Ich lebe in einem kleinen Dorf am Fuße des Baekdu-Berges und bin bekannt für meine Schönheit und meinen sanften Charakter. Zumindest ist es das, was die Dorfbewohner immerzu behaupten. Doch ich bin mir sicher, dass sie ganz anders von mir denken würden, wüssten sie von meinen Geheimnissen.
Seit meiner Kindheit weiß ich von den alten Legenden, jene, die seit der Herrschaft des neuen Königshauses verboten sind. Und diese Herrschaft gibt es schon seit Jahrhunderten. Meine Mutter erzählte mir immerfort von den Göttern und Geistern, die unser Land angeblich bewohnen. So wie auch ihre Mutter von ihnen ihr erzählt hatte und der ihre Mutter ihr zuvor. Meine Lieblingsgeschichte ist die Geschichte von Hwanung, dem Sohn des Himmels, der auf die Erde herabstieg, um den Menschen zu helfen. Doch auch er verschwand angeblich zusammen mit den alten Legenden bei Beginn der neuen Herschafft. Es wird oft auf offener Straße, hinter vorgehaltenen Händen gemunkelt, dass die Götter und Geister die Menschen im Stich gelassen haben. Doch ich persönlich glaube das nicht. Irgendetwas in meinem tiefsten Inneren setzt sich dieser Theorie entgegen und ist fest davon überzeugt, dass die Götter noch bei uns, in Iseung, also in dieser Welt, weilen.
Ich sitze auf unserem Dach und schaue in den Himmel, so wie ich es jeden Abend tue. Heute war es ein bisschen später als sonst, weshalb der Mond bereits hell am Himmel scheint und die Sterne wie Diamanten funkeln. Alles war gleich, bis auf die leise Melodie, die aus dem nahe gelegenen Wald dringt.
Normalerweise vermeiden die Dorfbewohner und eigentlich auch ich es, dem Wald auch nur zu nahe zu kommen, denn bisher kam keiner zurück, der es auch nur gewagt hat einen Fuß in den Wald zu setzten.
Aber aus irgendeinem Grund scheint die Melodie mich magisch anzuziehen. Sie vernebelt geradezu meinen Verstand und bevor ich auch nur begreifen kann, was mit mir geschieht, finde ich mich an einem Fluss mitten im Wald wieder. Der Fluss glitzert verführerisch und wirkt als währe er fehl am Platz und würde eigentlich in die Unterwelt, also nach Jeoseung gehören. Denn selbst wenn dieser Ort oft als Hölle bezeichnet wird gibt es auch dort Orte, die einem bei ihrem Anblick verzaubern. Auch dieser Fluss war wie einer dieser Orte, er schimmert in allen erdenklichen Farben und scheint zu pulsieren, als ob er lebendig wäre.Immer noch war der Klang der Melodie zu hören, die mich in den Wald gelockt hat. Langsam und darauf bedacht, keinen Laut von mir zu geben, schleiche ich mich an das Ufer des Flusses. Das Wasser schien mich gerade zu magnetisch anzuziehen.
Mit größter Vorsicht strecke ich meine Hand aus, um das vor mir pulsierende Wasser zu berühren. Meine Hand berührt das Wasser, zumindest sieht es so aus, allerdings spürte ich nichts, rein gar nichts.
Ich spüre keinen Unterschied zu der Luft um mich herum, trotzdem kann ich eindeutig sehen, dass ich meine Hand bis zum Ellenbogen ins Wasser getaucht halte. Verwirrt ziehe ich meinen Arm aus dem Wasser.Noch während ich das tue, höre ich ein leises Kichern irgendwo hinter mir und drehe mich ruckartig um. Keine zwei Meter hinter mir steht ein unverschämt gutaussehender Mann.
Er hat langes, fliesendes Haar, das wie der Mond glänzt und Augen, die wie Sterne leuchten. Er sieht wirklich wunderschön aus. Das Gewand, aus eindeutig teurer Seide, schimmert in verschiedenen Blautönen, die in Farben übergingen, die dem Nachthimmel sehr ähnlich waren. Sein ganzes Erscheinungsbild strahlte eine solche Macht aus, dass ich mir sicher war, dass dieser Mann ein Gott sein musste. Irgendwo in meinem Hinterkopf schien eine Stimme zu flüstern: "Das ist Hwanung".
Und obwohl ich mir nicht ganz sicher war, meinte ich zu glauben, dass er es wirklich war. Immerhin passte er perfekt zu den Beschreibungen aus den Geschichten meiner Mutter. Der einzige Unterschied war, dass er meine Vorstellungen um mindestens das hundertfache übertraf.Die Stille, die geherrscht hat, während ich den Mann anstarrt hatte, wurde von einem Räuspern unterbrochen. Einem Räuspern und kurz darauf von einem Satz.
Scheiße einem Satz!
Vor lauter betrachten des Mannes vor mir habe ich komplett vergessen zuzuhören. Ich hätte ja wirklich auf die Idee kommen können, dass der Mann mit mir reden würde."Ähm sorry, aber um ehrlich zu sein habe ich dir gerade absolut nicht zugehört. Könntest du deinen Satz vielleicht wiederholen?"
Peinlich berührt schaue ich zu Boden und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ziemlich rot anlaufe.Wieder erklingt ein Kichern. Ich schaue auf und sehe, dass mein Gegenüber sich ein Lachen verkneifen muss.
"Natürlich kann ich meinen Satz wiederholen. Allerdings klingt er jetzt gar nicht mehr so mystisch und geheimnisvoll wie vorher".
Ich sehe, wie mein Gegenüber einen Schmollmund zieht, und dann wieder anfängt zu reden.
"Eigentlich habe ich nicht viel gesagt, nur 'hallo Hana, ich habe bereits auf dich gewartet'."
Er sprach mit einer Stimme, die wie Musik klang. Einfach nur atemberaubend. So schön, dass ich auch direkt wieder vergesse, dass er meinen Namen kennt ohne, dass ich ihm diesen je genannt habe.
___________________________________________
Nachdem meine letzte Story gesperrt wurde ist das hier eine komplett neue ist, die auch ein völlig anderes Thema hat.
Hoffe ich wirklich, dass diese hier nicht schonwieder von jemandem gemeldet wird.
Sollte derjenige, der die letzte hat sperren lassen dies lesen und wieder etwas finden, was einem nicht passt, würde ich die Person bitte mich doch bitte zuerst privat zu kontaktieren, da ich die ganze Geschichte verliere wenn sie gelöscht wird und danach sie nicht Mal für mich selber habe.Also ja vielen Dank und ich hoffe euch gefällt die Geschichte!
DU LIEST GERADE
Fluss der Seelen
FantasyEin Mädchen, das in einer Welt ohne Mythen und Legenden noch an jene Dinge glaubt, die ihr verboten sind, wird vor eine Prüfung gestellt, die ihr ganzes Leben verändert.