Der Sinn ist alles- oder nichts.

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Manchmal, da liege ich so da und starre die Wand an. Und dann fange ich an zu denken. „Hör auf zu Grübeln, es bringt ja doch kein Ergebnis!" ich grüble nicht, ich denke. Denn Grübeln kennzeichnet sich dadurch, kein Ergebnis zu finden. Ich finde immer ein Ergebnis und wenn es nur ist, keines zu finden, so ist es am Ende doch ein Ergebnis. Und es lässt die Möglichkeit offen, weiter zu denken. Und mit jedem mal scheine ich der Antwort etwas näher zu kommen. Der Antwort auf all meine Fragen. Es scheint, als wäre die Antwort irgendwo in mir, als wüsste ich sie, und mit jedem Denken komme ich ihr ein Stück näher. Ich denke und denke, bis ich genug habe. Bis mein Gehirn ruhe gibt. Und manchmal scheint es, als wäre es alles was uns noch bleibt. In den kalten Betten liegen und denken und warten, bis man selbst kalt ist. Welchen Sinn verfolgt unser Dasein? Wir streben nach Wissen, denn Wissen ist bekanntlich Macht. Wissen und Macht, das ist es doch, was uns glücklich macht. Was unser Lebensinhalt ist. Wir lernen und lernen und lernen, aber was, wenn wir eines Tages alles wissen würden? Was, wenn wir eines Tages am Ende angekommen sind? Wir leben um zu lernen, um Wissen anzueignen, aber aus welchem Sinn besteht unser Dasein noch, wenn wir alles wissen? Sind wir dann glücklich? Begreifen wir dann? Oder verfolgt es einen Sinn das wir eben nicht begreifen? Wenn wir nur in unserer Eitelkeit und unserem Stolz leben, geblendet von der Macht des Wissens und dem verzweifelten Versuch unser Ego zu schützen?  Wenn all das Wissen nicht unser Glück, sondern unser Verderben ist? Ist es am Ende nicht „der Dumme", der strahlend über die Wiese läuft? Ist es nicht der Unwissende, der friedlich und voller Hoffnung in den Tod geht? Wir nennen ihn den dummen, dabei ist er es, der vielleicht das höchste Gut an Wissen besitzt. Denn wir denken, durch Wissen gehört uns die Welt, durch Wissen sind wir überlegen. Aber was, wenn auch wir nichts weiter als erbärmliche Ameisen sind? Vergeuden unser Leben mit warten, hoffen auf etwas besseres. Glauben zu Wissen, glauben eine Kontrolle zu besitzen. Wir reden uns ein, dass das hier nicht alles gewesen sein kann. Da muss doch noch mehr sein, oder? Es muss doch weiter gehen, es kann doch nicht umsonst gewesen sein! Jeden Tag vergeuden wir damit, warten, auf eine neue Chance, ein neues Leben, auf das was dort besseres auf uns wartet. Denken, hinter allem stecke etwas großes. Dabei wissen wir nichts. Wir klammern uns verzweifelt an die kleinen Hoffnungen, an den Glauben, den Wunsch nach größerem. Das nicht alles umsonst war. Reden uns ein, Wissen wäre unser höchstes Gut, der Schlüssel zu Glück und Zufriedenheit. Wir müssen nur Begreifen. Verbissen arbeiten wir jeden Tag daran, etwas zu begreifen, das es vielleicht nicht zu begreifen gibt. Vielleicht, ja, vielleicht sind wir die Unwissenden. Am Ende, da geht der Dumme, der Unwissende, strahlend zu auf den Tod, zufrieden mit jeder genutzten Sekunde, hat er sie doch nicht verschwendet durch ein Warten auf das Ungewisse. Aber wir, wir klammern uns verzweifelt an jeden Grashalm. Wir kratzen und beißen, schlagen um uns, wehren uns vor dem Tod. Vor der Zeit die zwischen unseren Fingern entronnen ist, ungenutzt. Versuchen zu fliehen, zu fliehen vor der Angst. Die Angst vor dem Ungewissen, vor dem Kontrollverlust. Dem Verlust von etwas, was wir doch nie wirklich hatten. Wer ist nun der tatsächliche Verlierer? Wer ist der dumme, der Unwissende? Am Ende wartet auf uns alle der Tod, ob wir uns denn nun wehren oder nicht. Ob wir die Zeit nutzten oder durch warten vergeudeten. Wir hoffen auf eine bessere Welt, ein Leben danach, eine neue Chance. Verurteilen den Träumer. Aber ist nicht grade er der, der es verstanden hat? Der sich in Welten träumt, die er sich wünscht, solange er die Zeit dazu hat, anstatt zu warten und niemals mehr die Chance ergreifen zu können? Der dumme strahlt, läuft zufrieden durch sein Leben. Wir jedoch, wir versinken in Leid, vergießen Tränen während wir dem Ächzen und Seufzen des Leids der Welt lauschen. Wir rennen nur weiter unserem Wissen hinterher. Wir brauchen Wissen, wie andere Sauerstoff zum Atmen. Fehlt mir das Wissen, die Möglichkeit zu lernen, so vertrockne ich wie eine Pflanze in der Wüste. Wissen ist der Schluck Wasser auf den trockenen Lippen, die Hoffnung. Wüssten wir alles, so hat unser Leben keinen Wert mehr. Welchen Preis müssten wir für all das Wissen zahlen? Wissen wir alles, so wird es nichts besonderes mehr geben. Und wir werden unser strahlen verlieren. Wir tauschen es gegen geistige Fähigkeiten ein. Aber siegt wirklich der, der hohe geistige Fähigkeiten besitzt? 
Vielleicht ist grade der Unwissende im Hier und Jetzt der, der am Ende das erreicht, wonach wir ein Leben lang suchen, worauf wir jeden Tag warten. Denn er stellt nicht infrage was im das Morgen bringen wird oder das Gestern ihm gebracht hat. Er wartet nicht jeden einzelnen verfluchten Tag seines wertlosen Lebens auf eine Veränderung, auf das Ende, auf eine neue Chance. Er versucht nicht, etwas zu begreifen, wofür sein Gehirn nicht gemacht ist und er klammert nicht an einer erbärmlichen Lüge. Wir nennen ihn den Unwissenden und vielleicht ist grade er der, der es begriffen hat. Der mehr Wissen erlangt hat, als wir jemals werden, denn er wird glücklich gewesen sein, er wird auf sein Leben zurück blicken, bereit loszulassen und den Tod zu umarmen, denn er ist hier fertig. Hat jedes bisschen genutzt von dem was die Erde ihm geboten hat. Vielleicht ist wachsende geistige Fähigkeit kein Segen, sondern Gift. Und mit jedem bisschen Wissen das wir uns aneignen, wir glauben es uns anzueignen, vergiften wir uns selbst ein Stück mehr. Das größte Leid des Menschen ist jenes, er sich selbst zugefügt hat. Und wir alle tragen etwas sardistisches in uns. Etwas dunkles. Und vielleicht ist das, was wir Wissen nennen, nichts weiter als eine Versuchung, ein Gift, ein Dämon dessen wir erliegen. Eine große schwere Dunkelheit, eine Last, von der wir unterschätzen ob wir sie tragen können. Es ist wie eine Sucht - durch das Lernen, das vermeintliche Wissen werden wir geblendet. Übersehen, dass wir im Höllenfeuer angefangen haben zu brennen, kreischend uns winden unter den Qualen, den Blick doch stetig nach vorne, voller Gier auf noch mehr. Jedes bisschen Wissen wie ein Schluck Wasser auf den trockenen Lippen.

Und irgendwann, wenn die Bilder auf den kalten weißen Wänden zu real werden, wird es Zeit den Blick abzuwenden. Den Strudel der Gedanken zu verlassen, der droht einen zu verschlingen. Sicher, eine Lösung findet sich nicht für all diese Fragen. Aber mit jedem mal scheint es doch ein Stück näher zu rücken. In meinem Kopf wütet ein Tornado. Der Sturm rauscht in meinen Ohren, die Gedanken rasen inmitten des Kegels, welcher alles um sich herum mit sich reißt. Fetzen von Erinnerungen und Ideen fliegen an mir vorbei, doch ehe ich sie tatsächlich greifen kann, so sind sie schon längst wieder fort. Hoffnungslos verloren in dem weiten Sturm. Wenn unser ganzes Leben nur daraus besteht, sich Wissen anzueignen, aber Wissen nichts wert ist, sag, was ist unser Leben dann wert? Manchmal glaube ich, Traurigkeit und Intelligenz gehen Hand und Hand einher. Begreifst du, wird es dich automatisch auch traurig machen. Aber du wirst nicht mehr vergessen können, dich nicht befreien können von der Last. Sie liegt schwer auf deinen Schultern und wird dich irgendwann erdrücken. Nun, wenn unser Leben doch keinen Wert, keinen tieferen Sinn mehr erfüllt, was hindert uns daran es zu beenden? Wir liegen in den kalten Betten, starren an die grauen Wände und Warten. Doch steht der Tod einmal vor der Tür, so werden wir panisch. Springen auf, verstecken uns. Schreien und weinen, flehen und betteln, so haben wir doch noch nichts erreicht!

Die Dunkelheit und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt