Kapitel 1

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~ Zwei Monate später ~

»Du musst dich nicht verstecken. Ich weiß auch so, dass du da bist«, rief er in meine Richtung und schlang die Arme um seinen zierlichen Körper, den er bewusst in einem viel zu großen Pullover versteckt hatte. Eine Geste, die Manuel schon eine ganze Weile nutzte. Vermutlich seitdem er wusste, dass es mich wirklich gab und ich nicht nur ein Sinnbild seiner Paranoia war. Man wurde schließlich nicht jeden Tag von einem gut aussehenden Journalisten wie mir gestalkt.

»Willst du dich mir nicht endlich zeigen? Ich weiß doch das du da bist!«

Seit wann konnte Manuel denn so süß nach etwas betteln? Das war ja gar nicht sein Stil. Nun ja, vielleicht sollte ich ihm diesen kleinen Gefallen erweisen. Immerhin war ich wirklich immer da. Es war als wären wir verheiratet. Wir teilten uns jedes seiner Geheimnisse. Nur, er die meinen nicht.

Ein Lächeln umspielte meine Lippen als ich die Strickleiter hinabkletterte und im Gebüsch landete. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit hatte ich mir auf seinem Grundstück ein Baumhaus gebaut. Nichts Besonderes, aber es war blickdicht, schützte mich vor Wind und Wetter und gab mir einen perfekten Ausblick auf seine Küche, das Wohnzimmer und seinen Balkon auf den Manuel drei Mal täglich erschien. Und da hieß es immer Gamer würden nicht an die frische Luft gehen.

»Zeig dich schon!«, rief er deutlich entschlossener und ich überlegte kurzzeitig einfach umzudrehen, wieder hinauf zu klettern und ihn von dort oben weiter zu beobachten. Aber das wäre doch langweilig, oder nicht? So ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht war doch schon viel mehr wert, nicht wahr?

Außerdem vernahm ich bereits seine Schritte in meine Richtung, weshalb ich mich grinsend um drehte, das Grünzeug etwas zur Seite drückte und mich aus dem Weg zur ersten Begegnung mit ihm machte.

Ich spürte das Gras unter meinen Füßen, als ich mich auf den zierlichen Let's Player zubewegte. Manuel war fast gleich groß wie ich, sein recht langes Haar hing ihm lässig ins Gesicht und seine grünen Augen blickten mich überrascht an. Warum sah er mich so an? So hässlich war ich nun auch wieder nicht. Klar, meine Haare sahen heute nicht sonderlich blendend aus, aber das Bandana rettete zumindest das schlimmste. Haarspray sollte ich auch mal wieder besorgen. »Hey«, sagte er und ich griff nach meiner Kamera und drückte auf den Auslöser. Seine Mine verfinsterte sich augenblicklich.

»Scheiße«, knurrte er und ich grinste ihn zufrieden an.

Endlich mal eine Nahaufnahme.

»Was willst du eigentlich von mir?«, er rieb sich die Augen.

»Nichts. Von dir nichts. Du bringst mir nur Geld ein. Und das nicht gerade wenig«, lachte ich und marschierte an ihm vorbei in Richtung Terrasse.

Manuel folgte mir irritiert, aber er machte erstaunlicherweise keine Anstalten sich irgendwie über mein doch äußerst dreistes Verhalten aufzuregen. Aber warum sollte er auch? Er wusste doch genauso gut wie ich, dass er dagegen keine Chance hatte. Ich hatte die Bilder. Ich hatte die Macht. Und meine Karten wollte ich immerhin auch ausspielen, wenn ich sie schon hatte.

Vollkommen relaxed ließ ich mich auf einen der freien Liegestühle sinken und griff nach der Schachtel mit Zigaretten, welche kaum angebrochen auf dem Tisch lag.

»Ich darf doch«, fragte ich grinsend und zog dabei provokant langsam eine Kippe aus ihrem Gefängnis.

»Nimm halt«, murrte Manuel und lehnte sich gegen die Wand bei der Türe, mich durchgehend musternd.

»Sind Kippen eigentlich nicht sowieso Gift für deinen Körper? Du hast doch meines Wissens irgendeine gesundheitliche Einschränkung«, mahnte ich tadelnd, doch Manuel zuckte nur mit den Schultern. Wie kann man nur so ruhig bleiben?

»Ich rauche ja nicht oft«, verteidigte er sich, doch er nahm mich nicht sonderlich ernst. Sein Blick ruhte dennoch auf mir und er schien nicht daran zu denken, ihn von mir zu lösen.

Ich nahm den ersten entspannten Zug und schloss die Augen. Was für eine Wohltat.

»Wast ist eigentlich dein Ziel, Blondie?« Irritiert sah ich zu ihm auf. Hatte er mich gerade ernsthaft Blondie genannt? Ich warf ihn einen Blick zu, bei dem sich meine Oma im Grabe umgedreht hätte, doch Manuel hielt auch diesem stand.

»Taddl«, knurrte ich leise und ein Lächeln umspielte seine Lippen, eine Augenbraue wanderte amüsiert nach oben.

»Taddl? Ist das etwa eine Kurzform für Thaddeus?«, fragte er lachend und ich verbarg mein leicht gerötetes Gesicht in meinem Shirt. Warum traute er sich nur so mit mir umzuspringen? Das war doch nicht normal!

»Vielleicht. Selbst wenn bringt dir mein Name gar nichts«, knurrte ich gefährlich und strich über meine Kamera, die noch immer um meinen Hals hing. »Ich weiß eben, wie meine Karten liegen und wann ich sie ausspielen muss.«

Manuel ballte seine Hände zu Fäusten, so fest, dass die Knöchel bereits weiß hervortraten. Er schäumte richtig vor Wut.

»Du bist ein Scheiß Stalker, Taddeus.«

Grinsend stand ich auf, warf den Kippen Stummel achtlos auf den Boden und drehte ihm den Rücken zu. Ich ging ein paar Schritte, dann drehte ich mich noch einmal zu ihm um. Er musterte mich. Schon wieder.

»Du hast übrigens eine nette Wohnung. Es wird Zeit, dass ich sie mir bald mal von Innen ansehe, findest du nicht auch, Manuelein?«

Er blickte mich geschockt an, was mich nur umso breiter grinsen ließ. Ich warf ihm eine letzte Kusshand zu, dann trat ich meinen Weg zurück in meinen sicheren Standpunkt an. Manuel hatte recht. Ich war ein Stalker, aber immerhin war ich sein Stalker. Und er würde mich nicht so schnell loswerden. Definitiv nicht.


AN: Danke, dass ihr euch die Fanfic anschaut =)
Ich versuche wöchentlich ein Kapitel on zu stellen, kann es aber leider nicht versprechen, da ich eine Ausbildung anfange, aber ich denke ich bekomme das hin.

Lasst mir doch gerne ein Kommentar da. Ich bin ziemlich neu in diesem Fandom und versuche mich erst daran.

Grüße,

Nessa Maral

Nachgestellt - Stalker küsst man nicht (GLPaddl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt