I. Prinzessin Anastasia

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Nun sitze ich hier, inmitten meiner Hochzeitsplanungen, ohne dass ich wirklich etwas selbst entscheide, natürlich nicht.
Zumindest nichts was wirklich von Belang ist, stattdessen legen wir bei einem Tee Stoffmuster nebeneinander. Wir sind meine zwei Hofdamen, die Schneiderin und ich. Aber dafür wird das Kleid perfekt aussehen. Schließlich ist es auch der wichtigste Tag in meinem Leben.

Jahrelang wurde ich auf diesen Tag und mein Leben danach vorbereitet, daraus bestand der Großteil meiner Kindheit und Jugend. Ich habe gelernt zu Tanzen, zu Nähen, die Adelsfamilien sowie Wappen, Thronfolgen und Verbindungen aus ganz Deutschland auswendig herunterbeten zu können, den Sinn eines jeden Besteckteils kennengelernt und den perfekten Knicks erlernt. 

Und doch fühle ich mich noch nicht bereit, der Tag kommt nun doch früher als geplant, mit dem Ableben der Herzogin von Sachsen, also der vorherigen, ist der Herzog nun verwitwet und auf der Suche nach einer neuen Ehefrau. Eigentlich war bereits eine andere Verbindung für mich vorgesehen, der Prinz eines Grafen, welcher 1-2 Stunden zu Pferd entfernt lebt, auch da hätte ich nichts dagegen gehabt, ein kurzer Weg zu Familie, den jungen hatte ich auch schon gesehen er wirkte sehr nett, ich hatte mich schon darauf eingestellt und in 2 Jahren, wenn wir beide 17 sein würden, sollte die Hochzeit sein. Nun dieser Plan wurde jetzt umgestoßen und der Graf ist darüber natürlich nicht erfreut, nicht nur wir haben erart Lange mit dieser Verbindung geplant, in dieser Region hat das unser Ansehen sicher nicht verbessert, aber was weiß ich schon.

Nun wird es also Herzog Erik von Sachsen, einer der einflussreichsten Männer, die in Deutschland aktuell regieren. Und ja im Gegensatz zu dem Prinzen ist er mit 28 Jahren bereits ein Mann. Und ich nun gerade mal 15... aber der Herzog möchte keine weitere Zeit verlieren, denn ich bin bereits seine 3. Ehefrau. In dem ein oder anderen Dorf sollen Hexen erzählt haben seine Ehefrauen seien verflucht, dass sie alle früh und ohne Sohn starben, aber dem Gerücht einer Hexe sollte man wohl nicht viel Aufmerksamkeit schenken. Aber ein Stück weit stimmte es zumindest, keine der zwei Frauen schenkte ihm bisher einen Sohn und damit einen Erben für sein Reich. Die erste Ehefrau, Prinzessin oder dann eben auch Herzogin Josephine erlag nur ein paar Monate nach der Hochzeit dem schwarzen Tod, viel zu früh um auch nur ein Kind auf die Welt zu bringen. Und nun ist auch die zweite Herzogin verstorben, bei der Geburt ihrer zweiten Tochter. Das Mädchen hat zwar überlebt, aber damit ist dem Herzog bei der Aufgabe des Erben ja nun noch nicht geholfen. Daher muss schnell eine neue Ehefrau her. Und darum sind wir nun dabei....

"Prinzessin?" reißt meine Hofdame Lady Elaine mich aus den Gedanken "Sollen wir hier lieber den Knopflochstich oder den Überwendlichstich verwenden?" Ja es klingt traurig und das ist es auch, dies sind die wichtigsten Entscheidungen, die ich aktuell zu treffen habe. Jede andere Dame adeligen - und vielleicht auch nicht adeligen Blutes - ist sicher neidisch darauf welchen Titel ich mit diesem Tag erlangen werde und wie toll doch mein Leben sein wird, aber mir macht es eher Angst. Angst, dass ich meine Aufgabe nicht gut mache und meiner Rolle nicht gerecht werde, Angst, dass mir diese Aufgabe einfach nicht reicht, denn auch die Vorbereitungen darauf haben mich nie erfüllt, während die Jungen jagen, kämpfen und reiten lernen und auch lesen und schreiben, musste ich drinnen bleiben und sticken oder häkeln, gerade mal für den Notfall auf einem Pferd sitzen würde ich schaffen, das hat mich schon immer gestört. Aber warum sollte es sich nun gerade bei mir ändern, das war schon immer so gewesen.

