Der Hammer

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Ich saß ohne jegliches Zeitgefühl in der Mitte des Raumes und starrte auf den Hammer vor mir. Von meinem kurzzeitigen Nervenzusammenbruch bezüglich des verloren gegangenen Peilsenders hatte ich mich allmählich beruhigt. Er wurde mir entweder entfernt oder ich habe ihn aus Versehen verschluckt. Innerlich hoffte ich, es wäre Letzteres, denn dann hieß es, einfach abwarten. Abwarten, solange es nur ging. er vor mir. Von meinem kurzzeitigen Nervenzusammenbruch bezüglich des verloren gegangenen Peilsenders hatte ich mich allmählich beruhigt. Er wurde mir entweder entfernt oder ich habe ihn aus Versehen verschluckt. Innerlich hoffte ich, es wäre Letzteres, denn dann hieß es, einfach abwarten. Abwarten, solange es nur ging.

Es war kalt im Raum. Still. Sehr still. Die Raumgröße betrug geschätzt 30 m². Nirgendwo war eine Tür zu sehen.

Wie zur Hölle haben die mich hier reinbekommen?

Ich blickte zur Decke hinauf und bemerkte vier Kameras, einen schmalen Lüftungsschacht und drei flache Glühbirnen, die in die Decke eingearbeitet waren. Fertig. Sonst nichts. Keine Tür, keine Fenster. Gar nichts. Mein Blick fiel wieder zum Hammer. Es war kein gewöhnlicher Werkzeughammer. Dieser hatte einen deutlich längeren Stiel und einen größeren Kopf. Ich kannte mich nicht aus mit Werkzeug, aber hätte schwören können, es war ein Vorschlaghammer. So einen hatte ich das letzte Mal in dem Musikvideo von Miley Cyrus zum Lied ,,Wrecking Ball" gesehen.

Ich muss hier also eine der Wände rausschlagen, schlussfolgerte ich und rührte mich weiterhin keinen Millimeter. Ich beschloss, so lange wie nur möglich in diesem Raum zu verweilen.

Wer weiß schon, was sich hinter einer dieser Wände befindet?

So schnell wollte ich es nicht herausfinden.

Nach kurzer Zeit der Stille erhielt ein komisches Geräusch meine Aufmerksamkeit. Zuerst war es leise, dann lauter. Ich konnte es anfangs nicht zuordnen, bis das Geräusch sich veränderte und ich klar und deutlich ein Wimmern identifizieren konnte. Langsam stand ich auf und nährte mich der Wand mir gegenüber, aus der ich dieses Wimmern vernahm.

,,Hallo?", hörte ich ein leises Schluchzen, sobald ich an der Wand stand. ,,Kann mich irgendjemand hören?".

Es war eine Frauenstimme.

,,Ja, ich kann dich hören", antwortete ich ihr sofort.

,,Gott sei Dank", sagte sie erleichtert. ,,Kannst du mich hier rausholen, wo auch immer ich gerade bin? Hier ist es stockdunkel und sehr eng", fragte sie mich mit verzweifelter Stimme.

Ich sah kurz hinter mich zu dem Vorschlaghammer und dann wieder zur Wand.

,,Kannst du etwas ertasten? Einen Türgriff oder Ähnliches?", fragte ich zuallererst.

Nein, hier ist nichts", antwortete sie mir Sekunden später.

Ich überlegte. ,,Wie weit kannst du zurücktreten?"

,,Einen Schritt", meinte sie zögernd.

,,Okay, kriegen wir hin", murmelte ich zuversichtlich und griff zum Hammer. Dieser war zwar schwer, aber dennoch leichter als erwartet. ,,Du müsstest jetzt so weit nach hinten wie nur möglich und vergiss nicht, deine Arme als Schutz um deinen Kopf zu legen", wies ich sie an.

,,Was hast du vor?", kam es ängstlich aus der Wand.

„Das, was von mir erwartet wird", sagte ich leise und sah zu einer der Kameras hoch. Dass man mit zusah, war klar. Genauso war auch dieses Szenario geplant. Ich hatte keine andere Wahl, als mitzuspielen, denn ich hatte den Verdacht, würde ich sie nicht rausholen, würde sie dort drin sterben. ,,Bereit?"

,,Ich denke schon"

Zuerst versuchte ich es mit leichten und vorsichtigen Schlägen. Es tat sich kaum was. Dann schlug ich immer stärker und stärker zu, bis die Wand endlich anfing zu bröckeln und sich ein kleines Einschlagloch bildete. Die ängstlichen Schreie von der anderen Seite der Wand begleiteten jeden meiner Schläge. Als das Loch groß genug war, um darüber zu steigen, erkannte ich auch endlich, wer sich dahinter befand. Es war eine der Kandidatinnen, welche so ziemlich am Anfang aus der "Show" geworfen wurde.

,,Ich bin Kim". Schluchzend trat sie in den Raum.

,,Mira", nickte ich ihr zu und ließ den Vorschlaghammer achtlos zu Boden fallen.

Sie blickte sich um. ,,Wo sind wir?".

Als Antwort zuckte ich nur mit den Schultern. Die einzige Frage, welche mich in diesem Moment interessierte, war eine andere. ,,Wo warst du die ganze Zeit über?".

Verwirrt runzelte sie ihre Stirn. ,,Hier?".

,,Wo ,,Hier"?", hackte ich nach.

,,Hinter dieser Wand". Sie zeigte drauf, um es mir zu verdeutlichen. Bestimmt dachte sie ich wäre etwas schwergängig.

Ich nickte unglaubwürdig. ,,Du warst also wochenlang hinter dieser Wand eingesperrt. Ohne Nahrung, Klo und sonstigem?".

Kim schüttelte schnell ihren Kopf. ,,Nachdem ich aus der Show geworfen wurde, schlief ich in der Limousine ein und wachte hier auf. Gerade eben. Hier hinter dieser Wand. Und was meinst du mit ,,wochenlang"?".

,,Du bist vor Wochen aus der Show ausgeschieden. Du warst so ziemlich eine der Ersten", versuchte ich sie aufzuklären. ,,Also nochmal. Wo bist du die ganze Zeit über gewesen?".

Ich bemerkte in ihrer Mimik, dass sie sich versuchte zu erinnern. Es versuchte zu verstehen. Als Antwort schüttelte sie nur ganz leicht ihren Kopf. Sie wusste es nicht. ,,Und du? Wie bist du hierhergekommen?".

,,In dem ich verloren habe, genauso wie du", sagte ich nur oberflächlich.

,,Und was machen wir jetzt?", kam auch schon die nächste Frage von ihr.

,,Überleben".

Mister X - Das ExperimentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt