Ich werde in einen Raum gebracht und die Friedenswächter schließen die Türe hinter mir. Schweigend setze ich mich auf das teuer wirkende Sofa und denke über das soeben geschehene nach. Ich wurde ausgewählt. Es ist meine erste Ernte und unter tausende von Kindern wurde ich ausgewählt. Ich merke wie mir eine Träne über meine wange rollt. Ich lasse Ihnen freien Lauf.
Meine schluchzer wurden unterbrochen als sich die schwere Holztür öffnet und eine Frau in den Raum tritt. Sofort fällt mir meine Mutter in die Arme, ich erwidere und konnte nicht aufhören zu weinen.
"shh. Schon gut.", versucht meine Mutter mich zu beruhigen und es hilft tatsächlich ein wenig. Endlich lasse ich von ihr ab und sie wird ernst.
"Hör mir zu. Du bist zwar jung, aber dennoch geschickt. Du bist flink und schnell. Verstecke dich so gut es geht und lasse dich nicht leichtsinnig auf Verbündete ein. Ich weiß dass du es schaffen kannst, du musst es schaffen. I-ich kann einfach nicht nochmal jemanden....", sie holt tief Luft und ich nehme sie nochmal in den Arm. Sie meinte Dad, er war vor zwei Jahren gestorben. Seitdem hängt sie sehr an mir und meinen Geschwistern, und wir an Sie.
"Ich kann es schaffen. Für euch.", flüstere ich leise. Wieder löse ich mich von ihr und widme mich schließlich meinen Geschwistern. Nacheinander umarme ich sie, bis ein Friedenswächter uns unterbricht. Er begleitet meine Familie nach draußen und wieder bin ich alleine. Es kommen keine Freunde um mich zu verabschieden. Die Leute in meinem Distrikt mögen meine Familie und mich zwar, aber um richtige Freunde zu finden war zwischen der Arbeit auf dem Feld und der Beschaffung von Nahrung keine Zeit. Also warte ich ab, so lange bis ein Mann in den Raum kommt. Ich erkenne Livius, den Betreuer von Distrikt 11.
"Na los. Jetzt geht's ab ins Kapitol.", trällert er fast schon erfreut. Ich gehe darauf nicht ein und nicke nur als ich ihm voraus den Raum verlasse. Wir laufen durch eine Halle und schließlich Durch eine Tür. Wir kamen an einer Art Bahnhof an, wo der Zug bereits steht. Die Türen öffnen sich geräuschlos und ich trete in den Zug - und staune. Alleine das Abteil in dem ich stehe -wegen dem ganzen Essen muss es wohl das Speiseabteil sein- war mit der modernsten Technologie und den hochwertigsten Möbeln ausgestattet. Überall befinden sich Schüsseln mit bunten Leckereien. Noch dazu kommt, dass alles hier mit verschnörkelten Verzierungen und Vorhängen aus Seide verziert ist. Ich erkenne den edlen Stoff sofort, immerhin trägt ihn Livius fast jedes Jahr bei der Ernte. "Gefällt es dir?", fragt mich eine Stimme. Ich sehe zu Livius auf und nicke einfach auf seine Frage. Ich habe wenig Lust, mich mit den Leuten aus dem Kapitol anzufrenden, das wollte ich nie. Ich meine, diese Leute sind es, die jedes Jahr 12 unschuldige Mädchen und 12 unschuldige Jungen in die Hungerspiele schicken. Noch dazu sind es alles Kinder. Kinder die so etwas nicht verdient haben, die sich nicht wehren können. So jemand wie ich.
"Setzt euch doch. Ich werde eurer Mentorin Bescheid sagen, dass ihr hier seid. Ihr werdet euch sicher gut verstehen, nicht?", fragt er scherzhaft und schaut dabei den großen Jungen neben mir an. Doch dieser erwidert nichts, sieht Livius nur mit einem düsteren Blick an, bei dem ich nervös wurde. Auch Livius scheint sich unbehaglich zu fühlen, allerdings versucht er das durch ein gekünsteltes lachen zu verbergen und verschwindet mit einer letzten einladenden Geste in Richtung der Bänke. Langsam und zögerlich setze ich mich, Tresh tut es mir nach. Wir wechseln kein Wort, schauen beide lediglich aus dem Fenster oder lassen unseren Blick durch das schöne Abteil Streifen. Die Tür öffnet sich und Livius kommt, gefolgt von einer Frau in den Raum. Die Frau ist groß und schlank und hat den gleichen Teint wie mein Mittribut und ich. Sie sieht noch ziemlich jung aus, sie war bei ihrem Sieg wohl noch ziemlich jung. Ihre großen braunen Augen mustern uns.
"Hallo. Ich bin Silvana Creeds, eure Mentorin. Ich werde versuchen euch so gut es geht auf die Spiele vorzubereiten." Sie sieht zuerst Tresh an und nickt, dann wandert ihr Blick zu mir und wird augenblicklich mitleidig. Ich sehe weg.
"Wie heisst ihr?"
"Tresh.", antwortet der Junge neben mir. "Rue.", bringe ich ebenfalls leise heraus. Silvana nickt erneut und setzt sich zusammen mit Livius zu uns.
"Also" beginnt sie,
"Um 8 gibt es Frühstück, um 18 Abendessen."
"Natürlich könnt ihr euch auch jederzeit etwas nehmen. Hier gibt es alles was euer Herz begehrt.", fügt Livius hinzu.
"Ich erkläre euch morgen alles weitere. Wir haben mindestens zweieinhalb Tage Fahrt vor uns. Also geht jetzt erstmal in eure Zimmer. Ihr findet sie gleich diesen Flur entlang."
Mit diesen Worten stehen wir auf und machen uns auf den Weg in unsere Zimmer. Wieder wechseln wir kein Wort, ich wüsste ehrlich gesagt auch gar nicht über was wir groß reden sollten. Also gehe ich in 'mein' Zimmer und setze mich auf mein Bett. Es ist weich und viel kuscheliger als das bei mir Zuhause. Zuhause. Immer wieder muss ich daran denken. Werde überhaupt jemals wieder Nachhause kommen?Ich stehe bei den anderen zwölfjährigen Mädchen und sehe zur Tribüne. Der Betreuer wühlt gerade in der Lostrommel, dann ertönt auch schon der Name. Mein Name. Ich bin wie erstarrt, bewege mich nicht. Erst als Friedenswächter mich an beiden Armen packen und die Treppe herauf schleifen, erwache ich plötzlich wieder zu leben. Ich schlage um mich und schreie..
...Ich sehe ein Gesicht, Tresh Gesicht. Er wirft mir ein düsteren Blick zu, dann geht er auf mich los.Schreiend erwache ich. Ich schwitze und zittere zeitgleich. Schon öfter hatte ich Alpträume, doch nur selten so schlimme. Plötzlich höre ich es an der Tür klopfen. "Ja?", sage ich und kurz darauf öffnet sie sich. Tresh tritt herein und ich werde unsicher.
"Ich.. Habe dich schreien gehört.", beginnt er mit einer dunklen Stimme. Er setzt sich zögerlich auf das Bett und eine Zeit lang sehen wir uns nur an. "Ich habe auch oft Alpträume.", sagt er und ich sehe ihn erstaunt an. Zum einen weil er weiß dass ich einen Alptraum hatte und zum anderen, weil er selbst welche hat. Das erwartet man bei seiner Größe und einfach seiner ganzen Austrahlung nicht. "Was hast du geträumt?" wieder Blicke ich ihn an und erzähle zögerlich von meinem Traum. Es herrscht wieder Stille, dann sagt er etwas unerwartetes.
"Du brauchst keine Angst vor mir haben. Ich werde keine unschuldige zwölfjährige töten und erst recht niemanden aus meinem Distrikt." Dann lächelt er. Und zum ersten mal sehe ich ihn nicht als den großen bedrohlichen Jungen, sondern als Tresh Cartfield.
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Rue: to young to die
Ngẫu nhiên»mögen die 74. alljährlichen Hungerspiele beginnen und möge das Glück stets mit euch sein« Rue ist zwölf als sie in die Hungerspiele muss, wird sie überleben und was hat Katniss der Spottölpel damit zu tun. Wird es ein gutes ende geben, wird Rue hei...