Ich drehte mich einmal um mich selbst, doch ich konnte ihn nicht finden. Mein nicht vorhandener Orientierungssinn, schien auch dieses Mal wieder perfekt zu funktionieren.
Wenn ich mich jetzt nicht beeilte, würde der Unterricht noch ohne mich stattfinden. Die Vorstellung wäre im Normallfall nicht ansatzweiße beunruhigend gewesen. Jedenfalls nicht für mich. Doch der anstehende Biotest ließ sich nicht so weit aus meinen Gedanken vertreiben, um ohne Schuldgefühl die Schule zu verpassen.
Mein gehetztes Ich, drehte sich auf der Suche nach etwas ganz Bestimmtem, einmal im Kreis und prompt fiel ich über meine Tasche. Mist, unter Hektik war ich wohl einfach nicht zu gebrauchen. Wo war sie nur?
Meine Oma hatte mir eine Kette, zu meinem achtzehnten Geburtstag , vor drei Monaten, gegeben und sie hatte mir verdeutlicht, dass ich das Schmuckstück, weil es ein bedeutendes Erbstück war, ihr zu Ehren jeden Tag tragen sollte. Die frühere Besitzerin schien Geschmack gehabt zu haben, denn ich musste eingestehen, dass die Kette für ihr erstaunliches Alter überraschend schön war. Der integrierte Stein gefiel mir am besten.
Jedoch hatte ich auch eine Abneigung gegend das Ding, denn tragisch aber wahr: eine Woche später, nach diesem außergewöhnlich schönen Geschenk, starb meine Großmutter.
Sie war eine der wichtigsten Personen meines Lebens, denn schön früh nahm sie die Rolle einer richtigen Mutter für mich ein. Doch leider war es für jeden einmal an der Zeit, unseren schönen Planeten zu verlassen, so wurde es mir schon von klein an beigebracht.
Genauer gesagt, der sogenannte Kreislauf des Lebens. Ganz einfach gesagt: Aufwachen, Leben, Einschlafen (Der Poetik zu liebe, ließ ich die deutliche Verschönerung des Todes so stehen. Mord und Todschlag, fände ich gelinde gesagt, wohl einfach zu absurd. So etwas passierte vielleicht in großen Städten, doch ganz sicher nicht in einem Ort wie unserem).
Zu ihrem Glück hatte meine Großmutter die Ehre, einfach nur einzuschlafen, wie der Arzt verkündete. Krankheiten seien wohl außen vor geblieben. Es wurde kein weiterer Firlefanz darum gemacht, diese Tatsache stand fest. Sie wurde nicht weiter angezweifelt.
Da meine Oma nun Teil dieses Kreislaufs geworden war, fehlte von nun an ,die Person, die mir eine der Liebsten war.
Ich hielt einen Moment inne, als ich an alte Zeiten zurück dachte, tief einatmete und an einen meiner Lieblingsmomente mit ihr dachte.
Sie erzählte mir oft Geschichten von Wesen und tief verborgenen Geheimnissen. Das waren mir die Liebsten.Alte Zeiten aus meinen Gedanken verdrängend, warf ich mein kastanienbraunes Haar nach hinten und drehte meinen Kopf nach links.Und tatsächlich, anscheinend war das Glück heute mir gegenüber nicht ganz abgeneigt.
Klein und glänzend lag die Kette obendrauf auf meinem Lieblingsbuch.
Während ich noch einmal schnell auf meine schlichte Armbanduhr schaute, beschloss ich, das Buch einfach mitzunehmen.
Multitaskingfähig und zugegebenermaßen, auch ein klein bisschen faul, wie ich war, stopfte ich mit einer Hand das Buch in meine Tasche und nestelte mit der Anderen an dem Verschluss der Kette herum, während ich die Treppe in Rekordzeit hinunterlief.
So multitaskingfähig war ich anscheinend doch nicht, da ich bei der Hälfte der Treppe plötzlich über meine eigenen Füße stolperte und beinahe die Treppe hinunter fiel.
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Secrecy - Versuchung
JugendliteraturEin geheimnisvoller Neuer, mit seltsamen Eigenarten; grauenhafte Verführungen und ganz viel Heimlichtuerei.