Prolog

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"Habt ihr euren Verstand verloren?", knurrte Wolkenklang, seine Stimme vibrierte vor Zorn. Er stand am Rand des SeelenClans, die Augen fest auf die Ereignisse gerichtet, die in der Welt der Lebenden stattfanden. Unter ihm lag die Landschaft der Clans in tiefer Dunkelheit, unterbrochen nur von den schimmernden Lichtern der Sterne. Doch es waren nicht die Sterne, die Wolkenklang beschäftigten, sondern die drohende Katastrophe.

Seine Mutter, Himmel, trat neben ihn, ihre blauen Augen ruhig, aber ihre Haltung verriet die innere Spannung. "Wolkenklang, du weißt, dass wir nicht eingreifen können. Das ist nicht unsere Aufgabe."

Wolkenklang fauchte und drehte sich ruckartig zu ihr um.
"Das ist dein Enkel, von dem wir hier reden! Mein Sohn! Löwenstern wird alles zerstören, wenn wir nichts tun! Wie könnt ihr das einfach so zusehen?"

Perle, seine Großmutter, trat langsam vor, ihre Augen, die so viel gesehen hatten, blieben kühl.
"Es ist nicht an uns, das Schicksal der Lebenden zu lenken. Sie müssen ihren eigenen Weg finden, Wolkenklang. Löwenstern hat seinen Pfad gewählt. Du kannst ihn nicht retten – und das darfst du auch nicht."

"Pfad?!" Wolkenklang schnappte vor Wut nach Luft.
"Das ist kein Pfad, das ist Wahnsinn! Ihr wisst genau, was er vorhat. Er wird die Clans vernichten, er hat eine Armee von Streunern hinter sich! Er hat kein Gewissen mehr, nur Hass!"

Himmel legte sanft ihre Schweifspitze auf Wolkenklangs Schulter, doch er zuckte sofort zurück. "Wolkenklang, mein Sohn," sagte sie mit sanfter Stimme, "die Lebenden müssen ihre eigenen Schlachten schlagen. Wir können sie leiten, aber nicht für sie kämpfen."

"Leiten?" Wolkenklang lachte hart und bitter. "Löwenstern lässt sich von niemandem leiten, außer von seinem eigenen Hass. Und was ist mit Riffstern, Wellenstern, und den anderen? Sie sind nicht einmal in ihren Clans, weil sie eine andere Mission haben! Wer wird sie aufhalten, wenn wir es nicht tun?"

Perle trat einen Schritt näher und blickte Wolkenklang durchdringend an. "Riffstern ist stark, und Wellenstern ebenso. Du musst ihnen vertrauen. Die Clans haben immer einen Weg gefunden, selbst in den dunkelsten Zeiten."

"Das ist anders!" Wolkenklang fauchte wieder, seine Augen funkelten in dem sanften Licht, das vom SeelenClan ausstrahlte. "Diesmal geht es nicht nur um einen Kampf, es geht um alles! Ich kann nicht einfach tatenlos hier sitzen und zuschauen, wie mein eigener Sohn sich selbst und die Clans ins Verderben stürzt."

Perle schüttelte leicht den Kopf.

"Dein Herz ist von der Liebe zu deinem Sohn gefangen, Wolkenklang. Du siehst nicht mehr klar. Löwenstern hat sich entschieden. Es ist nicht deine Aufgabe, ihn zu retten."

Wolkenklang stieß ein wütendes Knurren aus, als er sich von seiner Mutter und Großmutter entfernte. Ihre Worte hallten in seinem Kopf wider, aber er konnte nicht akzeptieren, dass sie nichts tun wollten. Wie konnten sie nur so gelassen sein, während Löwenstern, sein eigener Sohn, die Clans in den Abgrund riss? Sein Schweif peitschte unruhig, während er schneller durch das sanfte Gras des SeelenClans schoss. Die Landschaft war friedlich, eine trügerische Ruhe, die im Gegensatz zu dem Chaos stand, das sich in der Welt der Lebenden anbahnte. Seine Schritte wurden schneller, und seine Wut trieb ihn weiter, fort von den sanften Stimmen, die ihm immer wieder sagten, dass es keinen Sinn machte.

„Sie verstehen es nicht!", knurrte er leise vor sich hin. „Sie waren noch nie so nah dran, alles zu verlieren."

Wolkenklang rannte, bis er den Klang von plätscherndem Wasser hörte. Vor ihm, an einem klaren Teich, erkannte er die kräftige Gestalt von Bergpelz. Der ehemalige zweite Anführer des WellenClans lag im seichten Wasser, die Augen halb geschlossen, als ob er jede Sekunde der Ruhe genießen würde. Wolkenklang verlangsamte sich, aber das Knurren in seiner Kehle blieb.

Survival Cats | Ewiger Kampf (Band 5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt