Die falsche Braut?

322 9 2
                                    

Nach der Teegesellschaft brachen wir zu unserer Unterkunft für die nächsten Tage auf, wo inzwischen auch unsere Kleider angekommen waren. Néné hatte die ganze Zeit über kaum mit mir geredet, weshalb ich mir Sorgen machte, sie könnte böse auf mich sein. Ich erkannte einen verletzten Blick, der Néné's sonst immer so fröhlichem Blick ersetzte. Gerade als sie vor ihrem Frisiertisch saß und von einer Frisöse frisiert wurde, erkundigte ich mich bei ihr.

"Néné, bist du etwa böse auf mich? Franz Joseph ist mir gefolgt, ich wollte das nicht." Kaum hatte ich dies ausgesprochen, war Néné's Gesicht sofort wieder so fröhlich, wie ich es kannte und als sie sich umdrehte, brachte sie dabei die Frisöse aus der Fassung.

"Meinst du, es war nicht schon genug Demütigung, das er nur Augen für dich hatte.", brüllte sie mich beinahe an und machte mir damit ein schlechtes Gewissen.

"Es tut mir Leid, ich würde nie auf die Idee kommen, dir deinen Ehemann weg zu nehmen... Vor allem nicht, nachdem er mir erzählt hat, das auch er ungeheuerlich von dir beeindruckt ist." Sofort wich ihr erstarrter Blick wieder dem fröhlichen Ausdruck den ich kannte und liebte.

"Tatsächlich?" rief sie erfreut. Auch ich musste lächeln und nickte ihr aufmunternd zu.

"Prinzessin, Sie müssen jetzt still halten, sonst ruinieren Sie die ganze Frisur., ermahnte die Frisöse meine Schwester. Néné wendete sich also wieder ab und auch ich machte mich selbst daran, mich für das Diner am Abend vorzubereiten. Meine Haare flechtete ich zu einer Hochsteckfigur und zog mein beiges Kleid an, Néné's Kleid war rot, da Mama und Tante Sophie meinten, sie sollte aus der Menge heraus stechen.

An diesem Abend war ich die Tischdame von Cousin Maximilian, Franz Joseph's jüngerem Bruder. Wir verstanden uns hervorragend und hatten den ganzen Abend eine nette Konversation. Franz Joseph und Néné hingegen sprachen kaum ein Wort, denn er starrte wieder nur mich an, aber ich versuchte die Situation so gut es ging zu überspielen.

Nach dem Abendessen wurde ich von Maximilian zum Tanz aufgefordert, Néné tanzte mit dem Kaiser. Max und ich tanzten die halbe Nacht und unterhielten uns prächtig. Ich weiß nicht wie viele Tänze wir bereits getanzt hatten, als plötzlich der Kaiser bei uns stand und mich um einen Tanz bittete. Aus Höfflichkeit ergriff ich seine Hand, als auch schon die Musik für den nächsten Tanz begann.

"Du bist eine hervorragende Tänzerin, wie ich es vermutet hatte.", meinte der Kaiser und ich wusste nicht, ob er dies ernst meinte oder einfach nur versuchte, mich zu beeindrucken, woran er aber scheiterte. Komplimente hatten mich noch nie beeindruckt.

"Vielen Dank, Majestät. Aber ich glaube nicht, dass ich mit Néné's Fähigkeiten mithalten kann. Sie übt seit Jahren die schwersten Tänze, wohin gegen ich gerade nur den Walzer beherrsche." Tatsächlich war ich, was das Tanzen betraf, mit zwei linken Füßen ausgestattet war und es schon Jahre gebraucht hatte, damit ich überhaupt die Grundschritte des Wiener Walzers beherrschte.

"Helene ist eine hervorragende Tänzerin, du hast Recht. Aber sie ist nicht wie du." murmelte er und ich spürte, wie sich mein Körper versteifte.

Ich entwand mich Franz Joseph's Armen und ging in einen Hofknicks über: "Ich bitte euchnicht weiter zusprechen, Majestät. Ihre Worte schmeicheln mir, aber sie sollten leider nicht an mich gerichtet sein." Kaum hatte ich mich wieder erhoben, stürmte ich auch schon aus dem Saal hinaus, vor dem schon die Kutschen aufgestellt waren und warteten. Sofort stieg ich in die erste Kutsche und befahl dem Kutscher, mich zurück in die Unterkunft zu bringen.

Als ich am nächsten Tag erwachte, zog ich eines meiner Freizeitkleider an, meine Haare ließ ich, wie so oft, offen über meinen Rücken hängen. Als ich fertig war, war es bereits elf Uhr, Néné und Mama waren bereits früh Morgens zu Tante Sophie gefahren, um mit ihr zu Frühstücken. Ich war in unserer Unterkunft geblieben, da ich Franz Joseph nicht erneut über den Weg laufen wollte, nicht nach gestern Abend.

Um mich abzulenken, holte ich eines der Pferde aus dem Stall, sattelte es und machte einen Ausritt durch die Landschaft Bad Ischls. Den ganzen Nachmittag ritt ich durch die Gegende, als die Kirchenglocken um 18 Uhr läuteten. Sofort ritt ich zurück zu unserer Unterkunft, wo ich mich für den abendlichen Ball vorbereitete, auf dem der Kaiser die Verlobung mit Néné bekannt geben würde.

Zu diesem Anlass zog ich ein Kleid in meiner Lieblingsfarbe, Veilchenblau, an, das Kleid meiner Schwester war Smaragdgrün, welches ihre dunklen Haare und ihre helle Haut zum strahlen brachten, das man sie kaum übersehen konnte.

Erneut war ich die Tischdame von Maximilian und diesmal saßen wir ausser Sichtweite des Kaisers, was der ausdrückliche Wunsch der Erzherzogin gewesen war. Warum sie dies wünschte, war mir sofort klar.

Nach dem 6-Gängigen Festmahl folgte wieder Tanz. Beim Kotillon um Mitternacht würde Franz Joseph mit Néné tanzen und damit auch die Verlobung bekannt geben. Da Maximilian und ich gut auskamen, hatten wir bereits besprochen, das wir wieder den Abend gemeinsam tanzen würden und gemeinsam mit ihm verflog die Zeit auch wie im Flug, dann war auch schon der Zeitpunkt für den Kotillon, dem Abschließenden Tanz des Abends.

Néné strahlte über das ganze Gesicht und wurde von jedem beobachtet, da alle darauf warteten, das die Verlobung offiziell bekannt gegeben wurde, doch dann kam alles ganz anders. Der Kaiser forderte mich zum Kotillon auf und somit war klar, das nicht Néné, sondern ich seine Braut werden würde.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 27, 2015 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Kaiserin Elisabeth - Wie es abgelaufen hätte sein könnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt