Es war eine sternenklare Nacht. Der volle Mond strahlte hell in diesonst dunkle Höhle und tauchte alles in ein silbriges Licht, welchesdie Schatten der Felsen zum Tanz aufforderte. Pfotengetrappel war zuhören, als eine große Katzengruppe zum Ausgang der Höhle eilten.Nur eine silberne Kätzin löste sich und rannte zum wiederholten Malzu einem ebenfalls Silber glänzenden Kater mit struppigem Fell. „Unddu bist dir wirklich sicher das du aufpassen willst? Sie sind wildund Falkenjunges verletzt sich so leicht und..." „Wie oft dennnoch Silberklee? Natürlich passe ich gerne auf meine Enkel auf!Jetzt lauf schon, sonst gehen die anderen noch ohne dich zur großenVersammlung!", miaute der Kater belustigt. „Du hast ja Recht..."Sie warf einen liebevollen Blick auf drei, im Schatten raufende,Gestalten, bevor sie sich ebenfalls zum Ausgang wandte. Kurz bevordie Silberne vollends verschwand wandte sie sich ein letztes Mallächelnd um. Das Licht des Mondes ließ ihr Fell hell erstrahlen undder leichte Nieselregen, der nun auf die Decke der Höhle und in dieheiße Quelle tropfte, sah auf ihrem Fell aus wie kleine Abbilder derKriegerahnen, dann tauchte sie ein in den Schatten der Berge und warschon bald darauf nicht mehr zu sehen. Die drei kleinen Gestaltensprangen nun aufgeregt um ihren Großvater herum und bettelten umeine Geschichte. Der struppige Kater bedeutete ihnen still sich zuihm in sein Nest zu kuscheln, wo sie nach einigen Gerangel auchschließlich landeten. „Bitte erzähle uns die Geschichte von derMondkriegerin!", sprach Kleejunges nach einer Weile des Schweigens.„Nein!", verlangte Sturmjunges nach seiner Lieblingsgeschichte,„Die von der Heilerschülerin, die ganz alleine ihren Clanrettete!" „Lieber die von Falkenstern und dem Kampf desSternenClans!", tat auch Falkenjunges seine Meinung kund, woraufhinsich die drei schon wieder streitend am Boden wälzten. Der alteKater seufzte. Die kleinen Jungen erinnerten ihn an sich selbstfrüher und ohne Vorwarnung, oder andere Worte begann er zu erzählen:
„Unsere Geschichte beginnt als ein wichtiges Junges geboren wurde!
'Sicheljunges, komm her, du erkältest dich doch!' 'Ja, ja, Mama ichkomme Gleich!', miaute der silberne Kater nur und stieß seineSpielgefährtin um. Sein Fell war voller Schnee, der in der Sonne wieSterne funkelten. Als er sich gerade zur Kindestube wandte wurde ervon hinten umgeworfen. Als er sich umdrehte blickte er geradewegs indie dunkelgrünen Augen seiner Freundin, die ihn spielerischanknurrte. Im Gegensatz zu ihm fiel ihr schwarzer Pelz im weißenKalt sehr auf und während Sicheljunges es genoss im Schnee, nahezuunsichtbar, seiner Freundin aufzulauern, verließ diese sich auf ihrIntelligenz und guten Sinne. Spielerisch fauchend stürzte sich dassilberne Junge auf die Schwarze und sie flogen nur so in das nasseWeiß. Er hatte schon längst vergessen , dass seine Mutter ihngerufen hatte. Mitten in der wildesten Rauferei erklang ein Jaulen.Der Wächter jaulte den Schlangenruf. Wie der Blitz schoss einesilberne Königin aus der Kindestube und zog die zwei sich windendenJungen mit sich, zurück in den sicheren Bau. 'Was ist los Mama? Wirhaben gerade so schön gespielt!' Doch das kleine Junge erhielt keineAntwort. Während die Königin ihr Junges liebevoll ableckte,versuchte seine schwarze Freundin aus dem Bau zu schlüpfen um dasChaos draußen mit eigenen Augen zu sehen, doch Sicheljunges' Mutterhielt sie nur wortlos auf. Für sie war die Schwarze inzwischen wiezu ihrem eigenen Jungen geworden, seit Grausturm sich entschiedenhatte wieder ihren Kriegerpflichten nachzugehen und so konnte sie,wie bei Sicheljunges, nicht zulassen, dass sie schon in so jungenAlter mit dem Tod in Berührung kam. Auch wenn es sich in einer Zeitwie dieser kaum vermeidbar wäre. Eine stämmige graue Kätzin schobsich durch den Eingang. Dicke Tränen rannen aus ihren Augen und sieblickte sich hektisch im Bau um, bis sie Sicheljunges' schwarzeSpielgefährtin entdeckte. 'Da bist du ja Schattenjunges!' Ohne vieleWort drückte sie ihr Junges eng an sich. 'Es ist...', die Stimme derGrauen brach ab und die wich dem Blick der silbernen Königin aus.'Nachtfunke?', fragte diese mitfühlend, doch Grausturm schütteltenur den Kopf. 'Wer?', bohrte die Silberne weiter nach, bis ihr einschrecklicher Gedanke kam: 'Doch nicht...' Die Graue senkte den Kopf,murmelte den 'Tut mir so leid...' und rollte sich mit Schattenjungesin der hintersten Ecke des Baues zusammen. Sie weinte. Völligverständnislos sahen sich Sichel- und Schattenjunges an. Was warhier los? 'Komm mit, Sicheljunges!', flüsterte seine Mutter undführte ihr zitterndes Junges aus der Kind+rstube. Die anfänglicheNeugier war verschwunden und hatte einer bohrenden Angst Platzgemacht. Der kleine Kater jaulte entsetzt auf, als er einen leblosenFellhaufen am Boden liegen sah, im selben grau-schwarz wie seinVater. Glasige graue Augen und ein entsetzter Gesichtsausdruckverriet allen Anwesenden was passiert war. 'Die Schlangenkätzin! Siewird dafür bezahlen!', fauchte seine Mutter und fuhr die Krallenaus. Der Körper des Jungen zitterte unkontrolliert, schockiert überdas was er hier erblickte. Eine kleine weiß-braun gescheckte Kätzinleckte Sicheljunges beruhigend das Fell und redete leise auf ihn ein,während eine gleich aussehende seine Mutter fragte: 'Tod, oder...'Sie schwieg bedeutungsvoll und alle, außer dem Jungen, schienen zuwissen was gemeint war. Ein Schaudern war zu spüren und vielseufzten erleichtert auf, als seine Mutter den Tod wählte. Einmuskulöser weißer Kater mit grau gestreiften Flecken trat an seinenVater heran, hob eine Pfote und fuhr die Krallen aus. 'NEIN' DerAufschrei ging Sicheljunges durch Mark und Bein und es dauerte eineWeile, bis er begriff, dass er selbst geschrien hatte. Doch diespitzen Krallen des Kater drangen bereits in die Kehle seines Vaters.Blut quoll heraus und der Silberne konnte bloß zusehen. Er spürtenur noch Kälte, Kälte und Hass. 'Komm Sicheljunges, wir...',drangen die Worte seiner Mutter zu ihm durch, doch er sah sie nurwütend an: 'Warum habt ihr ihn getötet? Warum?' Diese Nacht schliefder Kater alleine in einem Nest.
