Das Schlachtfeld war ein Friedhof, eine Einöde aus zerbrochenen Körpern und zertrümmertem Stahl. Der Sturm hatte sich gelegt und eine düstere, bedrückende Stille zurückgelassen, die in der Luft lag.
Die Truppen des Kriegsherrn bewegten sich durch die Trümmer und plünderten, was noch übrig war, ihre dunklen Gestalten bewegten sich wie Schatten vor dem düsteren, grauen Himmel. Unter ihnen stand der Kriegsherr selbst am Rande der Klippe, den Blick auf den fernen Horizont gerichtet, und ein zufriedenes Grinsen umspielte seine Lippen. Der Ritter und der Auserwählte waren nicht mehr, und mit ihnen war auch der letzte Schimmer des Widerstands erloschen.
Zumindest dachte er das.
Weit unten, versteckt in den dunklen Felsen der Klippe, flackerte eine Bewegung auf.
Ein schwaches Zittern ging durch die zerbrochenen Überreste der Rüstung, ein geflüstertes Keuchen entkam den aufgesprungenen Lippen.
Der Ritter lag da, gebrochen, blutend und doch lebendig. Seine Atemzüge waren flach, röchelnd, aber jeder einzelne zeugte von einem Willen, der sich weigerte, sich zu ergeben. Der Regen hatte das meiste Blut weggespült und ließ sein Gesicht blass und gespenstisch wirken, aber seine Augen, wenn sie aufflackerten, brannten in einem dumpfen, unnachgiebigen Licht.
Das Atmen tat weh, jedes Einatmen verursachte scharfe, stechende Schmerzen in seinen Rippen. Sein Körper schrie vor Schmerzen, doch sein Verstand, umnebelt vom Nebel des Schmerzes, klammerte sich hartnäckig an einen einzigen Gedanken: "Ich darf nicht sterben. Noch nicht..."
Langsam, unter Schmerzen, drehte er den Kopf, seine Sicht verschwamm, als er den dunklen Abgrund um sich herum absuchte. Er war weit gefallen, zu weit, um das Schlachtfeld über ihm sehen zu können, aber die Erinnerungen daran brannten noch immer hell in seinem Geist, so klar wie der Tag, das Aufblitzen der Klinge des Kriegsherrn, die Art und Weise, wie sie zusammengebrochen war, ihr Körper zusammengeklappt, als hätte das Gewicht der Welt sie niedergestreckt. Er konnte immer noch ihre Augen sehen, weit und ohne zu blinzeln, wie sie in den Sturm starrte, als ob sie etwas suchte, das sie nicht mehr finden konnte.
Und dann, als er so dalag und immer wieder das Bewusstsein verlor, hörte er das leiseste Echo von Schritten, leise und stetig, die sich durch die Schatten näherten. Angestrengt hob er den Kopf, zwang seinen geschundenen Körper, zu reagieren, und da, in der Dunkelheit, sah er eine Gestalt auftauchen. Sie war in Nebel gehüllt, und es war unmöglich, sie zu erkennen, aber er erkannte die Stimme, die ihn trotz des heulenden Windes laut und deutlich rief.
"Es ist noch nicht vorbei... Azrael."
Der Name hallte in seinem Kopf nach, wie das Läuten einer fernen Glocke, und mit ihm kam ein Ansturm von Erinnerungen, eine Flut von Bildern, die ihn mit sich rissen und ihn in eine Zeit lange vor dem Krieg, vor der Dunkelheit, in eine Welt, die fast wie ein Traum erschien, zurückversetzten...Jahre zuvor
Die Felder waren grün, leuchtend und lebendig und erstreckten sich, so weit das Auge reichte. Die Luft war warm, erfüllt vom süßen Duft der Wildblumen und der Himmel war von einem strahlenden, endlosen Blau erfüllt. Lachen hallte über die Wiese, fröhlich und sorglos, getragen von der Brise, die durch das hohe Gras tanzte. Zwei Kinder rannten mit leichten Schritten über die Wiese und hinterließen eine Spur aus zertrampelten Blumen und zerknitterten Grashalmen.
Azrael, ein Junge, nicht älter als zehn Jahre, mit widerspenstigem dunklem Haar und hellen, neugierigen Augen, lief einem Mädchen hinterher, das nur wenige Schritte vor ihm war. Sie war schnell, ihr Lachen klang wie ein Lied, ihr goldenes Haar floss wie ein Band hinter ihr her. Selbst in diesem Alter war ein Feuer in ihr, eine wilde, unbändige Energie, die sie von allen anderen unterschied. Sie war immer diejenige gewesen, die führte, die das Kommando übernahm, und Azrael hatte sich immer damit begnügt, ihr zu folgen, der feste Fels zu sein, an dem ihr wilder Geist zerschellen konnte.
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Das gebrochene Gelübde: Das Blut der Auserwählten
FantasyEine Geschichte über zwei Freunde aus der Kindheit, die inmitten eines endlosen Krieges aufwachsen, durch vorbestimmte Schicksale verbunden und doch durch unterschiedliche Wege vomeinander getrennt.