Nach dem Vorfall mit meinem Vater,verlor niemand mehr ein Wort darüber. Es schien so, als sei es das normalste auf der Welt das man seine Tochter fast umbringt. Ich befasste mich nicht länger damit, da meine Einschulung in die erste Klasse ansteht. 'Papa,kommst du auch zu meiner einschulung?' ,fragte ich ihn ganz vorsichtig. Er schaute auf mich herab und sagt das er nicht kommen wird, er müsse ja arbeiten und es reicht wohl aus das Mama mich begleitet. Völlig traurig und niedergeschlagen lege ich mich in mein Bett. Ja, ich war erst 6 Jahre alt aber man könnte meinen ich hatte das Gedächnis einer 16Jährigen. Meine Gedanken spielten verrückt 'mag Papa mich nicht?' , hab ich ihm was angetan?'.. auf der suche nach einer antwort bin ich auch schon eingeschlafen.
Der nächste Morgen
'Sabah Al Kheir Habibi (Guten Morgen mein Schatz)', es ist Zeit zum aufstehen. Ich schaute auf und sah meine Mama vor mir stehen. 'Heute ist meine Einschulung', schoss es mir durch den Kopf. In windeseile lief ich ins Bad , wusch mein Gesicht während Mama uns das Frühstück vorbereitet. Wir aßen zusammen und sie merkte mir an das mich etwas bedrückte aber fragte vorerst nicht. Nach dem prachtvollen essen machte meine Mama mich für meinen ersten Schultag fertig. Meine langen Haare kämmte sie mir und flechtete sie zu zwei Zöpfen. Ich bekam noch zwei rosa Spangen in die Haare und zog mir mein wunderschönes Kleid an welches ich mir mit ihr ausgesucht habe. Auf dem Schulweg trafen wir viele Schulkinder, die Hand in Hand mit ihren Eltern spazierten. Jeder hatte seinen Papa mitgebracht - nur ich nicht. In der Aula fühlte ich mich sehr sehr traurig. Mama merkte es und drückte meine Hand . Ja meine Mama .. sie war schon wie ein Engel. Sie war immer zur Stelle, sie ließ mich nie im Stich. Sogar nachts, bevor sie schlafen ging schaut sie in meinem Zimmer rein ob ich auch zugedeckt bin und mein Kissen richtig liegt. Man könnte schon fast sagen bei so einer Mutter braucht man niemand anderen mehr.
Wir Schulkinder wurden aufgerufen und durften mit unserer neuen Klassenlehrerin in die Klasse und haben uns dort vorgestellt. Alle waren so nett zu mir , am allermeisten aber Alina. Wir beschlossen , in jedem Unterrichtsfach zusammen zu sitzen und auch die Pausen zusammen zu verbringen. Ein Junge aus meiner Klasse , er hieß Jan kam auf mich zu. Er schaute mich von oben herab an und lachte dann ganz höhnisch. Ich bekam es mit der Angst zu tun , er war ja sehr viel größer als ich. Da sagte er plötzlich : ' wo ist denn dein Papa , alle haben ihren mit nur du nicht . Warst du böse und er ist deswegen nicht mitgekommen?' . Viele der Jungs haben mitgelacht und ich fühlte mich wie ein Opfer. Doch es kam anders als erwartet. Alina nahm mich in Schutz vor der lachenden Gruppe, sie nahm mich danach in den Arm und sagte das ich nicht traurig sein soll sie ist ja da. Nach der Schulstunde durften wir alle gehen. Meine Mutter wartete schon am Schultor auf mich. Ich lief weinend in ihre Arme, da fühlte ich mich am sichersten. Ich erzählte ihr alles was passiert sei, ja ich fragte sie sogar ob Papa mich den überhaupt lieb hat. Wie verletzt muss ein sechsjähriges Kind sein , dass es solche Fragen stellt. Mama hat mich getröstet, ' rede dir nicht so einen Unsinn ein. Papa liebt dich so wie ich , er arbeitet nur manchmal sehr viel. Wenn du groß bist , dann wirst du wissen was ich meine'. In der Tat. Mit der Zeit kommt die Erfahrung. Ich lernte auch , wenn man Zeit für seine liebsten braucht , dann schafft man sich diese. Auch mit Umwegen.. dazu später näheres.
Am Abend als er von der Arbeit nach Hause kam , fragte er mich nicht nach meinem ersten Schultag. Er fragte auch nicht was in meiner Schultüte so tolles drin war . Mit gebrochenen Herzen ging ich auf mein Zimmer, nach einigen Minuten bekam ich einen Streit zwischen meinen Eltern mit. - Der Auslöser war ich.
'Dich interessiert doch garnichts was in diesem Haus passiert , du bist ständig nur am Arbeiten. Sogar für eine Frage wie ihr Schultag verlaufen ist warst du dir zu schade ! . - Mama war sehr sauer. Sie schrie sonst nie so laut. Mein Vater schlug mit einem Gegenstand gegen den Tisch , er schrie rum, das er jeden Tag hart arbeitet um das Geld zu verdienen , damit wir normal leben können. Es gab eine sehr heftige Auseinandersetzung. Mein großer Bruder hatte an diesem Tag bei seinem Freund übernachtet.
'Challas bikafi!( es reicht jetzt), genau in dem Moment kam ich panisch in das Wohnzimmer gerannt und sah wie mein Vater seine Hand in die Luft hob um meiner Mutter eine Ohrfeige zu verpassen. Da war er wieder -dieser Anblick von einem gewakttätigen Vater. Ich lief weinend zu ihr hin , umklammerte mich fest an ihrem Bauch und betete zu Gott dass das alles aufhört. Ich hörte ihn noch ein 'astachfur'Allah' sagen , als er ins Bad ging um seine wudu für das Gebet zu vollziehen .
Mama hatte mich beruhigt und dann ins Bett gebracht. Ich musste ja für morgen fit sein.
So fing es an , dass ich jede Nacht Alpträume hatte. Ich hatte mir immer wieder eingeredet , dass jeder Ärger hier im Haus meinetwegen ist. Ich redete mit niemanden darüber , umso mehr ich alles in mich hineinfrass umso mehr wurde ich in der Schule zur Außenseiterin mit der niemand was zu tun haben wollte.
Nach einigen Jahren kam meine kleine Schwester auf die Welt.
- ich wurde eifersüchtiger, da sich alle nur noch um das Baby kümmerten und ich auf mich selbst angewiesen war.
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Mein Lebensweg - Der harte Kampf zur Freiheit
General FictionHier sitze ich Nun , mit leeren Blick schaue ich in meine Vergangenheit zurück. Damals eine Außenseiterin, keine Bezugspersonen, sehr eingeschüchert - ich hätte nie gedacht das ich aus diesem Leben wieder rauskomme. Doch heute ist aus mir eine selbs...