Dardust - Slow is the New Loud.
Später wachte Vic auf. Sie fühlte sich wie
erschlagen. Sie glühte. Kein Wunder.
Sie war in ihrem Hoodie eingeschlafen, immer noch zugedeckt. Die Hitze in ihr nahm sie unangenehm gefangen. Kurz orientierte sie sich. Der Vollmond schien hell durch den offenen Spalt der Verdunklungsgardinen und gab den Blick auf die Umrisse ihres Schlafzimmers frei. Es musste mitten in der Nacht sein. Schläfrig aktivierte sie das Display ihres Handys und blinzelte ihm mit halboffenen Augen entgegen.3:07 Uhr.
Das letzte Mal als sie auf die Uhr geschaut hatte, war es kurz vor eins gewesen. Sie hatte gerade mal zwei Stunden geschlafen. Müde legte sie das Handy zurück auf den Nachttisch und lauschte. Nur Bens gleichmäßiges Atmen war zu hören.
Sie fühlte seinen Arm über ihrer Hüfte. Vorsichtig drehte sie sich um.
Er lag auf der Seite, den Kopf auf dem Ellbogen abgelegt, den er unter dem Kissen vergraben hatte. Sein Gesicht war entspannt, sein Mund leicht geöffnet. Er schlief tief und fest. Vic spürte ihr Herz bei seinem Anblick schneller klopfen.Es war immer noch ein bisschen surreal, dass er jetzt wirklich hier neben ihr lag. In ihrem Kopf zogen Erinnerungen auf. Wie sie ihm das erste Mal begegnet war, in dem kleinen Café in der Innenstadt. Seit jenem Tag waren nur ein paar Wochen vergangen, in denen sie sich gefühlt unzählige Male getroffen hatten.
Sie hatten einander kennengelernt und viel miteinander gelacht. Sie hatten tiefe Gespräche geführt, aber auch geschwiegen. Schweigen ging gut mit Ben. Besser als mit vielen anderen Menschen. Es war nicht das kalte, leere Schweigen, das einen nervös werden ließ, so, wie sie es von früher kannte. Die Stille mit Ben fühlte sich angenehm und sicher an. Beruhigend.
Fast so, als müssten sie gar nichts sagen, um zu wissen, was der andere gerade im Kopf hatte.Dann dachte sie an den gestrigen Abend. Diesmal war es anders gewesen als sonst. Noch vor ein paar Stunden waren sie zusammen in der kleinen Bar unterwegs, auf der anderen Seite der Stadt. Sie hatten das ein oder andere getrunken und sich lange unterhalten. Ben hatte ihr vom Treffen mit seinem Vater erzählt, dem Ersten seit langem. Aus dem Klönen in der Kneipe war schließlich ein langer Spaziergang entlang des Flusses geworden. Ben hatte sie mitgenommen auf eine Zeitreise in seine Kindheit und seine Jugend, ohne den Mann, der ihm trotz der langen Abwesenheit doch so wichtig schien. Irgendwann hatten sie vor Vics Haustür gestanden, aber die Worte zwischen ihnen waren noch nicht auserzählt. Also waren sie gemeinsam nach oben gegangen. Es war nicht das erste Mal, dass Ben in ihrer Wohnung war. Aber es war das erste Mal, dass er bei ihr übernachtete. Keiner von ihnen hatte das geplant. Aber irgendwann war es so spät und sie beide so müde gewesen, dass Vic ihm angeboten hatte, zu bleiben.
Und jetzt lag er neben ihr. Friedlich schlief er in ihrem Bett. Sie hatte ihn schon bei ihrer ersten Begegnung attraktiv gefunden.
Doch jetzt... er sah einfach wunderschön aus, wie er hier vor ihr lag.Vic fühlte erneut die glühende Hitze in und an sich. Sie musste etwas dagegen tun.
Vorsichtig schob sie Bens Arm von sich. Sie stand auf und tappte durch das dunkle Zimmer ins Bad. Nachdem sie die Toilette benutzt hatte, lies sie sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen. Sie hatte ihren Zahnputzbecher zweimal aufgefüllt und leergetrunken, als sie spürte, wie sich ihr Körper langsam wieder akklimatisierte. So sollte es gehen.
Bevor sie das Bad verließ, warf sie einen Blick in den Spiegel. Sie sah wirklich müde aus. Ob sie jetzt würde nochmal einschlafen können?Mit einem leisen Seufzer ging sie zurück ins Zimmer. Sie zog sich den Pullover über den Kopf und warf ihn achtlos auf den Sessel in der Ecke vor dem Fenster. Sofort spürte sie die kühle Nachtluft auf ihrer nackten Haut. Besser.
Für einen Moment fühlte sie sich beobachtet. Ein Schauer fuhr über ihre Brüste und hinterließ eine leichte Gänsehaut. Doch ein Blick zu Ben verriet ihr, dass er immer noch schlief.
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Scribbled.
RandomMomentaufnahmen, Gedankenspiele, Skizzen, Szenen, Ideen, Erinnerungen. Fast Vergessenes und Wiedergefundenes - zusammenhangslos und random. Die Protagonisten meiner Stories tragen oft dieselben Namen, die einzelnen Kapitel und Inhalte, in denen si...