"Lieber den Knopflochstich. Der erscheint mir hier doch etwas grazieler."

"Gut, dann haben wir glaube ich alles besprochen, ich werde mich sofort an die Arbeit machen und werde in zwei Tagen zur finalen Anprobe da sein." wirft die Schneidern ein. Sie verabschiedet sich und verlässt uns.

"Eure Hoheit das wird so wunderschön aussehen" wirft meine Hofdame Magdalene ein. Noch etwas, dass mir Angst macht, meine Freundin und langjährige Hofdame Magdalene kann mich auf dieser Reise nicht begleiten. Da wir hier hoch oben im Norden Schwlesigs sind und sie nun an meiner Stelle den Prinz des Grafen heiraten wird, muss sie hier bleiben. Nur Elaine wird mich den weiten Weg nach Sachsen begleiten, ich bin mir sicher wir werden vor Ort jemand passenden für Sie finden, sie ist wirklich wunderschön und zudem aus gutem Hause. 5 wenn nicht sogar 6 Tagesritte werden wir unterwegs sein, nicht ungefährlich für ein paar junge schöne Damen, doch den ersten Ritt werden wir mit viel Gefolgschaft reisen, denn die Hochzeit findet ebenfalls in Sachsen im Schlossgarten des Herzogs statt. Die wichtigen Dinge sind bereits fertig geplant, dies haben mein Vater und der Herzog unter sich verhandelt, mein Vater ritt dafür vor einem Monat nach Sachsen. Ich selbst habe den Herzog nie gesehen und er mich auch nicht. Ich kenne nur die Geschichten, die man sich über ihn erzählt, nicht unbedingt nur Gutes. Überweigend schlechtes um genau zu sein, ein weiterer Punkt der mir große Angst bereitet.

Meine Hofdamen berichteten mir von Erzählung aus Mädchen im Dorf, man weiß natürlich nich was wirklich wahres dran ist aber wenn es schon erstmal solche Gerüchte gibt... sie müssen ja von irgendwo her kommen. Man sagt sich er sei ein großer Kämpfer und habe bereits selbst an der Front einer Schlacht gekämpft. Man sagt aber auch er habe neben seiner Ehefrau auch immer noch weitere Mätressen, erstmal nicht weiter erstaunlich, das haben schließlich die meisten Adeligen, wobei ich noch nie verstand wieso dem Mann seine Frau nicht ausreicht, wir aber gehängt werden würden, würden wir auf die Idee kommen einen weiteren Mann neben dem uns versprochenen zu haben. Auf der anderen Seite muss ja nunmal auch eindeutig nachweisbar sein, dass es ein ehelicher Sohn ist, daher ist es natürlich verständlich, dass man als Frau nicht die gleichen Dinge tun kann wie ihr Mann. Des Weiteren erzählt man sich auch viele Geschichten darüber, dass er schlecht mit seiner Gefolgschaft und seinen Frauen umgehen solle. Aber das sagt man über viele hochrangige Adelige, vielleicht auch um die Untertanten einzuschüchtern... aber bei vielen, die ich bereits kennengelernt hatte hat es auch gestimmt.

Ich werde es wohl oder überl herausfinden.... denn mein Vater ist bereits zurück aus Sachsen und die Verhandlungen damit abgeschlossen, mit unserer Hochzeit wird es nur noch einmal besiegelt. Für meinen Vater die beste Verbindung, auf die er hoffen konnte, eine Verbindung zwischen dem Herzzogtum Sachsen und dem Herzogtum Schleswig, diese Allianz stärkt unsere Position noch einmal um ein vielfaches. Vielleicht können sie so sogar neue Gebiete annekieren. Für meinen Vater war es finanziell auch nicht unerheblich, er soll für diese Allianz wohl horrende Summen an Gold erhalten, genau weiß ich es natürlich nicht, mit uns Frauen spricht mn darüber nicht, das gehe uns nichts an. Auch wenn es im Grunde um mich geht... denn genau gesagt habe ich ihm das Gold ja eingebracht... im Grunde... hat er mich einfach verkauft.

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