Kapitel 1 - Hallo, Spanien!

14.2K 488 46
                                    

Viele Menschen haben — aus den verschiedensten Gründen— Angst vor Veränderungen. Vielleicht weil sie keine Ahnung haben, was auf sie zu kommen wird, also haben sie Angst vor das Ungewisse. Oder vielleicht weil sie total zufrieden sind mit ihrem  derzeitigen Leben und nicht wollen, dass sich was daran verändert, aber egal aus welchem Grund, sie haben Angst davor. In meinem Fall war es die Angst nicht reinzupassen.

Meine Mutter hatte neu geheiratet und die Ehe zwischen Sebastian und meiner Mutter brachte nicht nur einen neuen Mann ins Haus, sondern auch ein Haufen Geld. Mein neuer Stiefvater schwamm förmlich in grüne Scheinchen —nun ja, eigentlich mehrfarbige Scheinchen, da er mehrere Industrie Firmen besaß landesweit. Er war ein angesehener, gut aussehender Millionär und selbst wenn ich nicht leugnen könnte, dass die beiden sich wirklich lieben, hatte ich bis vor Kurzem keine Hoffnung daran, dass die Beziehung lange halten würde.

Man musste wissen, dass meine Mutter, Elisabeth, nun zum vierten Mal heiratete und dass sie immer gut darin war die Aufmerksamkeit der Männer zu erlangen. Sie war nicht nur bildhübsch, sondern hatte auch von Natur aus einen liebevollen, jedoch auch sehr naiven Charakter, was dazu führte, dass sie immer mit den falschen Männern zusammenkam. Bis jetzt haben die Beziehungen meiner Mutter oder sogar Ehen nicht wirklich lange gehalten oder ich wusste sie war nur deshalb mit dem derzeitigen Typen zusammen, weil sie Angst vor dem Alleinsein hatte. Diesmal konnte ich allerdings ihre Liebe zu Sebastian ganz klar und deutlich sehen. Sie würden sogar bald erneut Eltern werden.

Als Sebastian und meine Mutter erfuhren das sie ein Kind bekommen, entschied Sebastian das wir zurück zu seiner Heimat ziehen und zu dem Hauptsitz seiner Firmen. Natürlich fragte mich meine Mutter ob das für mich in Ordnung sei und sagte sie würde das sofort alles absagen, falls ich dagegen sein sollte aber wie hätte ich so egoistisch sein und ihr Glück einfach zerstören können nur weil ich Angst habe nach Spanien zu ziehen? Das konnte ich nicht. Also schwieg ich und akzeptierte das ich mein altes Leben hinter mir ließ um ein neues, unbekanntes zu beginnen.

Ich hatte Angst davor nach Spanien zu ziehen, in ein Haus das ich nicht kannte und mit Menschen die mir ebenso unbekannt waren, aber ich sagte nichts. Meine Mutter und ich lebten immer in leichter Armut, deshalb war ich an Sebastian's Vermögen überhaupt nicht gewöhnt. Manchmal konnten wir die Stromrechnung nicht bezahlen, also zündeten wir Kerzen und spielten Karten bis in die Nacht. Falls wir kein Geld mehr übrig hatten für Essen, dann brachte mich meine Mutter in das Caféhaus wo sie arbeitete und ließ mich die Reste essen die noch da waren. Selbst wenn wir nicht viel Geld hatten, waren wir trotzdem glücklich. Zumindest wenn sie grade keinen Mann hatte.

Der letzte Ehemann meiner Mutter war mit Abstand der Schlimmste von allen und war Gott sei Dank schon seit Jahren weg. Er war definitiv kein Prince Charming. Das Geld was meine Mutter hart erarbeiten musste für unsere Nahrung, gab er in verschiedenen Casinos und Bar's aus. Außerdem war er arbeitslos und kam manchmal für Tage nicht Nachhause, —was mich damals immer ziemlich freute— wobei sich dann meine Mutter immer um ihn sorgte. Sie redete sich ein ihn zu lieben, weil sie Angst hatte davor alleine zu sein, deshalb ließ sie sich sogar auf so einen Nichts-Nutz-Typen ein, wie ihn und bildete sich ein sie wäre glücklich. Als er schließlich eines Abends mal wieder sturzbetrunken Nachhause kam, zuerst meine Mutter und dann mich bei einer heftigen Argumentation ohrfeigte, kam sie endlich zu ihren Sinnen und trennte sich von ihm. Dies war jetzt schon Jahre her und ich war froh, dass sie keinen anderen Typen bis jetzt hatte. Na ja, bis Sebastian auftauchte.

Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass sie sich ehrlich verliebt hatte vom ganzen Herzen. Ich freute mich natürlich für sie, aber es gab viele Dinge, die mir nicht passten. Zum Beispiel der Umzug nach Spanien oder die Angst, dass Sebastian vielleicht irgendwann meine Mutter verlassen könnte und wir wieder von Null anfangen müssten. So viele Dinge über die ich mir sorgen machte, aber ich schluckte sie erstmal alle runter für meine Mutter. Sie war glücklich und ich würde das um keinen Preis der Welt zerstören wollen.

Wir waren bereits in Spanien angekommen und fuhren nur noch zu Sebastians Haus nicht weit entfernt angeblich. Meine Mutter und Sebastian fuhren mit ihrer eignen Limousine, genau so wie ich und ehrlich gesagt war ich kein Fan von alldem hier. Ich wollte mich an diese guten Dinge nicht gewöhnen, da ich Angst hatte wir würden sowieso wieder dort landen, wo wir aufgehört hatten. All das irgendwann sowieso wieder verlieren. Vielleicht machte ich mir ja auch zu viele Sorgen, aber nach meinen 17 Jahren an ihrer Seite wusste ich bereits, dass Hoffnungen zu haben keine gute Eigenschaft war. Zumindest nicht in meiner Welt.

Eines jedoch wollte und konnte ich nicht leugnen. Spanien war einfach...atemberaubend schön. Die Luft war trocken und warm, aber es war genau die Art von Temperatur die ich liebte. Die Sonne schien mit 37• C auf uns herab, während der leichte Wind meine brennende Haut stillte und mich hin und wieder aufatmen ließ. Gott, ich liebte dieses Wetter einfach. Außerdem gab es da noch eine Sache die mir außerordentlich gefiel. Spanische Jungs waren einfach göttlich. Sie waren gebräunt, gut gebaut, hatten einen Akzent und konnten natürlich die heißeste Sprache allerzeiten, Spanisch. Manchmal wollte ich einfach auf Jungs auf der Straße zu gehen und sie fragen:"Excuse me, why are you so sexy?"

Meine Gedanken über die heiße Bevölkerung von Spanien die ich niemals abkriegen könnte wurden unterbrochen, als der Wagen langsam anhielt und ich aus dem Fenster guckte. Mir blieb wortwörtlich die Spucke weg.

Das Haus war wortwörtlich riesig. Viel zu protzig, aber auch unglaublich schön. Es kam
mir nicht einmal mehr wie ein Haus vor, sondern eher wie ein Palast. Da konnten mindestens 100 Leute wohnen, das war klar. Ich konnte die Schönheit dieses Gebäudes einfach nicht fassen und dabei sah ich es erst von Außen. Mein Gesicht hing so weit draußen vor Bewunderung und Schock, dass ich gar nicht merkte, wie die Autotür geöffnet wurde, bis mein Körper begann zu fallen und ich schließlich mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden landete.

Na wenn das kein toller Anfang ist...

F.U.N - Fuck u Noah.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt