Chrissys Weihnachtswunsch

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Kapitel 1 Chrissys Weihnachtswunsch

Wild wehen die Schneeflocken auf einer einsamen Landstraße durcheinander, während der Wind ebenso rauh an Chrissys Ohren pfeift. Mit zugekniffenen und mittlerweile rot verschwommen Waschbär blauen Augen kämpft sie sich Schritt und Tritt mit ihren quietschenden  Stiefeln immer weiter vorwärts, ihre zarten 

Fäustlinge dabei immer dichter an ihre Fellkapuze gedrückt. Unglaublich wie schnell der Sturm hier aufgezogen war und doch noch immer sein Unwesen trieb. 

Dabei hatte Chrissys Tag so gut angefangen. 

Eine Tasse dampfenden Bohnenkaffee mit Toastbrot, Streichfettbutter und aromatischer Erdbeermarmelade, direkt nachdem sie aus ihrem kuscheligen Federbett gestiegen war, sich daraufhin den zuckerweißen Schnee vor ihrem Fenster auf den Garten in ihrem schicken lilafarbenen Niglé Bademantel betrachtet hatte. Ihr Leben hätte nicht perfekter sein können. Sie schaltete wie gewohnt kurz darauf das Radio an, in dem ,,Driving Home for Christmas“ spielte und kurz darauf klingelte das Telefon. Der Anruf, der womöglich alles verändern mochte. 

Bei diesem mechanischen Klingeln hatte Chrissy nicht lange gezögert, hatte den Stecker des Radios gezogen, eilte zum Hörer und…und…verharrte. Sollte sie wirklich rangehen ? Wollte sie überhaupt rangehen ? Ein bitterer Kloß steckte in ihrer Kehle, denn sie wusste wenn sie abnahm würde ihr Leben vielleicht anders verlaufen. Oder zumindest hatte sie überhaupt Gewissheit. Ein letztes Mal blickte die junge Frau von fast 20 Jahren auf den Kalender. 22. Dezember 2024 ! Nur noch 2 Tage bis Heiligabend, dämmerte es ihr und schlussendlich nahm sie beim gefühlten 25. Klingeln den Hörer ab. 

,,Chrysler ?”

,,Ja Hallo…spreche ich mit Chrissy Chrysler?”

,,Ehm ja…ja.”, gab sie sich zögerlich zu erkennen, woraufhin die fremde Stimme weitersprach. 

,,Hi, hier ist Nancy Ballomy. Ich arbeite für die Vermisstenstelle Hopewell Missing. Wir haben ihren Auftrag angenommen. Erinnern Sie sich ?”

,,N…natürlich.” 

Wie könnte Chrissy das auch je vergessen? 3 lange Monate hatte sie sich diese Entscheidung durch den Kopf gehen lassen und erst jetzt, kurz vor Weihnachten, hatte sie es fertig gebracht, sich dort zu melden. Ein langer, aber tonloser Seufzer hatte ihren Mund verlassen. 

Schließlich die langersehnte Antwort. 

,,Wir haben ihn gefunden! Wir haben ihn gefunden, haben Sie gehört ?”

Obwohl Chrissy überglücklich sein sollte überkam sie an diesen Morgen ein ungutes Gefühl. Wollte er sie sehen ? War es überhaupt richtig, wieder in sein Leben zu stolpern ? 

Doch diese Gedanken überschlugen sich, während Chrissy nur noch eine weitentferrnte Stimme aus dem Gerät vernahm, die seine Adresse Preis gab. 

Und nun war sie hier nach einer knappen halben Toastmarmeladenschnitte, einer kurzen Seifen Dusche von Aloe Vera und dicken eingepackten Sachen, die sie hier draußen im Nirgendwo nach einem langen Flug von Kanada nach Alaska bugsierte nur um jemanden zu suchen, der einen vielleicht gar nicht sehen wollte und das kurz vor Weihnachten! Es war sowieso ungewöhnlich, dass es dieses Jahr kein Aufmarsch an Menschenmassen am Flughafen Air-National gegeben hatte, aber womöglich lebten heutzutage mehr Paare ein Scherbenleben als manch anderer. Wie gut es Chrissy doch eigentlich hatte. Doch was zum Teufel trieb sie dann hier ?! Außer einer kleinen schwarzen Tasche mit Personalien und ihrer dicken Winterkleidung hatte sie nun nichts mehr. War nach der Landung im wie bereits schon erwähnten nirgendwo gelandet nur um dann nach Nome zu kommen. Aber es war ihr Wunsch…ihr Herzenswunsch. Eigentlich wünschte sich Chrissy niemanden. Lebte seit der Scheidung ihrer Eltern ein Leben als Einzelkämpfer und doch…nur dieses einmalige traute Gefühl zu spüren….zu spüren, geliebt zu werden, das wünschte sie sich. Sie hatte es einmal gespürt und sie wollte es so unglaublich sehr und wenn es das erste und letzte Mal in diesem Leben wäre! Der Wind trieb die Schneeflocken immer mehr in ihre Augen, die Luft erkaltete und nahm ihren Lungen regelrecht den Atem. Alaska schien Chrissy in diesem Moment nur noch erbarmungsloseer zu sein, als ihr geliebtes Kanada. Als plötzlich ein fernes Hundegebell ertönte, das nach und nach immer lauter und stärker ertönte. Alles um Chrissy fühlte sich weiß und taub an. Der Himmel färbte sich bereits bedrohend dunkellila mit einem Gemisch aus Gelb am Himmel, während die Landstraße in ein hässliches Grau überging. Bald würde es Nacht sein ! 

,,Hilfe”, verließ das Wort  ihren Mund und schließlich noch einmal etwas flehender :

,,Hilfe !” 

Und als ob der heilige Engel vor ihr Erschienen wäre, tauchte plötzlich ein Schlitten mit 8 bespannten grau/schwarzen Huskys auf, der von einem kräftigen Mann mit dunkelgrauen Pelzklamotten geleitet wurde. 

,,Sie sind aber äußerst unvorsichtig junge Dame. Zu dieser Jahreszeit, sollte man sich nicht zu sehr Hinauswagen. Alaska ist ein ziemlich harter Brocken. Und alleine sollte man erst Recht nicht unterwegs sein.”, belehrte der Mann sie, der eine sehr tiefe Stimme aufwies. 

In Chrissys Augen erschien erneut das Leben einzukehren. Sie spürte die triefende bizartartige Kälte nicht mehr. 

Sie sah in sein Gesicht, konnte sich nicht mehr davon abwenden.

Es gab keine Zweifel mehr das einst alterne Foto war als ob es auf einem schlag lebendig wurde. Es brauchte keine Adresse mehr. 

Ohne noch einmal über die Konsequenzen nachzudenken, schlang sie ihre Arme um ihn und sprach das aus, was sie zog Jahre nicht konnte. 

,,Papa !”

Bei diesen Worten setzte bei dem Mann der Herzschlag aus, doch auch er wusste nun, wen er vor sich hatte und es überkamen ihn Tränen der Freude. 

,,Chrissy…meine Chrissy.” 

Und auch er drückte sie noch einmal fest in seinen Armen. Weihnachten konnte für sie nun kommen…

Die 24 Weihnachtsträume Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt