Chava
Chava, 8 - Jaden, 8 - Jonah, 6 - Luuk, 4 - Lanah, 3
Sie haben Mom ermordet.
Einfach so ein Leben ausgelöscht. Ein Leben, welches für mich lebenswichtig war.Ohne zu zögern. Ohne jegliches Mitgefühl.
Ich wusste nicht, ob diesen Männern bewusst war, dass sie eine Frau ermordeten, die 5 Kinder zurück ließ. 5 Kinder.
Sie haben ihr, einfach so, ohne nachzudenken, das Messer in die Brust gerammt.
Ich wusste nicht, wieso.
Ich wusste noch nicht einmal wann, verdammt nochmal!Wir kamen nach Hause. Fröhlich, weil wir ein Eis von unserer Tante spendiert bekommen hatten. Doch dann öffnete ich die Tür.
Das Erste was ich sah, waren die vor Schreck geweiteten, toten Augen meiner Mutter.
Ich stolperte rückwärts, knallte die Tür vor meiner Nase wieder zu.
Nein.
Nein, das konnte nicht sein. Mein Zwillingsbruder fühlte, dass etwas nicht stimmte. So war es schon immer gewesen.
»Chava...«, fragte er misstrauisch. »Was... Was ist los?« Ich drehte mich um und sah einfach nur in die vertrauten Augen meines Bruders. In die gleichen Augen meiner Mutter.
Er sah es. Er sah an meinen Augen, dass ein anderes Augenpaar nie wieder leuchten würde.
Er sah, dass Mom tot war.
Jaden und Jonah kamen zu mir, stellten sich neben mich, nahmen meine Hände in ihre. Gemeinsam schlossen wir auf. Der Boden um Mama war blutdurchdrängt und ein widerlicher metallischer Geruch drang in meine Nase. Wir knieten uns neben den toten Körper, nahmen Moms kalte Hände in unsere und weinten um das, was wir verloren hatten.
Die grausame Stille wurde von einem Poltern zerrissen. Jaden und ich schauten uns an. Da wurde mir plötzlich etwas bewusst. Zu Tante Hilla waren nur Jonah, Jaden und ich gegangen. Luuk und Lanah waren bei Mom geblieben. Hier.
Wir sprangen alle gleichzeitig auf und rannten über die Wendeltreppe nach oben. »Luuk?!«, schrie ich »Lanah!«.
Ein Schluchzen ertönte aus dem Schrank neben der schwarzen Kommode. Wir rissen die Schranktüren auf und uns blickten zwei ängstliche, aneinander geklammerte Kinder an. Erleichtert sank ich vor Luuk und Lanah auf die Knie. Ich zog ihre zitternden Körper in meine Arme.
Als Jonah und Jaden zu uns kamen, saßen fünf Waisen in einem Flur, dessen Haus von dem Blut ihrer Mutter durchtränkt war.
Nach einer Weile schaute ich meinen jüngsten Bruder an. »Luuk«, sagte ich und wischte ihm ein paar Tränen von der Wange. »Was hast du gesehen?«
Mit einem Schluchzen erzählte er es mir.Dass sie gerade gespielt hatten, als auf einmal ein lautes Klopfen ertönte. Mom hatte durch das Fenster geschaut, war zusammengezuckt und schnell mit den beiden Kleinen nach oben gerannt. Sie hatte Lanah und Luuk einen Kuss gegeben, ihnen noch einmal über die Wangen gestrichen und war wieder nach unten gerannt, weil die Männer schon ins Haus gelangt waren.
»Und dann... dann war es ganz laut. Mom... sie war auch laut. Und dann ganz leise. Chava, wo-... ist sie... ist sie weg?«
Sein kleiner Körper zitterte. Tränen liefen mir über die Wangen, als ich einmal nickte und mir bewusst wurde, dass wir nun keine Mutter mehr hatten. Dass Jaden und ich, die Ältesten von uns, ab heute für unsere Geschwister sorgen mussten. Aber ich war doch auch nur ein achtjähriges Mädchen, dass gerade seine Mutter verloren hatte. Auf meinen Schultern lastete ein unglaublicher Druck.
Eigentlich hatte ich nie große Angst gehabt, weil ich sehr behütet aufgewachsen war. Doch in diesem Moment starb ich fast vor Angst. Angst vor der Zukunft, aber auch vor diesen Männern. Denn wenn Mom uns eines gelehrt hatte, dann, dass wenn irgendwas schlimmes passieren würde und sie nicht mehr in der Lage dazu wäre uns in Sicherheit zu bringen, wir fliehen sollten. Sofort.
Für uns bedeutete das jetzt, dass wir fünf Waisen waren, die vor den Mördern unserer Mutter fliehen mussten.
»Okay«, sagte Jaden nach einer Weile. »Wir müssen gehen, bevor uns die Männer finden. Denn sie wussten, dass Mom Kinder hat.«
Wir wollten unseren kleinen Geschwistern keine Angst machen, aber wir mussten uns jetzt beeilen. Wir sprangen auf, schnappten uns die Notfall-Rucksäcke, die jeder für den Fall hatte, dass wir fliehen mussten. Nie in meinem beschissen Leben hätte ich jemals gedacht, dass ich diesen Rucksack einmal brauchen würde.
Als wir nach unten zu Mom gingen, um uns von ihr zu verabschieden, drückte es zum ersten Mal in meiner Brust. Das zweite Mal war eine Stunde später. Wir waren ewig durch die kalten Gassen gerannt, erleichtert dass wir es geschafft hatten, vor den Männern zu entkommen.
Das zweite Mal war, als wir auseinander gerissen wurden.
~
Aber jetzt zu mir.
Hey, ich bin Chava, 18 Jahre alt und unfassbar wütend, denn heute vor 10 Jahren habe ich meine Geschwister verloren.
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the heirs of the elements
ActionIn dieser Geschichte geht es um fünf Geschwister. Sie tragen zusammen ein großes Erbe. Im Verlauf werden sich noch viele Sachen zeigen, auch das eigentliche Thema. Das hier ist erstmal nur der Prolog...