Annabelle auf dem Weihnachtsmarkt

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Kapitel 2 Annabelle auf dem Weihnachtsmarkt

Jubel Trubel Heiterkeit, spielte die Jukebox neben dem tierisch plastischen Karussell auf dem vorweihnachtlichen Markt, als die kleine 9 jährige Annabelle in einem roten Pelzmantel und ebenso rot gekleideten Hose und Schuhe über den Markt fast hüpfte. Völlig allein und ohne Eltern, zwängte sie sich schließlich mal hier und mal da zwischen die fremden Passanten hindurch. Immer leiser ertönte die Melodie des Kreisels, während die Jagdhornbläser zum vielleicht gefühlten 20. Mal ihre Version von ,,Stille Nacht, heilige Nacht”, in den früh abendlichen Himmel hinaus posaunten. Auch die frischgebackenen Brötchen und dicken saftigen Grillbratwürste lagen schwer in der Luft, bei der sich Annabelles Magen krampfhaft zusammen zogen. ,,Nur einmal, nur ein einziges Mal.” , dachte sie. Doch war es überhaupt richtig? Mitleidig glitt ihr Blick zu einem der wenigen Schmuckverkäufer. 

Verschiedene Ketten aus Gelbgold und Platin waren in weiche schwarze Kissen gebettet, ebenso rote glitzernde und blaue Ohrringe und grüne orientalische Armbänder reihten sich aneinander und schienen um die Wette zu funkeln. 

,,Oh wie schön !”, entfuhr es dabei ihren Mund, woraufhin sich eine Stimme sogleich meldete.

,,Na Kleine, dir gefallen wohl diese wunderschönen Dinge ?”

Leicht verwundert blickte das Mädchen in die freundlichen Augen des glattköpfigen Mannes der mit einer schwarzen Lederjacke und einer Hermelinfellmütze bekleidet war an. Doch bevor Annabelle auch nur eine Regung zeigen konnte, ertönte eine raue Stimme von gegenüber. 

,,Lassen Sie sich von der Kleine nur nicht täuschen. Die Kleine ist ne Diebin, die wollte schon zig Würste bei mir schon klauen und es würde mich nicht wundern, wenn sie es dieses Jahr nicht auch versuchen würde !”

Ohne noch einmal zu überlegen lief Annabelle los. Tränen standen ihr in den Augen. Es war furchtbar von Erwachsenen so gerügt zu werden. Immerhin war Weihnachten doch das einzige Fest, was sie hatte ! Schließlich hörte sie auf zu rennen, ihre Wut auf den Verkäufer hatte sich in maßlose Trauer umgeschlagen. Still und schier unendlich verloren setzte sie sich auf einem Stein am Straßenrand und weinte. 

Bis bis plötzlich die Stimme des alten gutgläubigen Schmuck Verkäufers erneut an ihre Ohren drangen. 

,,Na na meine Kleine, nicht weinen.”

,,Aber…. aber…”

,,Hast du wirklich jedes Jahr versucht bei der Bratwurstbude zu klauen.”

Schwer behäbig nickte die Kleine, wobei weitere Tränen kullerten. 

,,Aber nicht mit Absicht ! Weihnachten ist…ist doch das schönste Fest im Jahr ! Ich mag die Lichter, die Musik, die bunten Dekorationen. Nur einmal im Jahr darf ich hierher in diese Stadt. Sonst lebe ich immer in einem Pflegeheim in einem kleinen Dorf und nur zur Weihnachtszeit Holz mich die Pflegefamilie zu sich und die lässt mich manchmal auch allein. Ich bin nicht traurig darüber immerhin, kann ich so auch Mal den Weihnachtsmarkt besuchen. Zu essen bekomme ich ja, aber kein Taschengeld und…und mein Traum ist es einfach…auch Mal…”

,,Auch Mal eine Bratwurst zu essen ?”

Erneut schluchzte das Mädchen los. 

,,Mhm wann musst du denn wieder Zuhause sein ?”, fragte der glattköpfige Mann. 

,,Um 19 Uhr.”

Der Mann warf einen kurzen Blick auf seine Taschenuhr und seine Miene erhellte sich. 

,,Dann bleibt dir also noch eine Stunde. Also was hälst du davon wenn du mir beim verkaufen meines Schmucks hilfst ?”

Das Mädchen sah ihn mit großen Augen an. 

,,Ist das ihr ernst ?”, fragte sie, als ob sie gerade den Weihnachtsmann persönlich begegnet wäre und der Mann nickte. 

Das ließ sich Annabelle nicht zweimal sagen und im Nu stand sie zusammen mit dem Glatzkopf zusammen am Verkaufsstand. Annabelle erwies sich regelrechtes Verkaufstalent. Armbänder , Ohrringe und Kettten verkauften sich bei ihr wie warme Semmeln, sehr zum Missfallen des mürrischen Würstchen Verkäufers. Und als es 18.40 Uhr war, schloss der Glattköpfige seinen Laden und packte Annabelle vorsichtig an den Schultern. 

,,Wir haben heute viel Geld eingenommen Annabelle und nicht nur das, ich habe dich auch sehr lieb gewonnen. Hier hast du 10€, dein Anteil. “

,,Aber das ist doch viel zu viel!”, beschwerte sich die Kleine, doch der Mann schüttelte mit dem Kopf. 

,,Nein, ganz und gar nicht. 3€ kostet die Bratwurst, die du dir solange schon gewünscht hast. Und den Rest kannst du dir etwas kaufen was du dir gerne wünschst. Als eine Art Weihnachtsgeschenk. “

,,Dann möchte ich noch…das Armband für die 7€ !”, entgegnete das Mädchen. Der Mann schaute sie verwundert an, als sein Blick auf das legierte goldene orientalische Muster mit dem Elefant fiel. 

,,Bist du dir sicher ?”, fragte er noch einmal nach. Und die Kleine nickte. 

,,Ich möchte dieses Weihnachten nie vergessen. Es ist das schönste Weihnachten, was ich je erlebt habe !”

Die Worte des Mädchens erwärmten den Mann das Herz, während Annabelle sich dem Würstchenstand zu wand und sich vom mürrischen Verkäufer eine Bratwurst geben ließ. Sie bisschen so herzhaft hinein mit einem freudestrahlenden Gesicht, das der Schmuckverkäufer nur noch liebe wie eine Tochter für sie empfand. Ob sie sich wohl auch nächstes Jahr wiedersehen würden ? Er hoffte es sehr…

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