„Wir brechen auf!" sagte Morgan. „Wenn wir durch diese Tür gehen sind wir Tot!" Tabeas Blick verdunkelte sich, während sie auf die hölzerne Eingangstür unserer winzigen Hütte deutete. Die Situation schien wirklich ernst zu sein. „Wir brechen auf und zwar gleich!" Sprach Morgan. Diesmal aber mit einem ernsteren Tonfall. „Morgan hör mir doch zu. Du hast hier nicht das sagen!" mittlerweile standen sich die beiden Erwachsenen gefährlich nahe. „Sie ist ein Kind Tabbi." zischte er zynisch und linste währenddessen in meine Richtung. Ich klammerte mich einwenig fester unter meine dicke Wolldecke. Die winzige Holzhütte in der wir uns befanden, war noch immer stock finster. Nur eine einzige Ölkerze brannte hell und produzierte einen düster flackernden Schatten. Noch immer war mir der Ursprung dieser heißen Diskussion unklar. Morgan und Tabea schritten so gut wie nie über Kleinigkeiten, ganz im Gegenteil. Wir drei pflegten ein sehr familiäres Verhältnis, obgleich wir blutsfremd waren. Seit dem unsere Stadt von dem Feind eingenommen wurde, waren die Bürger Rohlens auf der Flucht.
„Tabbi bitte vertrau mir doch!" versuchte Morgan es erneut, doch sie schien unbeeindruckt. Wenn ich die Situation richtig deutete sprachen die beiden über mich. Ich war das Problem. Schritte. Es war Morgan, er kam auf mich zu. Tabea schrie. Feuer. Und plötzlich lief alles ganz schnell. Die Ölkerze war umgestoßen und hatte die alten Vorhänge in Brandt gesteckt. Qualm stieß mir in die Nase und auf einmal verwandelte sich das bedrohliche Feuer in eine noch bedrohendere Finsternis.Panisch schreckte ich auf. Sofort erfüllte grelles Sonnenlicht meine Augen. „Es war nur ein Traum" versuchte ich mich zu beruhigen. Schweres Atem stemmte ich mich an den Seitenwänden des Wagons in dem ich mich befand auf. Die kahle Landschaft zog wie im Flug an mir vorbei und die Getreide Säcke, auf welchen ich es mir gemütlich. Gemacht hatte, wackelten noch störender als am Anfang meiner reise. Mittlerweile waren 12 Jahre vergangen seit dem ich Morgan und Tabbi das letzte mal sah und noch immer hatte ich keinen Schimmer, was damals wirklich geschah, oder gar weshalb die beiden sich so heftig geschritten hatten. Es war wie ein Schwarzesloch, welches sich jenen Abend in mein Gedächtnis gefressen hatte. Das einzige was sich in mein Gehirn brannte, war das Bild einer Holzhütte in Flammen. Meinem Zuhause. Ich sah das Szenarium trotz der vergangen Zeit noch immer Glasklar vor Augen. Hätte ich die Hütte, nach meinen erwachen im Krankenhaus, nicht Tagelang versucht zu finden, hätte ich mich wohl eigenständig für Geisteskrank erklärt. Doch auch wenn mir sämtliche Krankenpfleger davon abrieten, fand ich die verkohlten Überreste im Wald. So wurde mir klar, dass ich keine psychotische Störung hatte, sondern einfach nur an einem gigantischem Blackout zu leiden hatte. Was die Situation nicht unbedingt besser machte. Immerhin war ich zu dem damaligen Zeitpunkt gerade mal Sechs Jahre alt und vollkommen alleine. Schon damals blieb mir die Frage offen, wer mich vor das große Stadttor von Rohlens gelegt hatte, oder weshalb Morgan und Tabea nirgendwo aufzufinden waren. Nicht mal ihr Leichnamen wurde gefunden. Erst einige Zeit nach dem tragischen Vorfall erklärten mir zwei Männer, welche mich im Krankenhaus besuchten, das sie vermuteten die beiden wären restlos zu Asche verbrannt. Was für ein Blödsinn, jahrelang wollte ich es nicht einsehen, verdrängte die Tatsache das meine Familie tot zu seien schien regelrecht. Immer wieder redete ich mir ein wie klug, sanft und mutig Tabea gewesen war. Wie sie mir sämtliche Fähigkeiten übers Leben und Überleben beibrachte und dabei immer ein lächeln auf den Lippen trug. Morgan vermisste ich mindestens genauso sehr. Sein Wissen, wie er immer über alles im Land was mit der Regierung zutuen hatte Bescheid wusste. Er lehrte mir das reiten und brachte mir heimlich Bücher aus der Stadt mit, welche mir den direkten Zugang zu grenzenloser Bildung verschiff. Zu beginn waren es hauptsächlich Sachbücher, wie ein Tierlexikon oder Pflanzenkunde, aber gegen später wurden es immer mehr Schriftwerke über den Menschen selbst. Psychologie rund um den Verstand, wieso wir Dinge tuen, wie Linguistik wirkt und ab und an auch etwas kleines über Manipulation. Vieles der Schriften verstand ich zwar nicht, aber das ein oder andere konnte ich mir durch Morgans Hilfe aneignen. Auch wenn Tabbi die Geisteswissenschaften für überflüssig fand und mir ständig erklärte ich solle mich zuerst mit der Geschichte unseres Landes beschäftigen, ehe ich mich solchen komplexen Themen widmete. Immer zu sprach sie davon, dass ich noch viel zu jung wäre um mich mit erwachsenen Themen zu beschäftigen. „Geh raus, hab Spaß süße, die Ernsthaftigkeit des Lebens holt dich noch früh genug ein." brannten mir ihre Worte im Kopf. Nur verstand ich damals nicht im geringsten wie recht sie doch hatte. Meine kleine Märchenwelt, wie ich sie mir früher immer ausgemalt hatte, existierte heute nicht mehr. Niemals mehr werde ich nach einem langen Ausritt durch die Wälder, an einem friedlichen und herrlich warmen Sommertag, nach Hause kommen und mit Tabbi gemeinsame Apfelkrapfen in der Küche zubereiten. Niemals mehr würd mir der süße Duft nach Zimt und Honig in die Nase steigen. Niemals mehr werden Morgan, Tabea und ich gemeinsam an unserem wackeligen Esstisch sitzen, während ich mir den Bauch mit der zauberhaften Süßspeise vollschlank und die beiden mir über irgendwelche lustigen Geschichten erzählten. Die beiden hatten nie vor zu Heiraten, waren nicht mal verlobt geschwiegen denn überhaupt zusammen. Trotzdem war ich mir sicher, dass Morgan Tabbi liebte. Für mich waren sie die Familie die ich nie hatte. Tabbi machte sich ständig sorgen um Morgan, wenn er abends in die Stadt aufbrach. Wie oft ich ihn doch anflehte mich mitzunehmen. „Du bist zu jung! Die Stadt ist viel zu gefährlich für so ein kleines Mädchen wie dich ." verweigerte er es mir stets. Die Sehnsucht nach einem kleinem Abenteuer, verfloss nach dem Brandt geschwindt. Zu schnell wurde ich erwachsen. Zu schnell wurde ich mit den Dingen konfrontiert, vor denen Tabea mich immer beschützen wollte. Nach meiner zeit in pflege brachten mich Menschen von der Behörde in das örtliche Kinderheim. Ein teuflischer Ort, dessen Wende nur so nach staatlicher Induktion und Emanzipation stanken. Ich verbrachte drei Jahre dort, anschließend versetzten sie mich mit auf das Junior College in Tenens. Ich verließ meine Heimat und begann neben der Schule heimlich Geld zu verdienen. Legal war das nicht aber für genügend essen und ab und an mal ein neues Kleidungsstück reichte es aus. Zunächst übte ich mich als Taschendiebin. Einwenig später traf ich auf Wren. Er war so alt wie ich und wohnte auf den Straßen Tenens. Durch ihm lernte ich in der Stadt Fuß zufassen. Außerdem brachte er mir seinen ein oder anderen Taschentrick bei, als sogenannter Trickbetrüger, wie er sich gerne bezeichnete. Er war nach dem tot von Morgan und Tabea der erste dem ich mich wieder anvertraute.
„Hey! Wo gehst du hin?" rief ich der in einem Umhang gehüllten Gestalt hinterher, die soeben meine Brieftasche geklaut hatte. „Bleib sofort stehen! Ich warne dich!" fauchte ich. Doch die Gestalt zögerte nicht einen Moment ehe sie sich weiter durch die Menschenmassen drängte. Wut kochte ihn nur auf. Das war mein Trick, wie konnte ich bloß so unaufmerksam gewesen sein. Sofort nahm ich die Verfolgung auf. Ich jagte den Dieb durch mehrere Gassen, kletterte auf Dächer und sprang sogar von einem Balkon. Herrje wie hartnäckig konnte man sein? Dann endlich dränge ich ihn in einem Hinterhof. Er saß in der Falle. Rasch ergriff ich eine Heugabel und nährte mich ihm, so wie es mir Morgan gezeigt hatte. „Hände an die Wand, na los!" befahl ich dem Mistkerl. Er folgte meinen Anweisungen. „Du lässt nicht locker was?" schmunzelte er. Wie konnte er in so einer Situation bloß noch so eine große Klappe behalten.
ich Zu meinem verblüffen gehorchte der Junge meine
Wenn ich mich nicht getäuscht hatte würde mich der Güterzug direkt an den Hauptbahnhof von Avenir bringen, der Stadt in welcher ich ein neues Leben anfangen werde. Um ehrlich zu sein war es mir beim Aufstieg in den Getreide Wagon relativ egal wohin mich der Zug bringen würde, ich wollte einfach nur weg aus Rohlens.
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Egozentrische Ereignisse eines Hochstaplers
FantasyIn der dystopischen Fantasy Stadt Avenir herrscht ein massive Gewaltenteilung zwischen dem Volk der Antropäer und den Sodakten gespalten durch den stürmischen Fluss Empolio. Die Lebensstandards gleichen etwa die dem alten Rom, die Atmosphäre schein...