Kapitel 1

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Ich höre das ticken der Wanduhr, während ich die Minuten bis zum Ende des Schulunterrichts zähle.
Ich fühle mich gedemütigt von dem Gesprächen der Schüler. Sie unterhalten sich über meinen kürzlich versuchten Selbstmord. Ich versuche das Getuschel zu ignorieren, aber sie sind zu laut. Kaum ein Schüler konzentriert sich noch auf den Unterricht.

Der Lehrer scheint dies aber vollkommen zu ignorieren, oder er ist mit seinen 54 Jahren wirklich Reif für die Pension. ,Nur noch 50 Sekunden.' denke ich mir. Ich beginne Nervös mit meinen Fingerspitzen auf den Mokka farbenen Schreibtisch zu trommeln. ,Tik Tok Tik Tok Tik Tok.' macht die Uhr im gleichen Rhythmus wie meine Finger. Ich fange langsam an meine Schulsachen in die abgetragene Tasche zu packen.

, Hausaufgaben bekommt ihr keine weil ihr so fleißige Schüler seid und im Unterricht immer aufpasst.' Wie schon erwähnt. Herr Schmied, ist wirklich Reif für die Pension.
Als die Schulglocke klingelt, springe ich von meinem Stuhl und versuche so schnell wie möglich, ohne das es auffällig wirkt, das Schulgebäude zu verlassen.

Insgeheim hoffe ich das Sabrina mich nicht abholt, obwohl ich weiß das sie dies vorhatte. Ich halte Ausschau nach einem grauen Truck, mit dem Sabrina mit üblicherweise abholt. Ich lasse meinen Blick über das Schulgelände schweifen, der Truck ist aber nicht auffindbar.

Ich wundere mich über Sabrinas Unzuverlässigkeit. Denn normalerweise ist sie die Definition von Zuverläsig. Sie hat auch keine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen. Dies stört mich aber nicht weiter. Ich bin froh darüber das Sie nicht hier ist, weil mich dann Braden sicherlich im Heim absetzen wird.

Der Volkswagen von Braden liegt am anderen Ende des Parkplatzes. Weil ich nicht mitten auf dem Parkplatz offensiv verbal angegriffen werden möchte schreibe ich Braden eine SMS, in der ich ihm mitteile das ich hinter der Schulkantine auf ihn warte. Hinter dem Gebäude sehe ich keine Menschenseele. Weil es um diese Jahreszeit sehr kühl und frisch draußen ist, kann ich dies auch nachvollziehen. Darum ist es ein sehr geeigneter Platz, auf jemanden zu warten wenn man nicht gesehen werden möchte. Es weht eine kühle Brise die rote
und braune Blätter von den Bäumen weht. Der Anblick versetz mir ein Stich ins Herz, der Herbst war die Lieblingsjahreszeit meines Vaters. Soweit ich mich erinnern kann.

,Jetz bloss nicht emotional werden' denke ich mir. Es könnte mich jemand sehen und noch mehr über mich, das Gespött der Schule lachen. Ich versuche die Tränen weg zu blinzeln, aber es klappt nicht, die Tränen laufen ungehindert über meine Wangen.

Schnell wische ich mir Tränen von den Wangen. Braden soll mich nicht so sehen. Er würde denken ich hätte schon wieder einen Zusammenbruch. Ich überprüfe mein Aussehen in der Handy Kamera. Man sieht mir nicht an, das ich geweint habe.
Ich gehe einige Schritte um zu sehen ob Braden schon aufgetaucht ist. Mittlerweile sind schon 10 Minuten vergangen. Es ist schon nach Fünf Uhr Nachmittags, in einer Stunde habe ich einen Termin bei meinem Psychologen. Er hilft mir dabei mit meinen Depressionen umzugehen. Nein, helfen ist nicht das richtige Verb. Er versucht mir Informationen zu entlocken, um meinen Psychischen Zustand einteilen zu können. Ich bin ihm keine Hilfe dabei, denn meine einzigen Antworten die Martin von mir bekommt sind Verneinungen und Bejahungen. 

, Ping.' macht mein Handy als ich eine Nachricht voll Braden bekomme.

' Ich bin gleich bei dir Amy.,

Lautet der Inhalt seiner Nachricht.
Obwohl ich Ihm schon X mal gesagt habe das ich diesen Spitznamen nicht ausstehen kann, pflegt er dennoch, mich Amy zu nennen. Er und seine freundliche Art mir zu zeigen das er mich trotz meiner Macken liebt. Als er mich darüber aufgeklärt hat, warum er mich Amy nennt und das dies eine tiefere Bedeutung hat als ein kurzüberlegter Spitzname. Amy wie Amy Winehouse. Die total Drogenabhängig ist und sich selber schadet, aber man mag sie trotzdem wegen ihrer einzigartigen Stimme. Wie ich, ich schade mir selbst aber Braden liebt mich trotz allem aus irgendeinem mysteriösen Grund. Ich muss schmunzeln bei diesem Gedanken.

' Was gibt es da zu schmunzeln?!, ruft Braden als er auf mich zu kommt. Ich habe mich schon oft gefragt warum Braden sich überhaupt mit mir abgibt. Geschweige denn sich in mich verlieben konnte. Er, der attraktive, lebensfreudige Athletiker und ich, die graue Maus.
' Du, du bringst mich zum lachen.' Antworte ich als ich meine Arme um seine kräftigen Schultern lege und ihm einen dicken, feuchten Schmatzer auf die Lippen gebe.
Als wir zusammen zum Parkplatz schlendern, der jetzt fast menschenleer ist, umfasst Braden meine Hand um hebt diese zu seinen Lippen. Er küsst meinen Handrücken und flüstert: ,Ich habe dich vermisst.'

, Es sind doch seit der Mittagspause nur fünf Stunden vergangen, du hoffnungsloser Romantiker!' Antworte ich lachend. Er runzelt seine Stirn und faucht zurück: ,Jetzt hast du meine Gefühle verletzt!' Aber Braden wird schnell wieder Ernst: , Ich dachte Sabrina wollte dich abholen?'
, Ja, das dachte ich auch. Aber sie ist nicht aufgetaucht.'
,Wie merkwürdig.' Sagt er als er mir die Beifahrer Tür seines Trucks aufhaltet.

,Prr Prr.' Mein Handy vibrierte als Plötzlich eine Nachricht  der Adoptivklinik eingeht.

Ich drückte auf die Nachricht um sie zu Lesen.

' Hey Amelia, Ich bins Sabrina.
Tut mir leid das ich nicht erschienen bin, aber hier in der Klinik ist ein älteres Paar, das in Erwägung zieht dich zu adoptieren. Diese möchten aber dich vorher genauer Begutachten. Ich bin sicher Braden kann dich zu der Klinik fahren. Er ist so ein netter Bursche. Ich habe deinen Termin mit dem Psychologen schon abgesagt, also mach dir keine Sorgen darüber .'

Einen Moment erlebe ich meine Umgebung in der Zeitlupe. Als ich zu Braden aufblicke begegnet mir sein besorgter Gesichtsausdruck. Bevor er mir  die Frage stellt, die Ihm auf der Zunge liegt, zeige ich Ihm die Nachricht. Sein Gesichtsausdruck verwandelt von Besorgnis zu Verblüffung, und ich weiss das Braden das gleiche denkt wie ich. 




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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 02, 2017 ⏰

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