2 - Tränen

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Es war vorbei, alles war kaputt, na toll, Noah. Ganz großartig. Eigentlich war Noahs Plan, ihre Freundschaft, oder sogar mehr als das, doch noch zu retten, aber er war sowas von gescheitert. Stattdessen hatte er seinen besten Freund nun endgültig verloren. Er an Colin's Stelle wäre sofort nach Köln gefahren und nie wieder zurück gekommen, er hätte versucht, den Jungen, der ihm das Herz gebrochen hat, für immer zu vergessen.

Leider war das echte Leben aber nicht immer so einfach, wie man es vielleicht dachte.

Colin hatte sich sofort ins Zimmer verzogen und seinen Kopf im Kissen vergraben. Seine Tränen hatten angefangen zu fließen, noch bevor er überhaupt im Internatsgebäude war. Das hatte ihm so einige besorgte Blicke gebracht, jedoch ist er einfach schnell an allen vorbei gegangen. Sein Kissen sah nun wahrscheinlich schrecklich aus, verschmiert mit Kunstblut und Tränen.

Plötzlich wurde die Zimmertür aufgerissen. Natürlich hatte ein kleiner Teil in Colin gehofft, es sei Noah, doch leider war es nur Joel, der nun ziemlich geschockt in der Tür stand und zu seinem besten Freund sah.

„Was ist passiert, Colin?" fragte er unsicher. Joel schloss die Tür hinter sich und ging dann auf Colin's Bett zu. Er setzte sich an die Kante und legte eine Hand auf Colin's Rücken, um ihm beruhigend darüber zu streichen.

„Hab mich mit Noah gestritten." erwiderte Colin. Seine Stimme war brüchig und ein unkontrollierter Schluchzer kam sofort aus seinem Mund, als er den Namen des Jungen erwähnte, der ihn so unglaublich verletzt hatte.

Joel musterte Colin besorgt. „Willst du mir erzählen, was passiert ist?" fragte er vorsichtig nach. Colin nickte leicht, ehe er sich neben Joel aufsetzte. Das Make-up in seinem Gesicht war komplett verschmiert und seine Augen waren ebenfalls rot vom weinen. Einen Moment brauchte Colin, um sich zu sammeln und als er das Gefühl hatte, seiner Stimme wieder vertrauen zu können, begann er, Joel alles zu erzählen.

Joel hörte Colin zu, warf ihm immer wieder mitleidige Blicke zu, oder legte beruhigend eine Hand auf dessen Schultern, wenn er wieder den Tränen nahe war. Das ganze war einfach zu viel für Colin.

Als die Erzählung beendet war, atmeten beide Jungen erstmal tief durch. „Das hört sich echt Scheiße an. Aber ich hab's dir ja gesagt." erwiderte Joel. „Willst du erstmal kurz ins Bad gehen und dich frisch machen?" fragte er nach. Colin nickte als Antwort. Also standen sie beide auf und liefen zu den Waschräumen, damit Colin sein Gesicht vom restlichen Kunstblut befreien konnte.

„Was wirst du jetzt machen?" traute Joel sich, zu fragen. Colin zuckte mit den Schultern. Er nahm sich das Handtuch und trocknete sein Gesicht, ehe er sich zu seinem besten Freund drehte.

Einen Moment hörte Colin in sich. Wollte er nach Köln? Wollte er das Einstein verlassen und somit auch Joel?... und Noah? Eigentlich liebte er es hier. Klar, es war einfach ziemlich scheiße gerade, aber irgendwann würde es sich schon regeln. Bestimmt. Colin brauchte eine Weile Abstand, in ein paar Wochen war alles wieder gut, oder? Nein, so einfach war das nicht.

„Erstmal bleibe ich hier. Wenn ich merke, dass es wirklich nicht geht, kann ich auch noch im Halbjahr nach Köln gehen." erwiderte Colin schließlich auf Joel's Frage. Joel fiel ein Stein vom Herzen. Seinen besten Freund zu verlieren wäre schlimm gewesen. Wenn Colin nur wegen Noah nach Köln gehen wollen würde, hätte er sich sowas von bei dem blonden beschwert.

„Ich dachte schon, ich würde dich verlieren!" Joel ging die letzten Schritte auf Colin zu und legte vorsichtig seine Arme um ihn. Gerade hatte er einfach das Bedürfnis, den Jungen zu umarmen.

Colin ließ sich völlig in Joel's Umarmung fallen, jedoch merkte er, wie dadurch wieder Tränen in seine Augen stiegen. Er vergrub sein Gesicht in Joel's Schulter und musste wieder anfangen, zu weinen. Das war echt nicht einfach gerade. Wie sehr wollte er nur, dass es Noah war, der ihn in den Arm nahm? Das blieb wohl Wunschvorstellung.

„Willst du, dass wir Frau Schiller bitten, Noah in ein anderes Zimmer zu stecken?" fragte Joel nach. Währenddessen strich er die ganze Zeit beruhigend über Colins Rücken. Colin nickte leicht. Vielleicht würde ihnen der Abstand gut tun. Vielleicht würde sich danach alles wieder regeln.

Colin und Joel standen bestimmt weitere fünf Minuten so da, bis Colin sich wieder gefangen hatte. Dann lösten sie sich langsam wieder voneinander. Colin wusch sich das Gesicht, er wollte nicht unglaublich verheult zu Frau Schiller gehen.

Zu zweit gingen sie zum Büro der Internatsleiterin und klopften an. „Sehe ich noch verheult aus?" fragte Colin seinen besten Freund sicherheitshalber noch einmal. Joel schüttelte den Kopf. „Mach dir keine Sorgen, das fällt nicht auf!"

Die Tür wurde geöffnet. „Hey Jungs, was gibt's?" fragte Frau Schiller nach. Ihr Blick blieb an Colin hängen. „Ist alles okay, Colin? Du siehst aus, als hättest du geweint."

Mist, hat sie doch gesehen.

„Ähh, alles gut." murmelte Colin. Was sollte er jetzt auch sagen?

„Wir müssen mit Ihnen über etwas reden." sagte schließlich Joel. Frau Schiller nickte und machte den zwei Jungen schließlich Platz, damit sie ebenfalls mit in ihr Zimmer kommen konnten. „Was gibt es denn?" fragte sie. „Es geht um die Zimmerverteilung." begann Joel. „Ja, was ist damit? Ihr habt doch ein super Zimmer." erwiderte Frau Schiller.

„Naja." murmelte Colin. „Ist etwas vorgefallen?" fragte die Internatsleitung nun besorgt. „Hmm." machte Colin. Betrübt sah er auf den Boden. „Können Sie Noah in ein anderes Zimmer legen?" fragte er hoffnungsvoll.

„Wenn ihr Streit habt, solltet ihr das vielleicht lieber klären, als ihn gleich aus dem Zimmer zu werfen." erwiderte Frau Schiller. Colin nickte leicht. Er merkte, wie ihm wieder Tränen in die Augen stiegen. Wenn Noah nicht das Zimmer wechseln konnte, würden sie weiterhin zusammen wohnen. Das konnte nicht gut werden.

„Oder gibt es etwas, das ich wissen sollte?" Frau Schiller musterte Colin noch immer besorgt. „Ich denke, er will nicht darüber reden." erwiderte Joel. „Was auch verständlich ist."

Nun zog die Internatsleiterin eine Augenbraue hoch. „Sicher?" fragte sie. „Colin, du kannst mit mir reden. Wenn es wirklich so schlimm ist, werden wir vielleicht eine Lösung finden. Es ist nur gerade wirklich schwierig, weil alle Zimmer voll sind."

„Schon ok." erwiderte Colin mit brüchiger Stimme. Er biss sich auf die Unterlippe, in der Hoffnung, dass das seine Tränen zurückhalten würde, aber es klappte nicht. Eine nach der anderen flossen seine Wangen hinunter und tropften von seinem Kinn. Er vergrub sein Gesicht in den Händen und schluchzte auf.

„Ich werde versuchen, ein neues Zimmer zu finden, in das Noah ziehen kann." versicherte Frau Schiller schließlich. „Aber ich kann nicht versprechen, dass das demnächst was wird." meinte sie. „Danke, Frau Schiller." bedankte Joel sich ehrlich. „Wenn du darüber reden möchtest, kannst du zu mir kommen, Colin." meinte Frau Schiller noch. „Du kümmert dich um ihn, Joel?"

Joel nickte. Er legte einen Arm um seinen besten Freund, welcher sich sofort gegen ihn fallen ließ. „Können wir ins Zimmer gehen?" flüsterte Colin. „Klar." erwiderte Joel leise. „Wir gehen wieder ins Zimmer. Danke für Ihre Hilfe." meinte er zu Frau Schiller. Dann ging er mit Colin an der Seite wieder nach oben auf ihr Zimmer.

Glücklicherweise war gerade niemand im Internat unterwegs, weshalb sie ungesehen im Zimmer ankamen. Auch Noah war nicht da. Also gab es ein bisschen Zeit zum runterkommen.

𝒩𝑜𝓁𝒾𝓃 ~ 𝐺𝑙𝑎𝑢𝑏𝑠𝑡 𝑑𝑢 𝑎𝑛 𝑑𝑖𝑒 𝑤𝑎ℎ𝑟𝑒 𝐿𝑖𝑒𝑏𝑒?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt