenn die Braut diesen langen Weg in Begleitung ihres Vaters zu ihrem zukünftigen Ehemann, der am Altar auf sie wartet, bestreitet und ihren Brautstrauß fest in ihrer linken Hand umklammert hält und die lange Schleppe hinter ihr her rauschte. Genau wie solche Sätze "Oh! Was für ein schönes Kleid!...Die Frisur sitzt wie angegossen!...Sie sieht fabelhaft und wunderschön aus....Sie sieht aus wie eine Prinzessin...wie eine richtige Märchenbraut!...Einfach nur traumhaft!", konnte sie schon in ihrem Kopf hören.

Clara merkte, dass sie der Tribüne immer näher kam. Da sie in Richtung Strand aufgebaut war, konnte sie die etwas kühlere Luft auf ihrer Haut spüren. Sie blinzelte ein klein wenig durch ihre Augen und kniff sie wieder zu. Ein Florist, der auf der Tribüne stand, sagte zu ihr: "Noch fünf Schritte Miss! Dann kommen die Stufen zur Tribüne."

"Ich danke Ihnen!", bedankte sich Clara freundlich mit geschlossenen Augen. Somit wusste sie in etwa, wo sie anhalten musste, weil sie ja ihre Augen geschlossen hielt, um sich in die Lage der Braut versetzen zu können, wenn sie diesen Weg zum Altar bestreitet. Sie hörte noch, wie der Florist jemanden mit: "Guten Morgen Mister!" grüßte. Jemand hatte offenbar die Tribüne betreten. Sie zählte bis fünf und flüsterte leise: "Wollen Sie Barkley Chambers, die Ihnen angetraute Milla Owen zu ihrer rechtmäßigen.....", und dann ging sie den anderen Text durch. "Wollen Sie Milla Owen...Barkley Chambers zu ihrem rechtmäßigen Ehemann nehmen? Ihn lieben und ehren...So antworten Sie mit:

JA! ICH WILL!",

beendete sie ihre kleine Rede im Flüstermodus mit immer noch geschlossenen Augen. Und plötzlich antwortete ihr jemand ganz nah mit rauer, tiefer, fester Stimme an ihrem rechten Ohr:

"Si, lo so!...Ja! Ich will!"

Woher kam die Stimme auf einmal? Clara hielt die Luft an. Es war eine ihr fremde, unbekannte Männerstimme, die neben ihr in ihr rechtes Ohr diesen Satz hinein flüsterte. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren. Also stand er ihr sehr nah...zu nahe möchte ich meinen. Eine Brise Hugo Boss stieg in ihre Nase, verführerisch und erotisch zugleich und sie schlug augenblicklich ihre Augen auf und sah neben sich zu ihrer rechten den Übeltäter stehen...Er war groß, ca einen Meter und Fünfundachtzig.

Er hatte kurzes braunes, leicht gewelltes Haar. Er trug ein weißes Hemd, dessen oberen zwei Knöpfe geöffnet waren. Die Ärmel waren bis zum Ellenbogen hoch gekrempelt und er trug eine schwarze Anzughose mit einem schwarzen Gürtel gehalten. In seinem Gesicht strotzte ein Vollbart am Kinn und über seinen Lippen. Er war ganz leise neben ihr aufgetaucht und schaute auf sie herab, auf ihre einen Meter und dreiundsiebzig...mit seinen Händen in seinen Anzughosentaschen vergraben.

Sicherlich hatte er ihre Absatzschuhe auf der ersten Treppenstufe bei der Terrasse gesehen. Sein Oberkörper war muskulös und seine Augen waren... grau? Oder waren sie grün - grau? Clara war sich da nicht so sicher. Er hatte dichte, lange, schwarze Wimpern und sein Gesicht zierte ein gut geschnittener, gepflegter Vollbart. Ihre Augen blieben an seinen Lippen kleben...leicht geschwungen.

Sie hatte genug auf ihn gestarrt und fragte ihn verwirrt: "Wie bitte?" Sie war leicht verärgert und legte ihren Kopf leicht geneigt nach links.

Doch der Mann verhielt sich still und seine Augen ruhten auf ihrem Gesicht. Ihm verschlug es wohl gerade die Sprache. Denn ihre grünen Augen funkelten wie grüne Smaragde. Er zog die rechte Hand aus seiner rechten Hosentasche, an dessen Armgelenk eine goldene Uhr saß und sah sie interessiert an...und...Lächelte er sie etwa gerade an?

"Wer sind Sie und was suchen Sie hier?", löcherte sie ihn weiter, aber er lächelte nur in einem charmant fort und nickte mit seinem Kopf kurz zum Gruß und drehte sich zum Abgang um.

Er lief elegant auf der rechten Seite neben den Stuhlreihen zum Hotel und sein Hintern war der knackigste Hintern, der in dieser Hose steckte und...den sie je gesehen hatte. Sie starrte noch einen Moment darauf und schalt sich innerlich. Sie merkte, wie sie leicht erhitzt war und ihr die Röte ins Gesicht stieg, sogar ihr Puls schnellte etwas nach oben, während ihr Herz ein paar Freudensprünge vollbrachte und ihre Schmetterlinge im Bauch verlangten dringend nach Ausgang. Nichts hinderte sie daran, ihm noch etwas länger hinterher zu schauen.

Sie bekam noch mit, dass er sein Handy aus der linken Hosentasche mit der linken Hand zückte und eine Nummer wählte, bevor er es sich an sein Ohr legte. Er hatte bestimmt eine Freundin, die ihn gerade anrief, um ihn womöglich zu fragen, wo er gerade steckte. Seine rechte Hand steckte er zurück in die Hosentasche. Doch bevor er die Hand versteckte, fuhr er sich durch seinen Haarschopf, den er nun etwas durcheinander wühlte. Sein Haar war ja doch etwas länger, als Clara gedacht hatte. Er drehte sich noch einmal kurz zu ihr um und dann entschwand er ihren weit aufgerissenen Augen.

Wer war er?

Clara -  Time to get marriedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt