Denise befreit die beschlagenen Flächen des Spiegelschrankes mit ihrem Handtuch von dem Wasserdampf, welcher sich darauf absetzt. Verwischt sieht sie ihr Spiegelbild. Ihre, nun nassen, strähnigen Haare in Strassenköter-Blond. Ihr Gesicht, über das ein Wassertropfen nach unten läuft, von ihrer Stirn bis in ihren Ausschnitt, wo er von dem BH, den sie bereits trägt aufgesogen wird. Ihre grauen Augen blicken ihr entgegen und sie fixiert sich selbst, im Spiegel. Ein Blickduel, welches nicht zu gewinnen ist.
Sie ist unzufrieden mit sich selbst. Sehr, sehr unzufrieden.Verzweifelt schliesst sie die Lieder und lehnt ihren Kopf an die kühlende Scheibe.
Die Tränen, welche sie so gerne weinen würde erreichen ihre Augen nicht, sie sind in ihr drin und zersetzen sie wie Säure.
Denise denkt an ihre Vergangenheit, ihr altes Leben vor der Leere die sie konsumiert.
Sie setzt sich auf den Boden, schlägt mit der Faust auf ihr Knie und fühlt den Schmerz, den die reagierenden Nervenenden ihr zusenden.
Dann legt sie ihre Hand auf die nun gerötete Hautstelle und streicht sanft darüber. Sie kann es einfach nicht lassen.
Ein grimmiges Lächeln im Gesicht erhebt sie sich vom Boden des Badezimmers und sieht ein letztes Mal in den Spiegel.
Sie hat einen Entschluss gefasst.Die erschöpft wirkende Mittdreißigerin sitzt genervt in der Bahn.
Neben ihr ein jungs Pärchen, welches sich scheinbar ohne jede Scham in der Öffentlichkeit anfasste und halb freimachte.
Vor der Frau saß eine alte Dame, die mit einem mörderischen Blick das Pärchen beobachtete, ein Buch lag unbeachtet auf ihrem Schoß. Neben der alten Frau saß ein durchschnittlich wirkender Mann und döste.
Die Frau fühlte sich in ihrer täglichen Routine gestört, seitdem ihr Auto nach der Arbeit nicht angesprungen war. Sie fühlte sich zu dieser Bahnfahrt gezwungen und war wütend auf das Leben und eigentlich auf jeden Menschen, der jemals ihr Auto auch nur berührt hatte.
Verärgert stiess sie dem Mädchen des Pärchens in die Seite, als diese sich doch grade tatsächlich auf ihren Schoß setzten wollte um ihrem Freund zu ermöglichen sie an eigentlich intimen Stellen zu berühren.
Das Mädchen sah sie säuerlich an und die Frau bemühte sich möglichst herablassend zu schauen.
Anscheinend verfehlte dies seine Wirkung nicht, denn das Mädchen flüsterte dem jungen Mann etwas ins Ohr und die beiden standen auf und liefen Richtung Ausgang, wo sie sich aneinander festhaltend auf die nächste Ststion warteten.
Bereits am aufatmen bemerkte die Frau, wie sich jemand neben ihr niederliess und mit einem unauffälligen Seitenblick sah sie, das sich eine Art Alt Rocker in den Sitz neben ihr gepfähzt hatte.
Sie seufzte innerlich und lehnte ihren Kopf an die Scheibe.
Dies war zwar sehr wackelig aber es grenzte sie auf seine Weise ab von ihren Mitpassagieren.
Die durchsagefür den nächsten Halt erklang und relativ viele Leute standen auf und bewegten sich in Richtung der Türen.
Auch der Mann ihr schräg gegenüber und der AltRocker verschwanden durch die nun geöffneten Türen in die beleuchtete Halle des U-Bahnhofs.
Einige Leute stiegen ein, darunter eine Gruppe lauter Jugendlicher, deren Anführer sich, zum Missmut der Frau, neben ihr in den Sitz warf.
Sie versuchte sich ihr unbehagen nicht anmerken zu lassen und schloss erneut die Augen.
Sie war wohl kurz eingedöst und schreckte nun hoch, da sie etwas an ihrem Bein kitzelte.
Blinzelnd sah sie das nun bis auf die Jugendlichen Leere Zugabteil vor sich.
Die Anzeigetafel war leer und ausgeschaltet und als die Frau auf ihre Uhr sah erschrak sie fürchterlich.
Es war spät, sehr spät sogar. Sie wollte aufstehen um den Zug zu verlassen, doch der Jugendliche neben ihr hielt sie in ihrem Sitz.
"Na na." Grinste er sie an, " du willst doch nicht etwa schon gehen süße?"
Sie sagte:"Doch, wenn du mich bitte vorbeilassen würdest...", und versuchte wieder aufzustehen, doch der Junge hielt sie eisern in ihren Sitz gedrückt.
Langsam bekam die Frau es mit der Angst zutun und sie versuchte sich zu befreien und die anderen jugendlichen um Hilfe zu bitten, doch diese lachten sie nur aus.
Die ganze Zeit sah der ihr für ihren Geschmach viel zu nahe gekommene Jugendliche sie lüstern an und sie fühlte seine Hand auf ihrem Oberschenkel.
Dann zog er ein Springmesser aus seiner Hosentasche und zwinkerte ihr zu als er es aufschnappen lies.
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Das Leben ist nicht immer fair, warum sollten wir es sein?
PoetryEine 17-Jährige Schülerin, zerfressen von jahrelangen Kommentaren ihrer Mitschüler, zerstört durch häusliche Gewalt. Sie ist nicht wie andere, "normale" Mädchen.Ihrer Meinung nach ist sie abstossend, der Tod wäre eine Erlösung für sie. Doch wer auc...