Gedanken über Himmel und Hölle

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Interessenlose Beflissenheit, das Kreischen der Höllen und das himmelhohe Gejauchze der Götter. Das alles macht mich zu dem was ich bin.Der Raum, den ich seit Wochen bewohne, schluchzt. Er fühlt sich einsam. Menschen die keine Seelen besitzen, erfüllen keinen Raum. Sie verkleinern ihn optisch und klauen ihm die Eindrücke. Ich selbst konnte ihm nie Eindrücke schenken. Die Wände dieses Raumes sind weiß. In regelmäßigen Abständen findet man Schriftzeichen. Schriftzeichen, die ich eingeritzt habe - ohne die Bedeutung zu kennen.Ich denke kaum noch an das, was passiert ist. Ich verdränge es. Diese Zeit ist vorbei. Meine Zeit soll ich in Zukunft hier verbringen. Ohne eine andere Person. Allein. Ich höre Stimmen. Stimmen die keine Sprache und keinen Laut haben. Sie reden nicht - sie flüstern, kreischen, warnen mich. Doch wovor? Wovor sollen mich Stimmen retten können, ohne mich tiefer in den Abgrund zu reißen? Ich hätte keine Angst vor diesem Abgrund, nur vor dem, was da unten lauert. Sind es die Höllen des Teufels? Oder ist es das Grab eines Gottes, bewacht von seinen Dienern? Manchmal wünsche ich mir, dass irgendjemand kommt und mich aus diesem Loch rausholt. Aus dem Loch, dass in meinem Kopf ist. Erinnerungen und Gefühle fehlen, die Sprache auch. Wann habe ich das letzte Mal eine andere Haut als meine berührt? Wann hatte ich das letzte Mal einen Kuss auf meinen Lippen gespürt? Nie. Ich fühlte nie. Ich wollte nicht fühlen. Ich durfte nicht fühlen. Doch jetzt, wo ich alles aufgegeben habe, wer ist für mich da? Die Götter, die ich anbete erhören mich nicht. Dem Teufel, den ich aus lauter Verzweiflung rufe, bin ich zu leise. Feste Gestalten der Natur sind zu oberflächlich. Die eigenen Gedanken können da schnell zum besten und einzigen Freund werden. Was wäre passiert, hätte ich den ehrlichen Weg gewählt? Ich hätte mich dennoch verachtet und wäre den Abgrund herunter gesprungen - in die Arme des Teufels, dem ich zu leise war.

Plötzlich fallen meine Gedanken. Ich versuche sie aufzuhalten, doch es ist zu spät. Meine Gedanken kreischen, weinen, flehen. Sie fallen und als sie landen, zerspringen sie auf dem Boden der Tatsachen.

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