Der Wind heulte wie ein verwundetes Tier durch die Gassen von Belagar, einem kleinen Dorf am Rande des Dunkelwaldes von Akratis. Schneeflocken tanzten wild in der Luft und verwandelten die Welt in eine weiße, klirrend kalte Einöde. Der Sturm war überraschend gekommen, und die Dorfbewohner hatten sich in ihren Häusern verbarrikadiert, in der Hoffnung, dass er bald vorüberziehen würde. Doch es schien, als habe der Sturm beschlossen, das Dorf für immer in seinem eisigen Griff zu halten.
In der Ferne tauchte eine dunkle Gestalt aus dem Nebel der Schneewände auf. Der Mann schien nur noch ein Schatten zu sein, kaum mehr als ein vager Umriss im dichten Schneetreiben. Schritt für Schritt kämpfte er sich vorwärts, während der Wind seine Kapuze zurückriss und sein Gesicht ungeschützt der unbarmherzigen Kälte preisgab. Schneekristalle sammelten sich in seinem Bart, und sein Atem bildete kleine Wolken vor seinem Mund, die sofort vom Sturm verweht wurden.
Dorian, der Dorfherr von Belagar, stand am Fenster seines steinernen Anwesens und starrte in die weiße Leere hinaus. Er hatte sich ein schweres Wolltuch um die Schultern gelegt, um sich gegen die Kälte zu wappnen, die selbst durch die dicken Mauern des Hauses drang. Der Sturm beunruhigte ihn. Es war ungewöhnlich, dass er so plötzlich und mit solcher Heftigkeit losgebrochen war. Mitten im Sommer. Während er noch seinen Gedanken nachhing, fiel sein Blick auf die Gestalt, die sich dem Dorfplatz näherte.
„Bei den Göttern", murmelte Dorian vor sich hin. „Wer würde bei diesem Wetter draußen sein?"
Er zögerte erst, doch da er verhindern wollte, dass diese arme Seele sehr bald sterben würde, wandte er sich von dem Fenster ab und eilte zur Tür. Die Holzdielen knarrten unter seinen Schritten, als er durch den Flur lief und die schwere Eingangstür aufstieß. Ein eisiger Windstoß schlug ihm entgegen, und er zog das Tuch enger um sich.
Der Fremde war inzwischen auf dem Dorfplatz angelangt, doch seine Schritte wurden langsamer. Seine Beine schienen ihm nicht mehr gehorchen zu wollen. Mit einem verzweifelten Aufbäumen schleppte er sich noch ein paar Schritte weiter, bevor er schließlich auf die Knie sank. Der Schnee wirbelte um ihn herum, und für einen Moment sah es aus, als würde der Sturm ihn gänzlich verschlingen.
„Haltet durch!" rief Dorian und stapfte durch den kniehohen Schnee auf den Mann zu. Er wusste, dass er schnell handeln musste. In dieser Kälte konnte ein Mensch in Minuten erfrieren. Der Dorfherr packte den Fremden unter den Armen und versuchte, ihn auf die Beine zu ziehen.
„Lasst... lasst mich...", stöhnte der Mann schwach und schlug mit seinen Händen um sich, als wollte er einen unsichtbaren Gegner abwehren. Sein Blick war glasig und leer, als ob der Schnee ihm die Sinne geraubt hätte.
„Ihr seid in Sicherheit, ich bringe Euch ins Warme", beruhigte Dorian ihn, während er den Mann mit aller Kraft hochzog. Mit einem letzten Aufbäumen gelang es ihm, den Fremden in Richtung des Herrenhauses zu ziehen.
Dorian rief nach seinen Bediensteten, und zwei kräftige Männer kamen aus dem Haus gestürzt. Gemeinsam brachten sie den Fremden ins Haus und legten ihn auf eine Bank vor dem prasselnden Kaminfeuer.
„Bringt warme Decken und heiße Suppe", befahl Dorian, während er den Fremden musterte. Der Mann trug eine abgenutzte, aber einst prächtige Lederjacke, die nun durchnässt und vom Schnee bedeckt war. An seinem dicken, schwarzen Gürtel hing ein dickes Breitschwert, an dessen Klinge merkwürdige Verfärbungen zu sehen waren. Um seinem Hals hing eine silberne Kette, an dessen Ende ein beiger Totenkopf befestigt war. In den Augenhöhlen des Schädels waren silberne Schwerter eingelassen, die sich kreuzten. Seine Hände zitterten unkontrolliert, während er versuchte, sich aufzurichten.
„Wer seid Ihr? Was führt Euch in unser Dorf bei solch einem Wetter?" fragte Dorian mit fester Stimme, doch er bemühte sich um einen freundlichen Ton. Er wollte den Mann nicht weiter verunsichern, der offensichtlich am Ende seiner Kräfte war.
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Die Chroniken von Edward Shiles
FantasyEin junger Mann namens Edward Shiles verliert eines Tages alles was ihm wichtig ist durch einen brutalen Überfall. Voller Hass macht er sich auf die Reise in eine düstere Stadt, in der er jemanden finden soll, durch den er möglicherweise seine Rache...