Kapitel 3

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Noch bevor die ersten Sonnenstrahlen den grauen Himmel durchbrachen, kauerte Cara am Dachfenster. Ihr Blick schweifte über die verlassenen Straßen und die zerstörten Gebäude. Die Stille war unheimlich, aber vertraut. In der Ferne lag eine dichte Nebelschicht über der Stadt, die die verrotteten Überreste dieser Welt in gespenstisches Licht tauchte. Keine Bewegung, keine Zombies, keine Menschen. Die Ruhe schien sicher – vorerst.

Cara atmete tief durch. Es war Zeit, den nächsten Schritt zu wagen. Doch Henry war mit seinen Krücken ein Hindernis, das sie nicht ignorieren konnte. Sie wandte sich um und musterte die kleine Dachkammer, in der sie sich versteckt hatten. Der einzige Weg nach draußen war das alte Treppenhaus, das hinunter in die unteren Stockwerke führte – doch die Treppen waren schmal und teilweise eingestürzt.

„Wie sollen wir dich da runterbekommen?", murmelte sie zu sich selbst und dachte fieberhaft nach. Henry saß am anderen Ende des Raumes, die Schrotflinte in der Hand, während er schweigend auf den Boden starrte. Er schien sich der Schwierigkeit ihrer bevorstehenden Flucht bewusst zu sein, sagte aber nichts.

„Ich muss einen sicheren Weg finden", sagte Cara und ging zu ihm. „Das Treppenhaus ist zu eng und wackelig, wir brauchen eine andere Möglichkeit."

Henry hob langsam den Kopf und sah sie mit einem ernsten Ausdruck an. „Ich hab dir gesagt, dass ich eine Last bin", murmelte er. „Du musst dich um deinen Jungen kümmern. Ich werde schon irgendwie zurechtkommen. Geh du vor."

Doch Cara schüttelte den Kopf, unnachgiebig. „Wir machen das zusammen", wiederholte sie ihre Worte von zuvor. „Ich lasse dich nicht zurück."

Sie griff nach der kleinen Leiter, die zum Fenster führte, und kletterte hinaus, um sich einen Überblick zu verschaffen. Das Dach war flach und bot genügend Platz, um sich zu bewegen. Von hier aus hatte sie eine bessere Sicht auf die umliegenden Gebäude und Gassen. Cara kauerte sich an den Rand und spähte nach unten. Die Gasse war ruhig, nur ein paar Schuttberge und ein ausgebranntes Auto standen zwischen ihnen und der Straße.

Aber der Abstieg vom Dach war die Herausforderung. Die Rückseite des Gebäudes war etwas niedriger als die Vorderseite, und ein alter Feuerleiterturm führte vom Dach hinunter bis fast zum Boden. Die Leitersprossen waren rostig, aber es war der sicherste Weg für jemanden in Henrys Zustand. Cara musste lediglich sicherstellen, dass die Leiter noch stabil genug war.

„Das könnte funktionieren", dachte sie, als sie wieder zurück ins Innere des Dachgeschosses kletterte. „Henry, es gibt eine alte Feuertreppe. Die Sprossen sehen zwar nicht vertrauenswürdig aus, aber es ist unsere beste Chance, dich heil nach unten zu bekommen."

Henry hob eine Augenbraue und zog an seinem Bart. „Ich hab seit Jahren keine Feuertreppe mehr benutzt", brummte er, „aber wenn das unsere einzige Option ist... dann los."

Cara half ihm, sich langsam zu erheben. Es war klar, dass jeder Schritt für ihn eine Qual war, aber er biss die Zähne zusammen und folgte ihr in Richtung des Fensters. Finn, sicher in der Trage an Caras Brust, schlief friedlich weiter, was ihr zumindest einen kleinen Moment der Erleichterung verschaffte.

„Ich gehe zuerst", sagte sie, als sie die Leiter hinaufkletterte. „Ich werde dir von unten helfen, wenn du Probleme hast." Henry nickte nur, seine Hände fest um die Krücken geklammert.

Als Cara auf dem Dach stand, half sie Henry vorsichtig durch das Fenster. Es war ein mühsamer Prozess – jeder Schritt musste vorsichtig geplant werden, und Henry musste mehr als einmal innehalten, um das Gleichgewicht zu halten. Endlich standen sie gemeinsam auf dem Flachdach, und Cara führte ihn zur Feuertreppe.

„Hier", sagte sie und zeigte auf die rostigen Sprossen. „Ich gehe vor und fange dich auf, wenn es nötig ist. Geh langsam, nimm dir Zeit. Es gibt keinen Grund, das zu überstürzen. Ich nehme die Krücken mit nach unten."

Hoffnung der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt