Einer dieser Abende

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Es war wieder einer dieser Abende. Er konnte an nichts anderes denken als an sie. Er kochte gerade Tagliatelle mit Tomatensauce. So einfach, und trotzdem war es ihr Lieblingsgericht gewesen.
Immer wieder nahm er einen Schluck aus seiner Flasche Jack Daniels. Das war seine Methode mit Problemen klar zu kommen - Trinken gegen den Schmerz. Außerdem wusste er mal wieder nicht, wo seine beiden Töchter waren. Naja, sie würden schon wieder auftauchen, dachte er sich.

Um neun Uhr kam dann Elisa, die mit ihren 14 Jahren jüngere der beiden Schwestern. "Hallo, Papa", sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht, das jedoch sofort verschwand, als sie ihren Vater sah. "Ach Papa, trinken bringt Mama auch nicht zurück..." "Aber-" "Nichts <aber>, du setzt dich jetzt erstmal." Sie brachte ihn zum Sessel im Wohnzimmer, wo er schon nach einer Minute eingeschlafen war. Auf einmal hörte sie aus der Küche den Feuermelder. "Scheiße!" Sie rannte in die Küche und riss alle Fenster auf. Danach machte sie den Herd aus und sah zu wie langsam der Qualm verschwand. Sie ließ sich erleichtert auf den Boden sinken, als der Qualm komplett verschwunden war.
Sie wollte sich sichergehen, dass ihr Vater auch wirklich schlief, doch als sie ins Wohnzimmer kam, war er nichtmehr da. Sie konnte sich schon denken wo er war, deshalb ging sie gleich in Richtung Bad. Und sie hatte Recht gehabt. Schon vor der Tür hörte sie Würgegeräusche. Er hatte sich durch das ganze Saufen die Leber zerstört. Sie verstand ihn einfach nicht. So lange sie auch darüber nachdachte, es ergab einfach keinen Sinn. Klar, logisch, auch sie war oft noch traurig wegen ihrer Mutter und weinte auch manchmal. Aber was brachte es, zu trinken? Da fühlt man sich vielleicht kurzfristig besser, aber danach gehts einem genauso schlecht wie davor. Manchmal noch schlechter. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie von drinnen wieder Würgegeräusche vernahm. Sie schüttelte nur traurig den Kopf. Da sie ihm sowieso nichtmehr helfen konnte, ging sie in ihr Zimmer. Dann fiel ihr ihre Schwester ein. Sie schrieb ihr. Keine Antwort. Elisa machte sich Sogen um Louisa, so hieß die Schwester übrigens, denn sie war jetzt schon seit drei Tagen nichtmehr zu Hause und sie war erst 16. Da ihre Schwester heute eh nichtmehr heimkommen würde, entschied sie sich dazu, schlafen zu gehen, also ging sie in ihr Bad, putzte sich die Zähne, zog ihren Schlafanzug an und legte sich in ihr Bett.

Nach mehr als zwei Stunden gab sie es auf, sie konnte mal wieder nicht schlafen. Also zog sie sich an und ging raus. Es mag jetzt vielleicht komisch klingen, aber manchmal wenn sie nicht schlafen konnte, ging sie raus und machte einen Spaziergang. Vor allem im Winter genoss sie es, wenn Schnee lag, auch wenn es ziemlich kalt war. Die kälte machte ich noch nie etwas aus, ganz im Gegenteil. Die Kälte und der Winter zogen sie unheimlich an. Also lief sie los, einfach irgendwo hin. Mittlerweile kannte sie jede Ecke in dem Waldstück, also wollte sie heute etwas weiter in den Wald rein. Damals hatte es ihr ihre Mutter immer verboten, sie sagte es sei gefährlich, wegen den Wildschweinen und den Wölfen. Es wurden angeblich schon mehrere Menschen in diesem Teil des Waldes von Wildschweinen getötet. Doch mir war das egal. Dann würde ich halt sterben. Das Leben hatte doch eh keinen Sinn. Man wird geboren um zu sterben. Naja, sie machte sich mal wieder viel zu viel Gedanken darüber. "Ja dann mal los!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 13, 2015 ⏰

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