Der Abend trat herein und ich habe den Großteil des Tages in meinem Zimmer zugebracht und Pläne geschmiedet, wie ich in dieser Welt überleben würde. Ich musste mir unbedingt einen Job suchen und hatte schon eine Ahnung, wie ich das Ganze anstellen würde. Ich würde an diesem Abend einfach so in die Stadt gehen und verschiedene Bars abklappern, um herauszufinden, ob es überhaupt freie Stellen gäbe. Natürlich würde ich mein Glück als Kellnerin versuchen, da ich nicht riskieren durfte, dass meine Lüge aufflog. Ich schaute noch einmal aus dem Fenster meines kleinen, aber gemütlichen Zimmers und stellte fest, dass es draußen dunkel wurde. Für diese Art Job, die perfekte Zeit um loszulegen, dachte ich und verließ zielstrebig mein Zimmer. Sowie ich durch die Lobby huschte, konnte ich in meinen Augenwinkeln sehen, wie Angel mit überschlagenen Beinen an der Bar saß und etwas trank. Jedoch kümmerte ich mich nicht weiter, um diesen schmierigen Idioten und ging schnurstracks geradeaus. Doch kurz bevor ich die Türschwelle überschritt, rief er mir etwas hinterher, was mich mehr aus dem Konzept brachte, als es gesund für mich gewesen wäre. „Hey Baby! Wo willst du denn so spät abends noch hin? Komm lieber her und trink mit mir!", sprach er aufreizend und provokant. Ich blieb einen kurzen Augenblick stehen, würdigte ihm jedoch keines Blickes und schüttelte nur den Kopf. „Sorry, bin bereits verabredet.", sagte ich emotionslos und setzte mich schließlich wieder in Bewegung. Hoffentlich ließ er mich jetzt in Ruhe, dachte ich und beschleunigte meine Geschwindigkeit. Ich fand es außerordentlich unheimlich draußen und ich musste mich wirklich zusammenreißen. Am liebsten wäre ich zurück gegangen und hätte mich unter meiner Bettdecke verkrochen. Verdammt Joleen! Jetzt reiß dich doch mal zusammen! Du bist doch kein kleines Kind mehr, zeterte mein innerer Monolog. Pentagram – City war fußläufig innerhalb einer guten halben Stunde zu erreichen und ich erhoffte mir einige Bars am Stadtrand zu finden, damit ich es nicht allzu weit haben würde. Ich hatte Glück und fand in der tat eine Straße mit einigen Bars und Diskotheken. Es musste gut überlegt sein, in welcher Location ich mein Glück versuchen wollte. Es mochte zwar sein, dass es sich hierbei um ziemlich niedrigschwellige Arbeit handelte, aber trotzdem wollte ich die beste Möglichkeit in betracht ziehen. Meine Augen fielen auf einen rosa beleuchteten Laden, der ziemlich vielversprechend aussah. Der Name dieses Geschäfts lautete: „The Pink Stuff." Ich atmete einmal tief durch und setzte ein unechtes Lächeln auf, bevor ich an die Türsteher herantrat. „Hallo Jungs.", begrüßte ich die Beiden und wartete auf eine Reaktion. „Wenn du allein bist, kannst du direkt rein gehen Süße!", sagte der eine und nickte mir zu. Irgendwie kam mir das Eigenartig vor. Warum durfte ich sofort hinein und das ohne weitere Kontrolle oder sonstiges. „Eigentlich wollte ich fragen, ob euer Boss in der Nähe ist. Ich suche nämlich einen Job.", offenbarte ich und schaute sie freundlich, charmant an. Der eine schien etwas verwirrt zu sein und kratzte sich nur am Kopf. Unser Boss ist irgendwo da drinnen. Am besten du gehst rein und sprichst mit ihm. Er heißt Mr. Valentino.", sprach der eine und machte eine Handbewegung, die andeutete, dass ich endlich reingehen sollte. „Okay, danke Jungs.", sagte ich und zwinkerte ihnen zu, bevor ich schließlich hinein ging. Ich hatte keine Ahnung, was für ein Geschäft ich mir da ausgesucht hatte, jedoch wurde es mir nach wenigen Sekunden bewusst. Ich bin in einen Stripclub gestolpert und wollte eigentlich direkt wieder umdrehen und flüchten. Weit kam ich allerdings nicht, da ich aufgehalten und am Handgelenk zurück gezogen wurde. „Guten Abend Chiquita. Willst du etwa schon wieder gehen?", fragte mich ein großer, rot gekleideter Typ mit Hut, Mantel und Sonnenbrille. „Ich glaube ich bin hier nicht so ganz richtig...", erklärte ich kleinlaut und schluckte. „Ach ist das so? Warum ist so ein bezauberndes Wesen ganz allein unterwegs? Kann es sein, dass du ein Neuankömmling bist?", fragte er interessiert und gab mir einen aufdringlichen Handkuss. Alle Alarmglocken gingen in mir los, aber ich war mir unsicher, wie klug es war, sich unhöflich zu verhalten und aus dem Staub zu machen, also blieb ich und entschied mich dafür mit ihm zu sprechen. „Ja das stimmt. Ich bin aktuell noch neu in der Stadt und eigentlich suche ich einen Job...", erklärte ich zurückhaltend und zog meine Hand langsam wieder zurück. „Und was für eine Art Job suchst du? Vielleicht kann ich dir behilflich sein Babygirl!", bot er an und grinste heimtückisch. Alles in mir schrie, dass dies keine gute Idee wäre, aber ich wusste auch nicht, was ich tun sollte. Noch bevor ich mir eine weitere, nicht durchdachte Antwort zurecht stotterte spürte ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter. Eine weitere Person stand plötzlich hinter mir und ich befürchtete schon das Schlimmste. „Lass deine schmierigen Finger von der Kleinen! Du hast schon genug Angestellte, die du rumschubsen kannst!", knurrte eine Stimme, die mir bekannt vor kam. War das etwa Angel? Wie eingefroren stand ich da und konnte mich kaum noch rühren. Was machte er hier und warum mischte er sich ein? „Du kleine Schlampe hast wohl vergessen, wo dein Platz ist!", warnte Valentino ihm und bekam einen finsteren Gesichtsausdruck. „Oh, glaub mir! Ich weiß sehr wohl, wo mein Platz ist, aber außerhalb des Studios mache ich, was ich will, und in meiner Freizeit hast du mir gar nichts zu sagen! Und jetzt lass sie in Ruhe und halt deine dämliche Fresse!", konterte Angel bissig und zog mich grob hinter sich. Was ging hier bitte ab?! Ich verstand überhaupt gar nichts mehr! War dieser Valentino etwa sein Boss? Im nächsten Moment schlug er Angel ins Gesicht und wendete sich von ihm ab. „Dafür werde ich dich bezahlen lassen! Du kannst dich schonmal auf Überstunden freuen!", sagte er psychopathisch und verschwand in einer Sitzecke bei freizügig bekleideten Damen. Angel richtete sich auf, strich seine Klamotten glatt und zerrte mich anschließend am Arm aus dem Club raus. „Sag mal hast du ne Vollmeise? Du kannst doch nicht einfach allein losziehen und dich irgendwelchen Dämonen als Arbeitskraft anbieten! Hast du auch nur die leiseste Ahnung davon, was da alles hätte, schief gehen können?", polterte er los und starrte mich erzürnt und fassungslos an. Ich stand vollkommen neben der Spur und kam mir nun wirklich vor, wie die allergrößte Idiotin, die jemals existiert hat. „Ich wollte doch nur... Warum bist du mir gefolgt? Was kümmert es dich, was ich mache! Wir kennen uns überhaupt nicht und ich kann dich auch nicht leiden!", fauchte ich, ohne über meine Worte nachzudenken. Eigentlich war es doch nett von ihm, dass er mich vor einem offenbar größeren Übel bewahrt hatte, aber das gab ihm lange nicht das Recht, so ungehobelt mit mir zu sprechen! Völlig perplex sah er mich an und fuhr sich aufgebracht durch seine wuscheligen Haare. „Wow! Du musst ja beliebt gewesen sein zu Lebzeiten! Ich rette dir deinen schnuckeligen Arsch und das ist der Dank dafür?! Es kann wirklich eine Zumutung sein, der Gute zu sein, aber scheiß drauf! Komm jetzt! Ich schaffe dich wieder ins Hotel! Charlie kann dir sicherlich helfen eine Arbeit zu finden, bei der du nicht versklavt wirst...", sagte er grimmig und fing an mich hinter sich her zu schleifen. Ich riss mich los und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kann allein gehen! Danke!", zeterte ich und lief bockig an ihm vorbei. Dieser Blödmann! Wie er mit mir rumsprang, gefiel mir nicht. Ich kannte ihn noch nicht lange, aber es kam mir so vor, als hätte er mindestens zwei Persönlichkeiten. Aber wer war er wirklich? War er wirklich dieser arrogante und völlig überspitzte Pornostar oder war das nur eine Fassade? Eine ganze Weile sprachen wir kein Wort miteinander, bis er seufzte und das Schweigen brach. „Warum willst du eigentlich Kellnern? Hast du nie nach höherem gestrebt?", fragte er plötzlich überraschend tiefgründig und brachte mich ein weiteres Mal aus dem Konzept. „Warum sollte ich denn etwas anderes wollen?", antwortete ich mit einem Achselzucken. „Dann bist du die erste Kellnerin, die ich treffe, die das freiwillig macht, aber gut..., wenn es das ist, was du willst...", sagte er und steckte sich nebenbei eine Zigarette an. Ich verdrehte die Augen und schnaubte. „Es würde doch ohnehin keine Rolle spielen, wenn ich etwas anderes wollen würde... Was ist mit dir? Ist dein Herzenswunsch gewesen, ein Pornostar zu werden?", fragte ich und wollte somit von mir ablenken. Ein kleines Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit. „Zumindest wollte ich Ruhm und Anerkennung...", antwortete er, ohne weiter darauf einzugehen. Wirklich zufriedenstellend fand ich seine Antwort aber nicht, was mich innerlich schon wieder sehr aufwühlte. Anschließend lief ich wieder wortlos neben ihm her und grübelte in mich hinein.
DU LIEST GERADE
Tell me lies - Verbotene Liebe
फैनफिक्शनEine junge Medizinstudentin bekommt nach ihrem Tod eine zweite Chance. Dabei wird ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt, als sie auf ihren Seelenverwandten trifft. Manchmal ist es eben Liebe auf den zweiten Blick und es ist nicht alles Gold, was gl...