𝐉𝐔𝐋𝐄²²

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Jule hat Angst. Angst um ihre Beziehung zu Lena.

Seit sie von Lenas Wechsel zu Bayern erfahren hatte, war für sie nichts mehr wie vorher. Ständig kämpfte sie mit negativen Gedanken, Angst und dem Gefühl alleine gelassen zu werden. Jule hat Angst am Ende leer auszugehen. Lena würde sie vernachlässigen - oder noch schlimmer, sie würde Schluss machen und sie nie wieder auch nur anblicken.

Mit einem leisen Seufzen drehte sich Jule auf die andere Seite. Die Gedanken an die bevorstehenden Veränderungen hielten sie wieder wach. Sie versuchte ihr Gesicht tief in dem Kissen unter sich zu vergraben, besser noch darin zu versinken, aber leider klappte das nicht.

Die Jüngere beschloss sich noch ein wenig zu bewegen.

War es zwei Uhr morgens? Ja.

Interessierte sie das auch nur im Geringsten? Nein.

Also drehte sie sich leise aus dem Bett, um Lena nicht zu wecken und tapste auf Zehenspitzen nach draußen. Erst als sie im Wohnzimmer angekommen war, wagte sie es wieder zu atmen.

Zuerst entleerte sie ihre Blase, danach trank sie ein Glas Wasser, ging in den Flur, zog sich Jacke und Laufschuhe an und ging nach draußen.

Die kühle Luft peitschte ihr ins Gesicht und bereits nach ein paar Schritten im Dunkeln bereute sie es überhaupt aufgestanden zu sein. Sie könnte sich für diese Aktion verfluchen, aber es würde doch alles nichts bringen. Ginge sie ins Bett zurück, könnte sie auch nicht einschlafen, deshalb steuerte sie den Bürgersteig an und lief, in der Sicherheit der Straßenbeleuchtung, einfach los.

Eigentlich mochte sie die Stadt nicht, aber nachts, wenn alles schlief, konnte es ganz angenehm sein.

Einen Fuß vor den anderen - laufen eben - man sollte meinen, dass das für eine Fußballerin kein Problem darstellen dürfte, aber Jules Beine fühlten sich träge und schwer an. Ihr Tempo, welches sie sonst locker lief, schien jetzt unmöglich.

Also schleppte sie sich zur Wohnung zurück, in welcher, wie sie von außen sehen konnte, Licht brannte.

Langsam schlurfte sie die Treppen nach oben und schloss die Tür auf, währenddessen überlegte sie, wieso sie das Licht angelassen hatte. Doch die Frage erübrigte sich, als sie ins Wohnzimmer kam.

Dort saß, oder lag, Lena, in eine Decke gewickelt, auf der Couch und döste unruhig vor sich hin.

Ganz langsam und immer darauf bedacht leise zu sein, zog sie sich die Schuhe aus und schlich unter die Dusche, zuvor drehte sie aber das Licht ab. So sehr sie Lena auch liebte, eine verschwitzte Jule hatte sie wirklich nicht verdient, obwohl sie sich sicher war, dass es ihrer Freundin egal wäre.

Nach dem Duschen warf sie sich einfach eine Jogginghose und einen Hoodie von Lena über und schlich dann wieder zu ihr.

Jule hauchte ihr einen leichten Kuss auf die Stirn und ihre Augen schnellten auf. Ein leises „Baby" war alles, was sie hervorbrachte, bevor sich Jule zu ihr legte und ihre Lippen wieder aufeinandertrafen.

Nach einer Weile und dem tatsächlichen Gefühl von Müdigkeit bei Jule, stupste diese ihre Freundin an, um sie so zu wecken.

„Hey, komm, wir gehen ins Bett, dort ist es bequemer."

Lena rieb sich verschlafen die Augen, bevor sie antwortete.

„Wieso bist du dann gegangen?"

Wow, das traf Jule aus dem nichts und sie wusste nicht, ob sie ehrlich sein sollte, denn natürlich gönnte sie es ihrer Partnerin, aber der egoistische Teil in ihr, wollte nicht, dass sie ging.

Und schon waren die Zweifel wieder da. All die Sorgen und Ängste, die sie während dem Laufen verdrängen konnte, waren jetzt wieder da.

Lena bemerkte das offensichtlich, denn sie richtete sich sofort auf und nahm ihre Freundin einfach in den Arm.

Plötzlich überkamen Jule die Tränen und sie ließ es einfach raus.

„Es ist alles gut, du bist hier sicher", flüsterte die Ältere an ihren Kopf und begann langsam kleine Kreise auf Jules Rücken zu zeichnen.

Nach einer Weile versiegten die Tränen, dennoch wollte keine der beiden die Umarmung lösen.

„Ich verdiene dich nicht", murmelt Jule irgendwann, was Lena verwirrt den Kopf heben ließ.

„Was hast du da gerade gesagt?", fragte sie deshalb ungläubig nach.

„Dass ich dich nicht verdiene", wiederholte sie ihre Worte, „Sieh dich doch mal an, du bist die perfekte Spielerin, sympathisch, selbstbewusst und obendrauf noch unfassbar attraktiv, und dann sie dir mich an", Jules Stimme war am Ende nur noch ein Seufzen.

Erschrocken richtete sich Lena auf und schob Jule so ein wenig von sich, nur um dann ihre Hände um das Gesicht der Jüngeren zu schließen.

„Hörst du dir selbst eigentlich zu? Anscheinend nicht, denn sonst würde dir auffallen, was für einen Schwachsinn du da redest", begann Lena ihre Freundin aufzubauen, „Ich sage dir jetzt mal was ich sehe, wenn ich dich anschaue", gespannt spitze Jule ihre Ohren, „Ich sehe eine atemberaubende junge Frau, die schon so unfassbar viel erreicht hat und noch erreichen wird, ich sehe meine beste Freundin, mit der ich immer Spaß haben kann, ich sehe zwei wundervolle Augen und ein riesengroßes Herz aber weißt du was ich am allermeisten sehe?", Jule schüttelte gebannt den Kopf,

„Die Liebe meines Lebens."

Und damit verbannt sie ihre Lippen wieder miteinander.

So zärtlich und weich trafen sie aufeinander, doch der Kuss war anders als ihre vorherigen Küsse.

Er war geprägt von mehr Liebe, Vertrauen und einem Versprechen.

Einem Versprechen, dass Lena bald einlösen würde...

𝐅𝐎𝐑𝐄𝐕𝐄𝐑 | woso oneshotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt