Childhood traumatas

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Da stand sie nun, kaum 1 ½ Jahre alt, das kleine Gesicht verzweifelt an die kalte Glasscheibe gedrückt. Ihre Augen waren rot und geschwollen, das zarte Gesicht verquollen vom stundenlangen Weinen und Schreien. Immer wieder hatte sie nach vertrauten Armen gerufen, als man sie aus ihrem warmen Bettchen gerissen und an diesen fremden Ort gebracht hatte. Jetzt war sie allein. Niemand war da, der sie tröstete, sie liebevoll in den Arm nahm oder ihr das Gefühl von Sicherheit gab. Kein Flüstern, das ihr versprach, dass alles wieder gut wird. Nur diese endlose Einsamkeit und die Kälte des Raumes, die sie immer tiefer umfing. Alles, was sie besaß, war achtlos in einen kleinen, durchsichtigen Plastikkoffer geworfen worden. Sie begriff nicht, was plötzlich mit ihr geschah. Wer waren diese fremden Männer, die sie ohne Vorwarnung aus ihrem Bett gerissen und hierhergebracht hatten? An diesen fremden, kalten Ort, wo so viele andere Kinder waren, die verzweifelt nach ihren Eltern schrien. Doch niemand schien ihre Rufe zu hören. Ihre Stimmen hallten in der Leere wider, aber kein Trost kam. Es war, als wären sie alle in einem Albtraum gefangen, aus dem es kein Erwachen gab. Immer wieder lief sie, Tag für Tag, zu dieser Glastür, erfüllt von der kindlich naiven Hoffnung, dass eines Tages ihre Mutter oder ihr Vater dort auftauchen würden, um sie endlich nach Hause zu holen. Mit jedem Schritt wuchs die Sehnsucht in ihrem kleinen Herzen, doch es kam niemand. Jeden Tag blieb die Tür leer, und mit jedem vergeblichen Blick schwand ein wenig mehr von ihrer Hoffnung, während die Einsamkeit sie immer fester umschloss. Und während ihr kindliches Herz vor Qualen schrie, starrte sie sehnsüchtig durch die Glastür hinaus in die Freiheit, in der Hoffnung, dass sie dort erlöst würde. Doch Tag für Tag zerrte man sie fort, zurück in ihr Zimmer, das so kalt und lieblos war wie alles um sie herum. Kein freundliches Lächeln, keine sanfte Hand, nur die karge Stille und das Gefühl, gefangen zu sein, während ihre Sehnsucht nach Geborgenheit immer tiefer in ihrem kleinen Herzen brannte. Knapp 1 ½ Jahre später tauchte plötzlich ein Paar auf, das sie mitnahm. In ihrem kleinen Herzen keimte erneut die Hoffnung auf ein liebevolles Zuhause. Vielleicht, so dachte sie, würden sie ihr endlich die Geborgenheit schenken, nach der sie sich so sehr gesehnt hatte. Die Vorstellung, endlich wieder geliebt und umsorgt zu werden, ließ ihre zerbrochene Welt für einen Moment heller erscheinen. Doch was das kleine Mädchen nicht ahnte, war, dass die Glastür des Kinderheims nicht nur der Ausgang war, sondern zugleich das Tor zur Hölle. Sie glaubte, die Dunkelheit hinter sich zu lassen, doch was vor ihr lag, war nichts anderes als ein neuer Albtraum, verborgen hinter freundlichen Gesichtern und leeren Versprechungen. Die ersehnte Liebe blieb aus, und die Welt, die sie sich so hoffnungsvoll vorgestellt hatte, entpuppte sich als noch kälter und grausamer als zuvor. Herausgerissen aus einer Umgebung, die niemals gut für sie war, weil ihre Eltern selbst noch Kinder waren, gefangen in einem Strudel aus Drogen und Verantwortungslosigkeit. Abgeschoben in das Kinderheim, wo sie keine Liebe fand, und schließlich zur Pflege freigegeben, um in die Hände einer Pflegefamilie übergeben zu werden. Ihr Leben, das kaum begonnen hatte, war bereits geprägt von Verlust, Einsamkeit und dem ständigen Gefühl, nirgendwo wirklich dazu zu gehören. Anfangs schien alles gut zu laufen in der neuen Pflegefamilie. Sie hatte ein eigenes Zimmer, hell und freundlich, mit großen Fenstern, durch die das Licht fiel – ein Ort, der Geborgenheit versprach. Doch schon bald traten die ersten Probleme auf. Sie konnte nicht sprechen, brauchte noch Windeln und schien in ihrer Entwicklung zurückgeblieben. Kein Wunder, nach all