»Wenn Sterne ihr Licht verlieren
und Flüsse aus Blut sich zieren,
wird die Welt in den Schatten vergehen
und nichts wird jemals wieder auferstehen.«
𝐏𝐑𝐈𝐍𝐙𝐄𝐒𝐒𝐈𝐍 𝐋𝐄𝐕𝐀𝐍𝐀 von Aurelion steht vor einer schweren Bürde: Krieg und Hunger brei...
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༻✧༺ A R D E N T I S
Der Tod war wie ein heimtückischer Dieb, der sich lautlos in das Leben stahl und alles zerstörte, was man liebte.
Er raubte die Menschen, die einem am meisten am Herzen lagen, und mit ihnen nahm er gleichzeitig auch all die Freude und das Glück.
Zurück blieb eine kalte, erbarmungslose Dunkelheit, die jede Hoffnung verschlang und den Weg zurück ins Licht für immer versperrte.
Jeder erlebte irgendwann den Verlust einer Person, welche einem tief am Herzen lag. Und mit jedem geliebten Freund oder Verwandten, den man verlor, starb nicht nur ein Teil von einem selbst, sondern auch ein Stück des Sinns und der Bedeutung, die die eigene Existenz durch sie erhalten hatte.
Mir war dieses unausweichliche Schicksal bereits früh zuteil geworden.
Sehr früh sogar.
So früh, dass meine Kindheitserinnerungen von endlosen Abenden geprägt waren, an denen ich meinen Bruder und meine kleine Schwester fest in meinen Armen hielt, um sie zu beruhigen.
Nächte, in denen ich mich in eine dunkle Ecke verkroch und mir die Ohren zuhielt, um die Schreie und das Chaos um mich herum zu dämpfen.
Tage, an denen sich meine Augen auf einen festen Gegenstand fixierten, während die Schläge auf mich niederprasselten, und ich stumm litt.
Ich hatte jede einzelne Träne, die ich jemals besessen hatte, zu jener Zeit vergossen. Sie waren unaufhaltsam geflossen, bis keine einzige mehr übrig geblieben war und ich hatte realisieren müssen, dass ich nicht mehr weinen konnte.
Die Leere, die daraufhin gefolgt war, war allumfassend und unbeschreiblich gewesen. Sie hatte mich durch meine Jugend und schließlich ins Erwachsenenalter getragen, sodass ich sie nicht loswerden konnte.
Sie glich einer unsichtbaren Rüstung, die mich unbesiegbar machte, wie einen legendären Helden. Doch ich war der Antagonist der Geschichte.
Sie glich einem unsichtbaren Schild, an dem alles abprallte, wie Wellen, die gegen eine steinerne Klippe schlagen. Nur dass ich am liebsten in den Wellen ertrinken würde.
Durch sie gab es nichts mehr, was in mir aufschrie oder protestierte. Kein Schmerz konnte mich erreichen und kein Verlust konnte mich brechen, weil ich schon alles verloren hatte.
Sie hatte sich wie eine unheilbare Krankheit in meinem Körper ausgebreitet, um sich letztendlich durch meinen Geist zu fressen.
Sie hatte jeden positiven Gedanken, jedes schöne Gefühl vergrault und ein unendliches Nichts zurückgelassen. Ich konnte mich nur noch an die Wut in mir klammern, um mich lebendig zu fühlen.
Selbst die Trauer war mir fremd geworden. Sie war ein Luxus, den ich mir nicht mehr leisten konnte.
Auf den Beerdigungen von Sergej, Iwan, Dimitrij, Boris und Fjodor hatte ich nichts gefühlt. Nichts, bis auf eine nüchterne Akzeptanz, da jeder einzelne von ihnen das bekommen hatte, was er verdiente.