Die "überragende" Idee

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Mit müden Augen blickte ich an die Zimmerdecke. Ich wachte quer liegend in meinem Bett mit schrecklichen Kopfschmerzen auf, die wohl von der Musik kamen, die ich den gestrigen Abend vergessen hatte auszumachen.
Langsam quälte ich mich aus dem Bett und ziehte die langen Gardinen auf. Ein greller Sonnenstrahl zischte in meine Augen. Die aufgehende Sonne war immernoch die brutalste, wie ich finde. Ein kurzer Blick auf die Uhr-es war schon nach sieben.
"Mit duschen wird heute nichts mehr",murmelte ich und lehnte vorsichtig mit einem leisen bumsen meinen Kopf gegen das Fenster.
"Es war so eine Hitze draußen, globale Erwärmung ist schrecklich", lachte ich und kramte ein Ärmelloses shirt aus meinem Schrank der meinem Bett gegenüber lag.
Ich zog mir langsam mein schlafhemd aus, nam noch eine mittellange Hose heraus und watschelte müde zum Bad.
"Oii, Niji", meine Mutter winkte mir vom Ende des Korridors und kam dann langsam auf mich zu.
"Morgen Mutter",flüsterte ich.
"Du musst nicht flüstern, dein Dad ist doch für einige Tage weg",lächelte sie.
"Oh stimmt.. was gibt's denn?", ich kratzte mich fragend am Hinterkopf.
"Weist du wenn... wenn.. naja findest du es denn nicht großartig deinem Land auf so tolle Weise dienen zu dürfen?"
Es war mir von Anfang an schon bewusst dass das irgendwann kommt. Sie konnte mich nicht verstehen und war mal wieder ganz für den Krieg. Meinen Vater konnte man seiner Arbeit nicht entreißen aber junge, dumme Leute wie mich fand man an jeder Ecke.
Ginge es darum ein Land von der Diktatur zu befreien wäre ich sofort dabei, aber das... das ist lächerlich.
Und das kämpfen ist doch sowieso eigentlich altmodisch, heute kann man Dinge doch klären und verhandeln wie Erwachsene es tun würden, oder nicht?
Das alles ging mir schon damals durch den Kopf, doch ich brachte kein einziges Wort raus, ich stand einfach so kommentarlos vor meiner Mutter. Vielleicht hatte ich ja angst vor ihr, oder zumindest angst etwas falsches zu sagen, die würde ja nur wieder sauer sein.
So lächelte ich sie an, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging an ihr vorbei ins Bad. Wie gern hätten ich ihren Blick damals gesehen.
Um kurz vor acht joggte ich wieder zur Schule um dort atemlos an Eingang anzukommen.
"Geil, ich komme nicht zu spät!",jubelte ich und wollte gerade durch den Eingang hüpfen. Dann packte mich eine Hand an der Schulter.
"Nijino! Warte!",es war Akino.
Ich war damals einmal in sie verknallt, sie geht in einige meiner Kurse. Als es mit ihr nicht klappte wurden wir überraschenderweise Freunde.
"Heyy Akino-chan!",quiekte ich leicht auf.
Ich weiß nicht ob damals mein Stimmbruch noch da war oder manchmal so wieder vorbeischaute, aber manchmal machte meine stimme was sie wollte. In einem Satz von normal zum hohen C. Aber man könnte sagen ich hatte es sehr unter Kontrolle, noch nie hatte ich einen Stimmbruch den man sofort bemerkt hätte.
"Hey..", sagte sie leise und drückte mich fest.
Überrascht sah ich sie an:"Was ist denn los?"
"Du musst auch weg oder?",sagte sie mit Tränen in den Augen.
"Woher-"
"Mein Bruder... Ich hab solche Angst...", unterbrach sie mich.
"Was? Dein Bruder auch? Er ist doch noch keine sechzehn oder?",fragte ich verwundert.
"Niji, er ist Achzehn.", verdrehte sie die Augen.
Ohja, ich hatte es eindeutig schon immer mit den Fettnäpfchen.
"Jaa stimmt, Entschuldigung",lächelte ich entschuldigend.
"Schon gut...",lächelte sich gegen mich lehnend.
"Habt ihr denn schon eine-"
"Lösung? Es gibt keine Lösung wenn du das meintest",schon wieder unterbrach sie mich. Anfangs fand ich es sehr nervig, aber irgendwann gewöhnte ich mich dann doch daran.
"Oh... ne ich hab auch keine...",sagte ich ruhig und nam sie in den arm.
Sie tat mir gerade noch mehr leid als ich selbst. Ihr Bruder sollte weg sein und dann noch ihr "Bruder 2.0" - meine Wenigkeit.
Dabei brauchte sie brüderliche Zuneigung so sehr.
"Wir finden schon was", strich ich ihr optimistisch über den Kopf.
Dann lächelte auch sie.
"Lass uns reingehen",sie entfernte sich von mir und zog mich an meinem Handgelenk mit durch das große Tor in die Schule, bis sich unsere Wege vor unseren zwei festen Klassenräumen trennten.
"Scheiße bekommen wir ärger",zischte mir sie noch lachend zu.
Schulterzuckend lachte ich zurück:"Wie rebellisch, mein Gott"
Dann gingen wir auch schon rein, um die kommenden neun Stunden noch schnell und reibungslos hinter uns zu bringen.
Obwohl das mit dem reibungslos auch so ne Sache war... ich konnte mich überhaupt nicht konzentrieren, nicht denken.
Ich hatte Akino angelogen und fühlte mich derbe schlecht, auch wenn die Lüge notwendig war, war es vielleicht doch keine so gute Idee. Jetzt war eine Lösung des Problems gefragter als so schon auch.
Takuno war den ganzen Tag auch nicht in der schule anzutreffen. Er machte wahrscheinlich mal wieder blau. Oder grün, wie er zu sagen pflegte.
Naja, sein Problem... Bei bestem Willen ich hab schon so oft versucht ihm zu helfen aber... man sieht ja wo es endet.
Als die letzte Stunde vorüber war packte ich meine Sachen rasch in die Tasche, warf mir diese förmlich über und verschwand so schnell wie ich konnte. Ich weiß bis heute nicht warum mich damals diese Panik packte , wahrscheinlich wollte ich nicht von anderen Studenten überrannt werden.
Ich ging den langen Abhang zum Wald hinab, wieder ganz in meinen Gedanken versunken.
Plötzlich rammte ich ausersehen einen anderen Fußgänger der mir entgegen kam.
"Oh Verzeihung ich habe...-Takuno??",erschrocken schaute ich ihn an.
"Ich hab dich gesucht kleiner. Komm mit",sagte er und wuschelte mir durch meine Haare.
"Wohin?"
"Tsst, keine Fragen",antwortete er seinen Finger auf meine lippen gelegt.
Ich musste wieder lachen weil diese Geste so schwul kam.
Er führte mich in einen Tunnel wo wir drunter stehen blieben.
"Da ist eine Überraschung!",sagte er auf ein Tuch was unsauber an einer Wand des Tunnels befestigt war deutend.
Seine Hand näherte sich diesem Tuch und riss es runter.
Ich traute meinen Augen nicht. Mein Blick schwankte zwischen meinem guten alten Freund und dem Plakat irritiert hin und her.
"Ist das dein ernst?",mein Blick blieb an ihm hängen.
"Ich hatte gestern diese krasse Vision-"
"D-die hatte ich auch... Aber nein äh... ich meine ich hab das doch auch noch nie gemacht...",stotterte ich wieder auf das Plakat blickend.
"Ich hab es aber gespürt, du hast das zeug dazu! Jetzt echt man!",rief er voller Begeisterung aus.
An der Wand hing ein Fake Plakat von mir wie ich auf einer Bühne pose, ein mikro in der Hand und von fans und grellen Lichtern quasi umzingelt.
"Ein Popstar... ich?",murmelte ich. Die Wörter ich und popstar konnte man einfach nicht in ein und den selben Satz verwenden.
"Popstar? Ich meinte eigentlich berühmter Designer, du hättest das zeug auch solche Plakate zu machen und vielleicht sogar Klamotten zu Designen, bist auch ein Technikgenie... aber wo du das gerade erwähnst... ist Popstar eigentlich eine viel bessere Idee!",rief er noch viel begeisterter.
Und so ritt ich mich in die scheiße. Sehr schön.
"Hehe waaaas? Das war doch nur ein Scherz, Designer hört sich gut an, vielleicht werde ich irgendwo bei einer wichtigen Firma eingestellt!",ich tat so als ob ich lachen würde.
Takuno wusste anscheinend nicht das man für sowas ein Studium brauchte...
"Ja aber... dein Einfall war super! Es gibt genug entertainments in Korea die da ihre rockees suchen!",verteidigte er meine Idee.
"Nein Bitte, wir finden schon etwas anderes... alles nur das nicht",sagte ich halblaut.
"Okay nagut",grinste er.
"Hoffentlich ist dieses Thema jetzt vom Tisch",dachte ich mir hoffnungsvoll.
Wir verabschiedeten uns und gingen beide nach Hause. Auf das der nächste Tag mehr Ideen einbringen würde.

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