der Vernachlässigung, der Einsamkeit und den traumatischen Erlebnissen der letzten 1 ½ Jahre. Das, was sie am dringendsten brauchte – Geduld, Liebe und Verständnis – schien auch hier schwer zu finden zu sein. Sie lernte schnell, tat alles, um sich anzupassen, in der Hoffnung, endlich gut genug zu sein. Sie beobachtete, wie die anderen Kinder sich verhielten, und versuchte, es ihnen gleichzutun. Jede Anstrengung, jedes Lächeln war ein stummer Schrei nach Anerkennung. Doch egal, wie sehr sie sich bemühte, es reichte nie. In ihren Augen blieb sie immer das Mädchen, das nicht sprach, das nicht verstand, das nicht liebenswert genug war. Ihre Versuche, die Zuneigung zu gewinnen, stießen auf taube Ohren, und die unsichtbare Mauer der Ablehnung wuchs Tag für Tag. Sie wurde älter und dachte, sie teile dasselbe Leid wie ihr Pflegebruder. In ihrer Einsamkeit suchte sie seine Nähe und wollte gesehen werden, auch wenn das bedeutete, sich in seine Intrigen ziehen zu lassen. Sie glaubte, dass sie durch ihn einen Platz in dieser neuen Familie finden könnte, einen Ort, an dem sie nicht mehr unsichtbar war. Doch stattdessen brachte ihr diese Verbundenheit nur weiteren Schmerz – psychisch und physisch. Die Manipulationen und Spiele, in die sie verwickelt wurde, hinterließen Wunden, die tiefer gingen als die äußeren Blessuren. Immer wieder wurde sie enttäuscht und zurückgestoßen, und die Hoffnung auf ein besseres Leben schwand mehr und mehr. Der einzige Lichtblick in ihrem Leben waren die Wochenenden bei ihrem Vater. Oh ja, dieses kleine Mädchen war ein echtes Papa-Kind. Die Zeit mit ihm war voller Freude und unbeschwerter Momente, die ihr das Gefühl von Normalität und Sicherheit gaben. Vielleicht lag das daran, dass ihre Mutter sie immer an zweiter Stelle stellte, sie nur dann abholte, wenn es ihr passte – was bedeutete, dass sie maximal alle zwei Monate für einen Tag bei ihr sein konnte. Diese seltenen Besuche waren stets von einem Gefühl der Entbehrung geprägt, und das unregelmäßige Zusammensein mit ihrer Mutter verstärkte nur die Bindung zu ihrem Vater. In seiner Gegenwart fühlte sie sich geliebt und gewünscht, und für kurze Zeit konnte sie die Schatten ihrer anderen Lebensrealitäten vergessen. Sie dachte, sie könnte ihrem Vater anvertrauen, was in der Pflegefamilie vor sich ging – die Gewalt, die sie erlebte, die ständigen Schikanen und das Gefühl der Ohnmacht. Doch als sie den Mut fand, ihm davon zu erzählen, nahm er es nicht ernst. Er schüttelte nur den Kopf, als würde er es nicht glauben können, und sie verstand, warum. Schließlich hatten die Behörden ein Auge auf die Familie, und er glaubte, dass alles in Ordnung sein musste. Diese Reaktion schnitt ihr tief ins Herz. Sie fühlte sich allein, als ob niemand die Wahrheit sehen oder ihr helfen wollte. Die Worte, die sie so verzweifelt auszusprechen versuchte, verhallten in der Stille, und die Einsamkeit, die sie längst kannte, überkam sie erneut. Und dann geschah etwas, das diesem jungen Mädchen, das bereits so viel Leid erfahren hatte, den wichtigsten Menschen nahm. Es hieß, ihr Vater könne sie dieses Wochenende nicht holen; ihm gehe es nicht gut. In dem Moment, als die Worte in ihren Ohren klangen, schnürte sich ihr Herz zusammen. Während sie mit den Enkelkindern der Pflegemutter einen Film sah, konnte sie sich nicht konzentrieren. Die bunten Bilder verschwammen vor ihren Augen, und es wurde ihr schlagartig klar, dass sie ihren Vater vielleicht nie wiedersehen würde. Ein überwältigendes Gefühl der Verzweiflung überkam sie, und Tränen schossen ihr in die Augen. Inmitten des fröhlichen Lärms der anderen Kinder fühlte sie sich wie ein Geist, gefangen in der starren Realität ihrer Trauer. Der Verlust, den sie nie wirklich begreifen konnte, frass sich in ihr Herz und ließ die Schatten ihrer Einsamkeit erneut aufsteigen. Drei Tage später wurde ihre Vermutung