Kapitel 20

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„Ich seh dein Problem nicht." Christy zwirbelte eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern und sah mich halb entschuldigend, halb genervt an.

Die letzten fünfzehn Minuten hatte ich damit verbracht ihr alles was gestern passiert war (also meine Überreaktion, weil ich dachte er wüsste meine Augenfarbe nicht und seine Art Liebesgeständnis) erläutert. Außerdem hatte ich zugegeben, dass ich ihn ebenfalls mochte. Leugnen war zwecklos.

„Christy mach deine Augen auf und sieh es endlich!"

„Ich mag das nicht wenn du so patzig bist nur weil du mal wieder alles überdramatisierst. Lass das nicht an mir aus." Meine beste Freundin gab mir diesen „du-nervst"-Blick und ich seufzte.

„Schau das ist doch nur ein weiteres Zeichen wie riesig mein Problem ist. Ich bin eine Dramaqueen, ich mach aus jeder Mücke einen Elefanten und erwarte immer das schlechteste. Die Liz die Austin kennt ist da nicht so."

„Er ist in dich verliebt – du bist in ihn verliebt. Alles andere ist doch jetzt egal."

Das führte alles ins nichts, aber ich hatte mit keinen anderen mit dem ich darüber sprechen konnte. Christy war die einzige die von der Challenge wusste, sie war sogar diejenige die schuld daran war. Vielleicht könnte sie Austin das ja sagen? Dass sie die arme kleine Liz dazu gezwungen hatte? Dass ich vollkommen unschuldig war?

Hm, blöd das Christy mit ihrer leicht naiven Art nicht wie die typische Erpresserin rüber kam. Mist.

„Weißt du Lizzy, wenn wir jemanden kennen lernen dann zeigen wir ihm immer erst nur unserer guten Seiten. Niemand spricht jemanden an und sagt: Oh hi wie geht's? Bevor wir uns weiter unterhalten wollte ich dir schon einmal sagen das ich schnarche, in die Dusche pinkle und meine Unterwäsche immer neben den Wäschekorb werfe anstatt hinein. Ach ja und dazu bin ich noch mega nervig wenn man nicht das tut was ich will und manchmal etwas schwer von Begriff." Christy machte kurz Pause und sah mich an. Ich seufzte nur laut, ja sie hatte schon irgendwie recht, aber trotzdem...

„Das macht jeder so, auch wenn man keine Challenge mit seiner besten Freundin ausgemacht hat. Austin wird das genauso gemacht haben, je länger ihr zwei zusammen seid wird er dir seine schlechten Seiten präsentieren. Genauso wie du ihm deine schlechten Seiten zeigen wirst. Und dann werdet ihr irgendwann an den Punkt kommen wo ihr euch entscheidet ob ihr mit den schlechten Seiten des anderen umgehen könnt oder nicht. Entweder ihr trennt euch dann oder ihr werdet glücklich für lange Zeit, vielleicht für immer. Das ist wie Beziehungen funktionieren."

Christy legte ihre Hand auf meine Schulter und lächelte mich aufmunternd an. Austin machte heute nach der Schule was mit seinen Freunden, während ich mit meiner besten Freundin am Strand saß.

„Also komm runter und genieß die Zeit mit ihm, solange er noch der nette tolle Freund ist der nur damit beschäftigt ist seine Freundin zu beeindrucken. Irgendwann wird er darauf bestehen Sport zu gucken und du musst auf deine Lieblingsfernsehserien verzichten. Er wird darauf bestehen freitags auf Partys zu gehen und erwarten, dass du ihn fährst."

„Das hört sich alles ziemlich unromantisch an, ich glaub ich will lieber doch keine Beziehung." Seufzte ich und vergrub meine Hände zwischen meinen Knien, die Beine hatte ich angezogen. Am Strand war es windig, aber ich hoffte von der frischen Meeresbrise einen klaren Kopf zu bekommen.

„Du bist in ihn verliebt, er ist in dich verliebt, alles andere wird die Zeit bringen." Ich seufzte wieder und versuchte alles zu verarbeiten. Ja ich wusste, dass ich schon wieder überreagierte, aber ich konnte auch nichts machen - so war ich einfach. Würde Austin damit klar kommen?

Und was waren seine schlechten Seiten? Ich wusste ja schon, dass er etwas zu selbstbewusst war, aber was konnte es da noch alles geben? Sollte ich wirklich das Risiko eingehen enttäuscht zu werden?

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