Auf der Flucht

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Der Morgen graute, und ich hatte kein Auge zugemacht. Das Bild von Philippe Moreaus Leiche verfolgte mich. Ich konnte das Blut an meinen Händen noch immer spüren, obwohl ich sie unzählige Male gewaschen hatte. Mein Herz raste bei jedem Geräusch von draußen, und ich erwartete jeden Moment, dass die Polizei meine Tür eintreten würde.

Meine Mutter bemerkte natürlich, dass etwas nicht stimmte. Sie sah mich mit ihren müden Augen an, voller Sorge und Erschöpfung. „Nico, was ist los? Du bist blass wie ein Geist."

„Nichts, Mama", log ich. „Ich bin nur müde. Die Arbeit war anstrengend."

Sie seufzte und legte eine Hand auf meine Wange. „Du arbeitest zu viel. Pass auf dich auf."

Ich nickte nur und sah zu, wie sie zur Arbeit ging, meinen kleinen Bruder an der Hand. Sobald die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, packte ich meinen Rucksack. Ich musste weg. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei mich fand. Und wenn sie das Messer in meiner Tasche entdeckten, war alles vorbei.

Ich verließ das Haus durch das Fenster und schlich durch die Hintergassen von St. Tropez. Mein Ziel war klar: Ich musste Beweise finden, die meine Unschuld bewiesen. Aber wo sollte ich anfangen? Ich kannte Philippe Moreau kaum. Er war nur ein Arbeitgeber, einer von vielen Reichen in dieser Stadt.

Mein erster Gedanke war, zum Hafen zurückzukehren. Vielleicht hatte ich etwas übersehen, einen Hinweis, der mich zu dem wahren Mörder führen könnte. Doch als ich näher kam, sah ich die Polizeisperren und die Beamten, die alles absuchten. Zurückgehen war keine Option.

Ich setzte mich auf eine Bank in einem kleinen Park und überlegte. Moreau war ein reicher Geschäftsmann. Reiche Leute haben oft Feinde. Vielleicht war es jemand aus seinem Umfeld, jemand, der etwas zu gewinnen hatte. Doch wer?

Plötzlich fiel mir jemand ein: André, ein Freund von Moreau, der oft auf der „La Belle Vie" zu Gast war. Ich hatte ihn einige Male gesehen, ein schmieriger Typ, der immer zu wissen schien, was in der Stadt vor sich ging. Wenn jemand Informationen hatte, dann er.

Ich wusste, dass André oft im „Le Vieux Port" zu finden war, einer heruntergekommenen Bar am Rande der Stadt. Mit klopfendem Herzen machte ich mich auf den Weg. Die Bar war genau so, wie ich sie in Erinnerung hatte: dunkel, verraucht und voller zwielichtiger Gestalten.

Ich setzte mich an die Theke und bestellte ein Wasser. Der Barkeeper war ein hagerer Mann mit einem misstrauischen Blick, aber er sagte nichts. Nach einer Weile tauchte André auf, in ein Gespräch mit einem anderen Mann vertieft. Ich wartete, bis er allein war, und ging dann zu ihm.

„André", sagte ich leise. Er blickte auf und runzelte die Stirn. „Was willst du, Junge?"

„Ich brauche Informationen. Über Philippe Moreau."

Er lachte schroff. „Der alte Moreau? Was geht dich das an?"

„Ich arbeite für ihn. Oder habe es zumindest getan", antwortete ich. „Er ist tot, André. Ermordet."

André erstarrte. Seine Augen verengten sich, und er lehnte sich näher. „Das habe ich gehört. Aber was hast du damit zu tun?"

„Ich wurde am Tatort gesehen. Die Polizei wird mich verdächtigen. Ich muss den wahren Mörder finden, sonst bin ich geliefert."

Er musterte mich lange, bevor er langsam nickte. „Okay, Junge. Ich helfe dir. Aber das wird dich was kosten."

Ich schluckte schwer. „Ich habe nicht viel. Aber ich werde tun, was nötig ist."

„Gut", sagte André und lehnte sich zurück. „Dann hör gut zu. Es gibt ein paar Leute in dieser Stadt, die Moreau tot sehen wollten. Finde heraus, wer sie sind, und du hast eine Chance. Aber sei vorsichtig. Du spielst ein gefährliches Spiel."

Ich nickte und stand auf. Meine erste Spur war gelegt. Jetzt musste ich nur noch herausfinden, wer Moreaus Tod wollte und warum. Die Zeit lief, und ich wusste, dass ich schnell handeln musste.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 25 ⏰

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