zur bitteren Realität. Der Priester des Ortes kam mit der Jugendamtsmitarbeiterin zu ihr nach Hause. In dem Moment, als sie die beiden sah, überkam sie eine Welle der Verzweiflung. Sie wusste, dass es nur einen Menschen an diesem Tisch gab, dem sie voll und ganz vertrauen konnte, der auch verstand, was in ihr vorging. Es war nicht das Jugendamt oder ihre Pflegemutter – es war der Priester. Der Mann, der in den letzten drei Jahren immer wieder zugehört hatte, nachdem sie nach der Messe von ihren Wochenenden bei ihrem Vater erzählt hatte. In seinen Augen spiegelte sich etwas, das sie nie zuvor gesehen hatte – ein tiefes, stilles Verständnis und Mitgefühl. Etwas, das ihr sagte: „Was sie dir erzählen, stimmt nicht. Aber du bist zu jung, um das ganze Ausmaß zu verstehen." In diesem Augenblick fühlte sie sich zum ersten Mal seit Langem nicht allein. Der Priester war ihr Lichtblick in dieser Dunkelheit, der einzige Mensch, der die Wahrheiten in ihrem Herzen erkannte und sie vielleicht helfen konnte, die Qualen, die sie erlitten, hatte, zu begreifen und zu verarbeiten. Die Beerdigung war ein Desaster. Ihre Mutter, hochschwanger von einem Mann, den das Mädchen nie akzeptiert hatte, tauchte plötzlich auf. Der Anblick der Frau, die sie so oft im Stich gelassen hatte, brachte ein Gefühl von Wut und Verwirrung in ihr kleines Herz. Während die Trauergäste um sie herum in stillem Schmerz verharrten, warf ihre Großmutter ihr vernichtende Blicke zu, ebenso ihre Tante, die mit gerunzelter Stirn auf sie herabsah. Sie schienen zu denken, dass sie sich nicht angemessen verhielt, weil sie zu fröhlich wirkte, zu unberührt von der Trauer, die alle anderen fühlten. Doch das zehnjährige Mädchen kannte die Wahrheit nicht – die dunklen Geheimnisse und die komplexen Beziehungen, die die Erwachsenen miteinander verbanden. In ihrer kindlichen Unschuld konnte sie nicht begreifen, warum die Menschen um sie so litten. Für sie war die Abwesenheit ihres Vaters schmerzlich, aber sie wusste nicht, dass die anderen einen anderen Verlust betrauerten. Diese Unkenntnis über die wahren Hintergründe ihres Schicksals machte sie nur noch einsamer, während die Atmosphäre der Beerdigung sie zu erdrücken drohte. Plötzlich war sie wieder interessant für ihre Mutter. Man könnte meinen, die Frau habe nur darauf gewartet, dass ihr Vater stirbt, um ihre Tochter für sich allein zu haben. Doch der Schein mochte trügen. Hinter dem Lächeln, das sie jetzt ihrem Kind schenkte, lag eine Kälte, die das Mädchen nicht verstehen konnte. Die plötzliche Zuwendung fühlte sich fremd und unangenehm an, als ob ihre Mutter nur die Gelegenheit genutzt hätte, um in ihr Leben zurückzukehren, ohne sich um die vergangenen Jahre der Vernachlässigung zu kümmern. Das Mädchen war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, die Nähe ihrer Mutter zu spüren, und dem Gefühl, dass diese Zuneigung nichts anderes als ein taktisches Spiel war. Ihre Mutter schien mehr an der Vorstellung einer perfekten Familie interessiert zu sein als an der Realität, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte. Diese Verwirrung hinterließ einen bitteren Nachgeschmack, und die Unsicherheit, was das für ihre Zukunft bedeutete, nagte an ihr. Sie wusste nicht, ob sie dieser neuen Verbindung trauen konnte oder ob sie erneut verletzt werden würde. Das Jahr neigte sich dem Ende zu, und der nächste Mensch, der für sie alles bedeutete – auch wenn sie ihn nicht öfter als einmal im Jahr sah – war ihr Urgroßvater. Sie liebte ihn abgöttisch. Er war für sie ein Fels in der Brandung gewesen, jemand, der ihr immer mit einem warmen Lächeln und liebevollen Geschichten begegnete. Doch nun war auch er von ihr gegangen, und in diesem Moment fühlte sie sich, als hätten alle, die ihr einst Liebe und Zuneigung geschenkt hatten, sie verlassen. Die Traurigkeit über den Verlust lastete schwer auf ihrem kleinen Herzen, und die Einsamkeit, die sie schon lange kannte, wurde unerträglich. Jeder Abschied schien sie ein Stück mehr zu entblößen, und die Hoffnung, dass jemand kommen würde, um sie zu retten, schwand mehr und mehr. Sie fühlte sich wie ein verloren gegangenes Kind in einer Welt voller ungewisser Versprechen, unfähig, die Liebe, nach der sie sich sehnte, festzuhalten. Es folgten Jahre des Missbrauchs durch den Neffen der Pflegemutter. In der vermeintlichen Sicherheit ihres Zuhauses verwandelte sich das, was einmal ein Ort der Zuflucht sein sollte, in einen Albtraum. Sie fühlte sich gefangen, ohne einen Ausweg, und das Vertrauen, das sie anfangs in ihre neue Familie gesetzt hatte, wurde brutal zerschlagen. Die Übergriffe geschahen im Stillen, verborgen hinter verschlossenen Türen, und niemand schien zu bemerken, was vor sich ging. Ihr Schreien blieb ungehört, und die Einsamkeit, die sie einst kannte, wurde nun von einer schrecklichen Scham überlagert. Jeder Tag brachte neue Qualen, während sie versuchte, sich in einer Welt zurechtzufinden, die ihr nicht wohlgesonnen war. Die kindliche Unschuld, die sie einst umgeben hatte, war wie eine zerbrochene Puppe, und die dunklen Schatten der Vergangenheit schlossen sie in ihren eisernen Griff. Nach zwei langen Jahren schaffte sie es endlich, sich zu öffnen und ihre Qualen zu teilen. Wer war an ihrer Seite, als sie den ganzen Gerichtsprozess erleiden musste? Es war der Priester, der Mann, der in den letzten Jahren wie ein Vater für sie geworden war. Er hatte ihr in den dunkelsten Zeiten Trost gespendet und ihr stets das Gefühl gegeben, dass sie nicht allein war. Seine Präsenz war für sie eine Quelle der Stärke, und als er schließlich die schreckliche Wahrheit über den Tod ihres Vaters aussprach – dass er nicht bei einem Unfall ums Leben gekommen war, sondern sich aktiv für den Tod entschieden hatte – brach eine neue Welle des Schmerzes über sie herein. Diese Offenbarung war ein weiterer Schlag, der ihre fragile Welt ins Wanken brachte. Doch gleichzeitig spürte sie in seiner Nähe, dass sie nicht weiterkämpfen musste. Der Priester war da, um sie zu unterstützen, und obwohl die Erinnerungen an die letzten Jahre schmerzlich waren, wusste sie, dass sie jetzt die Chance hatte, für sich selbst einzustehen und den Kampf gegen ihre Dämonen zu beginnen. Sie wuchs heran und lernte zu kämpfen, um sich in einer Welt zurechtzufinden, die oft grausam und ungerecht erschien. Es war ein ständiger Kampf, der sie oft an den Rand ihrer Kräfte brachte. Ab und zu brach sie zusammen, die Erinnerungen an das, was ihr widerfahren war, überfluteten sie wie eine unaufhörliche Flutwelle. In diesen dunklen Momenten überkam sie der verzweifelte Wunsch, den Weg zu gehen, den ihr Vater gegangen war. Die Gedanken an seinen selbstgewählten Tod schlichen sich in ihre Einsamkeit und flüsterten verlockend in ihr Ohr. Doch sie kämpfte dagegen an. Immer wieder stellte sie sich der Dunkelheit, die sie umgab, und fand in ihrem inneren Feuer den Willen, weiterzumachen. Schritt für Schritt, Tag für Tag, begann sie, sich selbst zu ermächtigen, ihre eigene Geschichte zu schreiben, anstatt die ihrer Vorfahren zu wiederholen. Es war ein harter und oft schmerzhafter Prozess, aber sie wusste, dass sie für sich selbst und all die anderen, die ebenfalls gelitten hatten, stark sein musste. Sie passte sich der Welt an und suchte nach einem Weg, das Gefühl der Einsamkeit hinter sich zu lassen. In ihrem Bestreben nach Stabilität und einer eigenen Familie fand sie einen Mann, den sie schnell heiratete. Die Ehe schien ihr eine Flucht aus der Vergangenheit zu bieten, eine Chance auf ein neues Leben, das sie sich so sehnlich wünschte. Bald darauf brachte sie ein Kind zur Welt, und in den Augen ihres Kindes sah sie die Hoffnung und die Liebe, die sie sich immer gewünscht hatte. Die Freude über das neue Leben erfüllte sie mit einer Wärme, die sie lange nicht mehr gekannt hatte. Doch tief in ihrem Inneren nagten die Schatten ihrer Vergangenheit weiter, und sie wusste, dass sie sich ihren Dämonen noch immer stellen musste, um wirklich Frieden zu finden. Während sie versuchte, die perfekte Mutter zu sein und die Fehler ihrer eigenen Kindheit nicht zu wiederholen, kämpfte sie mit den Erinnerungen an die Trauer und den Schmerz, die sie geformt hatten. Der Wunsch, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, war stark, doch die Wunden, die sie erlitten hatte, waren tief, und der Weg zur Heilung war lang und voller Herausforderungen. Doch die Welt geriet ins Wanken, als ihr klar wurde, dass dieses Mädchen, diese Frau, die sie geworden war, nicht wirklich sie selbst war. Tief im Inneren wusste sie es schon immer. Sie passte nicht in das System, nicht in die heteronormative Cis-Welt, die sie umgab. Diese Erkenntnis überkam sie wie ein Sturm, der alle Wände und Masken, die sie sich im Laufe der Jahre aufgebaut hatte, zum Einsturz brachte. Sie fühlte sich wie eine Fremde in ihrem eigenen Leben, als würde sie eine Rolle spielen, die nicht für sie bestimmt war. Die Erwartungen, die an sie gestellt wurden, die Normen, die sie einhalten sollte, erdrückten sie zunehmend. Mit jedem Tag wuchs der Druck, ihre wahre Identität zu akzeptieren, und die Angst vor dem Unbekannten. Es war ein Kampf zwischen dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit und dem Verlangen nach Authentizität. Sie wusste, dass sie den Mut finden musste, sich selbst zu befreien, auch wenn es bedeutete, alles, was sie sich aufgebaut hatte, zu hinterfragen. Das Gefühl, anders zu sein, war sowohl erschreckend als auch befreiend, und es begann, das Fundament ihres Lebens zu erschüttern. Heute kann ich stolz sagen, dass ich mich akzeptiert habe. Ich habe den Mut gefunden, mich meinen Ängsten zu stellen und die Dunkelheit in mir zu umarmen, anstatt vor ihr zu fliehen. Der Weg war lang und voller Herausforderungen, aber ich beginne endlich zu heilen. Ich fange an, die Person zu werden, die meine Seele immer war, die, die tief in mir verborgen lag, während ich versuchte, mich in eine Welt einzupassen, die nicht meine eigene war. In dieser Reise entdecke ich neue Facetten meiner Identität, die mir Freude und Frieden bringen. Ich lerne, mich selbst zu lieben und zu akzeptieren, mit all meinen Fehlern und Unvollkommenheiten. Jeder Schritt in Richtung Selbstakzeptanz ist ein Schritt in Richtung Freiheit. Ich umarme mein wahres Ich und erkenne, dass ich stark und wertvoll bin, genau so, wie ich bin. In dieser neu gefundenen Klarheit fühle ich mich bereit, mein Leben authentisch zu leben und meine eigene Geschichte zu schreiben. Ich bin in Therapie, und die erste Frage meiner Psychologin an mich war: „Wie zur Hölle hast du das überlebt?" Diese Frage hallte in meinem Kopf nach und ließ mich lange darüber nachdenken. Ja, es war hart, und manchmal wollte ich aufgeben. Aber schlussendlich wollte ich leben. Jetzt will ich einfach nur ich selbst sein und akzeptiert werden, so wie ich bin. Ich erkenne, dass meine Erfahrungen und der Kampf um meine Identität mich geformt haben, aber sie definieren mich nicht vollständig. Ich akzeptiere dich als Mensch, so wie du bist, und ich bitte darum, dass du auch mich als Mensch akzeptierst. Ich bin vielleicht nicht der Norm entsprechend und „anders", aber das macht mich nicht weniger menschlich. Ich glaube fest daran, dass jeder von uns das Recht hat, in seiner eigenen Haut zu leben und geliebt zu werden, unabhängig von den Erwartungen oder Standards, die die Gesellschaft uns auferlegt. In dieser Akzeptanz liegt die Hoffnung auf Verständnis und Verbindung, und ich strebe danach, diese Brücke zu bauen – sowohl zu mir selbst als auch zu anderen.

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