Winterstale

-O N E-

Ein spontaner Umzug stellt Jades Leben komplett auf den Kopf.
Neues Haus, neue Familie, nur ihre Klamotten und eine kleine Schwester im Gepäck.

Jades Leben ohne Mutter verlief bisher ohne jeglichen Probleme, sie war glücklich, auch wenn ihr etwas fehlte.
Doch was passiert, wenn Jade und ihre kleine Schwester möglichst schnell eine neue Bleibe, um ihrem Vater plus Freundin Platz zu schaffen, brauchen, und sich ihre Mutter nach Jahren der Desinteresse plötzlich wieder meldet?

Alles soll sich ins Schlechte wenden - bis sie Harry trifft.

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,,Ist das euer Ernst?!"

Wütend schmiss ich mein mit Wasser gefülltes Glas vom Tisch.

Leider war es aus Plastik, also wirkte das nicht so cool wie beabsichtigt. Wenigstens war der schicke Holzboden des Esszimmers nun mit Wasser durchtränkt.

,,Mein Fußboden!", quietschte Angi.

,,Schatz, es ist nur für eine Weile."

Eine ziemlich lange Weile von 'für immer', hätte ich ihm am liebsten ins Gesicht gebrüllt. Stattdessen blieb ich einfach ruhig und sagte, leider mit zitternder Stimme:,,Und was erwartet ihr? Dass sie mich einfach so, mir nichts dir nichts, nach 12 Jahren beachtet?"

Mein Vater seufzte. ,,Jade. Es ist alles abgeklärt, mach dir keine Sorgen."

,,Du wirst eine Menge Spaß haben!", schnatterte eine nervig hohe Stimme. Angeliqué, die 18 Jahre jüngere Verlobte meines Vaters, war die Einzigste die sich über den Umzug von mir und meiner Schwester zu freuen schien. Kein Wunder, dann hatte sie meinen Dad (und sein Geld (ich hatte schon immer Zweifel an ihren Gefühlen für ihn. Die Liebe zu ihren Prada-Taschen erschien mir da schon logischer)) für sich allein. ,,London ist eine der größten Mode-Städte der Welt! Du wirst eine der ersten sein, die die neue Gucci-Kollektion bewundern darf!" Ja klar, weil ich meine Freizeit auch damit verbringe die Luxus-Läden Londons zu plündern und mich auf Gala-Veranstaltungen gerne wie sie auf dem Silber-Tablett vorführen lasse.

Wenn mein Glas/Plastikbecher noch vor mir, mit Wasser gefüllt, stehen würde, wäre das Wasser nun in ihrem Gesicht und auf dem teuren Kleid gelandet. Sie würde sich eh wieder ein neues holen, und ihr Gesicht konnte nun wirklich nichts noch mehr verunstalten als ihre Nase (die übrigens bald eine Schönheits-Operation über sich ergehen lassen muss), also verdrängte ich diesen Gedanken wieder.

,,Und nachdem sie mich mein ganzes Leben lang ignoriert hat, wird sie mich also einfach aufnehmen? Und ihr neuer Freund ist also auch einverstanden? Und was ist mit Felin?" Angeliqué ignorierte ich geflissentlich.

,,Alles ist geklärt, wie schon gesagt. Deine Schwester wird in etwa einer Woche nachkommen. Für eine 13-Jährige ist das zu viel auf einmal. Sie wird für etwa eine Woche bei Grandma wohnen und dann, nachdem sie sich an den Gedanken gewöhnt hat, zu dir nach London kommen. Und nun, geh schnell deine Sachen packen. Du musst morgen früh raus."

Ach, und als endpupertäre 17-Jährige hab ich es also leichter und muss gleich ins kalte Wasser springen, ja?

Dad machte eine Handbewegung, um zu zeigen, ich solle mich nach oben in mein Zimmer begeben um meine Sachen zu packen.

Nichts lieber als das. Hauptsache ich muss dir nicht ins Gesicht blicken.

Mein Vater und Angeliqué würden auf eine Geschäftsreise gehen, und ich wäre nur ein Klotz am Bein.

Deswegen hatte er die ,,großartige Idee" mich in London bei meiner Mutter abzusetzen. Meine Mutter, die mich, meine kleine Schwester und Dad alleine ließ, als Felin gerade mal wenige Wochen, und ich 5 Jahre alt war. Die für uns eine fast völlig Fremde war.