Die Bohne zu stark

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Den Tanz unter Schock stehend unfähig zu beenden führten die Zahnfee und der Sandmann den Lambada fort. Enger, energischer und schwungvoller als

 zuvor.

Santa Klaus und der der Osterhase folgten deren Tanz achtsam, weniger geschockt vom Geschehen als noch immer vom Anblick dessen überrumpelt. 

Fips riss seinen Blick vom Schauspiel vor sich weg und besah sich erneut die Tasse in seiner Hand. Gedankenverloren führte er sie näher an sich heran, mit zuckender Nase daran riechend.

Klaus' Hand schob sich zwischen der Nase Fips' und der Tasse. Fragend sah der jüngste der vier zum ältesten. „Sei vorsichtig, nicht dass dich es auch erwischt." „Es sieht eigentlich ganz lustig aus." entgegnete Fips und die Brüder sahen zum Tanzpaar rüber.

Es gab nicht mehr viel Luftraum zwischen den beiden, während sie sich gegenseitig nicht aus den Augen ließen. Rhuns Blick haftete wie ein Raubtier auf den jüngeren, während Zeke indes immer mehr Panik zu bekommen schien.

Die Augen des Jüngeren weiteten sich als sein Bruder die so schon geringe Distanz zwischen ihnen kraftvoll und Besitz ergreifend in Gänze zu Nichte machte. Keuchend durchfuhr ihn ein Schauder, doch noch immer war die Bohne zu stark. Willenlos ließ Zeke sich von Rhun in die nächste Drehung führen.

Beinahe mechanisch entfernte Fips die Tasse von seinem Gesicht und stellte sie auf dem Tisch ab. Ihm war als würde die Zahnfee dem Sandmann nach diesem Tanz jeden Zahn bei vollem Bewusstsein und ohne Betäubung ziehen wollen, während der Sandmann am liebsten zu Staub zerfallen wollte.


Zwischendurch sangen die beiden den immer gleichen Refrain. Ein Licht aufgehend lehnte Fips sich zu Klaus. „Weißt du, wenn die beiden wüssten zu welchem Lied die gerade tanzen, Zeke wäre mit Sicherheit längst tot." Die Brauen unter der Sonnenbrille hebend sah Klaus den jüngeren an. „Zu welchem Lied denn?" „Andrea Jürgens - Wir tanzen Lambada. Ein altes Schlagerlied." erklärte Fips mit vorgehaltener Hand.

Nickend stimmte Klaus zu mit Fips Aussage. Weder Rhun noch Zeke waren Schlagerfans und nun tanzten sie dazu. Das auch noch sehr exzentrisch. Rhun sah auch alles andere als begeistert aus. Wobei doch, auf seine Art wirkte er förmlich fasziniert. Lag vermutlich daran, dass er darauf wartete das die Wirkung der Bohne nachließ um sich auf Zeke stürzen zu können.


Innerlich wandten die beiden tanzenden sich gegen den Tanz, doch je mehr sie sich zu wehren versuchten, desto intensiver schien der Tanz zu werden.

Das lief nicht so wie Zeke es wollte. Es war nicht sein Plan eng an eng mit Rhun zu tanzen. Es war nicht sein Plan Opfer seines eigenen Plans zu werden. Hätte er doch einfach noch etwas gewartet. Die anderen beiden Brüder waren ja doch früher eingetroffen als gedacht. Warum konnte er nicht warten und musste Rhun als sein Opfer aussuchen?

Weder hatte Zeke die Kontrolle über seinen Plan, noch die Führung im Tanz. Beides schien Rhun an sich gerissen zu haben, so wie er auch ihn selbst an sich presste. Der Wirkstoff der Bohne kreiste durch seine Wahrnehmung wie eine Droge und beraubte ihn jeder Befugnis zum Einsatz seiner Kräfte als Sandmann.

„Ich gebe dir einen guten Rat, Bruder." erklang die zweilagige Stimme Rhuns'. Anders als Zeke achtete die Zahnfee weniger auf das was Geschah und was er tat, er war der Führende, er war bereitwillig in diesen Umstand hinein. Offenbar war das ein entscheidender Faktor gewesen, der ihn in die bessere Position brachte.

Dennoch hasste er Zeke gerade bis in die letzte Faser seines Körpers. Das die Bohne sie zu einem Tanzpaar zusammen brachte und dann bei einem so engen Körperkontakt über das Parkett leitete, war bereits unangenehm sein fauler Zahn. Dass aber nun die geschwätzigen Brüder Klaus und Fips ihnen dabei zusahen, wie sie scheinbar nicht von einander lassen konnten, gab Rhun das Gefühl als wäre sein Körper durchzogen von Karies.

Zeke sah besorgt seinen Bruder an. Unsicher öffnete er den Mund. „Der da wäre?"


Selbstkontrolle. Beiden war es möglich zu reden ohne von der Bohne unterbrochen zu werden. Noch gelang es ihnen nicht sich voneinander zu lösen, aber versuchten sie es auch nicht mehr. Beiden war nicht entgangen, dass Gegenwehr zum gegensätzlichen Ergebnis führte, also ließen sie es einfach über sich ergehen.

„Wenn das hier vorbei ist, lauf. Lauf so schnell du kannst!" Rhuns Stimme war tiefer und dunkler. Es war offensichtlich, dass er keine Sekunde verlieren würde Zeke für seinen Scherz zusätzlich zu bestrafen.„Das ist ein sehr guter Rat." stimmte der jünger zu, bereits Ausschau nach einem Fluchtweg haltend. Dies war sein Revier, aber Rhun konnte wie ein chatten an einem heften und jederzeit daraus hervor schnellen, wenn er nur wollte.

Wir tanzen LambadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt