Orion I

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//während ich darauf gewartet habe, dass mich endlich die Inspiration für falling like the stars trifft, habe ich diesen Oneshot von Jinx' & Orions erstem Treffen verfasst... ich hoffe, ich komme dazu, das fortzusetzen - ist aber nicht meine Priorität :)

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Kurz nachdem Aquilius Jinx das erste Mal sieht, beginnt die Erde zu beben. Nicht nur metaphorisch, wortwörtlich.

Es ist Winter in Tokio und als Aquilius am späten Nachmittag die Universität verlässt, wird er nicht nur von Dunkelheit, sondern auch von Schneeflocken begrüßt, die in Massen vom Himmel schweben und sich sanft auf alle Oberflächen legen. Das warme Licht der Straßenlampen gibt den weißen Kristallen einen unnatürlichen goldenen Schimmer, also wolle es die eigentliche Kälte verstecken.

Aquilius stellt seinen Kragen auf, steckt die Hände in die Manteltaschen und läuft in Richtung der nächsten U-Bahn-Station, als er ihm entgegenkommt. Er sieht jünger aus als Aquilius, durchschnittlich attraktiv und nicht besonders auffällig. Doch Aquilius weiß sofort, dass er ihn kennenlernen muss. Es ist etwas an der leicht vornübergebeugten Haltung, der geschwungenen Nase, deren Spitze von einem gestrickten Schal verdeckt wird, und der Brille, die selbst von weit weg schief aussieht, das ihn fesselt.

In diesem Moment setzt das Beben ein.

Tokio liegt in einer Region, in der Erdbeben nicht unüblich sind - darüber hat Aquilius sich informiert, bevor er hierher gezogen ist, trotzdem wird er davon überrascht. Es macht ihn wütend, dass die japanischen Geologen noch keine funktionierende Methode gefunden haben, um die Beben verlässlich vorherzusagen. Er würde sicher nicht lange dafür brauchen, würde er sich zuvor ein bisschen ins Thema einlesen. Sowas kann doch nicht schwer sein.

Doch die Wut verfliegt gleich wieder, als er sieht, wie der Fremde stolpert und zu Boden fällt. Sorge macht sich in ihm breit. Geht es ihm gut? Er scheint nicht ganz sicher auf den Beinen zu sein. Aquilius weiß, dass er selbst sich eigentlich auf den Boden kauern sollte, bis das Beben vorbei ist, aber stattdessen geht er in Richtung des fremden jungen Mannes. Und tatsächlich - schon ein paar Momente später hört das Beben schon wieder auf.

Aquilius stoppt, als er neben ihm steht, und streckt die Hand aus.

Erstaunt blickt der Fremde zu ihm auf. Er ist sicher nicht japanisch, wahrscheinlich sogar europäisch wie er selbst. "Hey there," begrüßt Aquilius ihn deshalb auf englisch und setzt ein Lächeln auf. Auch die Mundwinkel des anderen heben sich, als er Aquilius' Hand nimmt und sich von ihm aufhelfen lässt. Aquilius möchte dieses Lächeln einfangen, einrahmen und über sein Bett hängen, sodass er es jeden Tag sehen kann.

Etwas zu lang umfassen seine langen Finger die Hand des Fremden, doch dieser scheint nichts dagegen zu haben. Aquilius glaubt, sogar Enttäuschung in seinen Zügen zu entdecken, als er ihn schließlich loslässt. Das ist gut; ein Zeichen für Anziehung, auf die er aufbauen kann. Ansonsten wäre es deutlich schwerer, ihn für sich zu gewinnen - doch selbst dann würde er es schaffen, da ist er sich sicher. Dieser Mann, mit seinen unschuldigen grauen Augen und den hellen Haaren, ist für ihn bestimmt. Auch wenn er das selbst noch nicht weiß.

"Please tell me, you speak German or Icelandic," stößt der Fremde plötzlich hervor, bevor Aquilius überhaupt dazu kommen kann, sich vorzustellen, "I... my english is not that good."

Er ist direkt, das gefällt ihm. Nichts ist nerviger als Leute, die sich für undurchschaubar halten.

"Ich dachte mir schon, dass du nicht von hier kommst," gibt Aquilius schmunzelnd zurück und erntet wieder dieses Lächeln. "Ich bin Aquilius. Ist alles okay bei dir?"

"Jinx," sagt der Fremde, der nun kein Fremder mehr ist, und Aquilius ist sich sicher, dass dieses eine Wort das schönste ist, das jemals ausgesprochen wurde. "Und nein, alles in Ordnung. Das Erdbeben hat mich nur überrascht."

Aquilius ist dankbar für das Erdbeben. Er ist noch dankbarer für Schuhe mit glatter Sohle, unebene Gehwege und alle anderen möglichen Gründe, die dafür verantwortlich sein könnten, dass Jinx das Gleichgewicht nicht halten konnte. Von ihm aus kann auch gleich ein Tsunami die Stadt zerstören - solange er nur noch eine Möglichkeit bekäme, nach Jinx' Hand zu greifen.

"Dann solltest du auf den Schreck erstmal etwas Warmes trinken," bestimmt Aquilius mit einem Lächeln, von dem er weiß, dass es als charmant aufgefasst wird. "Ich kenne einen netten Coffeeshop ganz hier in der Nähe."

Jinx' Miene verschließt sich und Aquilius verflucht sich in Gedanken selbst. Das war zu offensiv, er muss einen Gang zurückschalten! "Ich bin eigentlich auf dem Weg nachhause..." hört er den Kleineren sagen und kann sich gerade noch davon abhalten, wütend das Gesicht zu verziehen. Er kann Jinx nicht jetzt einfach schon gehen lassen!

"Ich will nur sichergehen, dass es dir wirklich gut geht. Keine Gehirnerschütterung oder so..." beeilt er sich zu sagen und legt eine Spur Verlegenheit in sein Lächeln, "ich hab Medizin studiert, musst du wissen." Dass er das Thema auf unverdängliche Dinge wie Studienfächer lenkt, scheint Jinx zu beruhigen, denn prompt wird seine Miene weicher. "Aber nur ein Getränk," lenkt er ein, "und das bezahle ich selbst."
"Käme mir nicht im Traum vor, dir mein Geld aufzudrängen." Aquilius zwinkert keck.

Jinx blickt auf den Boden und hat ganz offensichtlich damit zu kämpfen, sein geschmeicheltes Lächeln zu verbergen. "Okay," sagt er schließlich und Aquilius hasst Jinx' Mütze und Schal dafür, dass sie verbergen, ob der Kleinere gerade rot wird. Er wettet, Jinx wird rot. Er hofft es.

Der Weg zum Coffeeshop verläuft in Schweigen und Aquilius kann ein Lächeln nicht verbergen, als er merkt, wie Jinx ihn immer wieder von der Seite ansieht.

"Du hast mir deinen Namen gar nicht verraten," sagt Jinx dann plötzlich, als sie fast angekommen sind. Aquilius schmunzelt.
"Aquilius," antwortet er, "wir wurden wohl beide mit außergewöhnlichen Namen gesegnet.

Jinx schnaubt. "Das drückt es nett aus." Aquilius findet, er sieht süß aus, wenn er wütend ist, "weißt du, was Jinx bedeutet?" Dass sein Begleiter auf die Frage hin nickt, bekommt Jinx beim Reden gar nicht mit, "Jinx heißt Zauber oder Bann - wer nennt denn sein Kind so?!" Er schüttelt den Kopf, dann sieht er zu Aquilius auf. "Aquilius klingt viel schöner... so magisch, aber auf subtilere Weise."

"Magisch, hm?" Aquilius bemüht sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, als er stehen bleibt und die Tür des kleinen Cafés für Jinx aufhält. "Magie wird überbewertet."

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// sagt mir gerne, was ihr von meinem Ansatz für die beiden haltet ^^

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 28 ⏰

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The Good kind of Evil - Alea AquariusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt