Kapitel 1

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Sie lief mit schnellen Schritten über die belebte Strasse, schlängelte sich zwischen den vielen, mit Waren beladenen Trägern hindurch und wich allen Leuten aus die ihr entgegen kamen. Gemula war eine florierende Statt in der viele tausend Menschen lebten. Läden für alles, was man auch nur annähern kaufen und verkaufen konnte, zogen sich durch jede Gasse. In jede noch so kleine Ecke war ein Laden gestopft in dem ein Händler lautstark seine Ware anpries. Ihr dünner, schwarzer Umhang wehte hinter ihr her, während sie lief. Ihre breite Kapuze hatte sie sich tief ins Gesicht gezogen und ein hüftlanger, roter Zopf lag neben einem flachen, goldenen Siegel platziert, dass den Umhang geschlossen hielt. Bewaffneten Fremden gegenüber waren die meisten Leute hier misstrauisch, es war besser seine Waffen nicht offenherzig zu zeigen.
Den großen Tempel der Stadt konnte man bereits von hier aus erkennen.
Sie beschloss in den nächsten Tagen bei Gelegenheit beten zu gehen. 

Sie lief weiter zielstrebig durch die Menschenmassen und bog nach rechts in eine etwas schmalere, aber nicht weniger belebte Strasse ab. Nach einigen Meter bog sie erneut in eine diesmal sehr schmale Gasse ein. Hier waren kaum Menschen unterwegs und der Lärm der Handelsstraßen rückte in die Ferne je weiter sie ging. Eine große Öl-Lampe, mit einer rundlichen Form und einem aus einzelnen, roten Glasscherben zusammengesetztem Schirm erschien in ihrem Blickfeld. Sie stieß leise die Holztür neben der Lampe auf und verschwand schnell in den schmalen Spalt. Der steil abfallende Gang mit der einfachen Steintreppe war nicht erleuchtet, aber schon vom Eingang aus konnte man das Licht an seinem Ende erkennen. Sie trippelte hinunter und trat durch den Perlenvorhang in einen großzügigen, aber recht niedrigen Raum. 

Lampen in unterschiedlichen Farben waren überall verteilt und tauchten alles in ein sanftes, warmes Licht. Sitzkissen waren in kleinen und großen Gruppen rund um niedrige Tische verteilt. Männer sassen gemütlich auf den Polsterungen, oder lagen seitlich. Es wurde Shisha geraucht, gegessen und leicht bekleidete Tänzerinnen mit klimpernden Gürteln hüpften von Tisch zu Tisch.
Sie ging an einen Tisch bei den hinteren Wänden des Raumes und ließ sich in einer mit dicken Stoffen verhangenen Nischen in den Schneidersitz fallen.

Sie senkte den Kopf, schloss kurz die Augen und erkundete die Umgebung nach magischer Kraft. Jedes Lebewesen strahlt eine bestimmte Menge magischer Kraft aus. Sie ist wie eine Signatur und geübte Magier sehen sie wie eine Art Aura um die Personen. Nicht-Magier haben eine verschwindend schwache Signatur. 

 Hmmm. Nichts erwähnenswertes.

,,Sei gepriesen Sohn der Göttin. Was darf ich dir bringen.", ertönte eine piepsige Stimme. Sie sah auf.Strahlende gras-grüne Augen schauten reglos unter dem Rand der schwarzen Kapuze hervor. Ein kleiner Junge mit mittellangen, schwarzen Haaren und einer beige-gelben Hose, ohne Hemd stand vor ihr. 
Die Augen des Jungen weiteten sich kurz, als er das Frauengesicht sah. ,,S-sei gepriesen, Tochter der Göttin. E-es tut mir sehr leid, aber Frauen sind in unserem Etablissement, als Gäste leider nicht gestattet.", stammelte der Kleine. Sie streifte elegant ihre Kapuze ab und strich mit der linken Hand ihren Zopf entlang, damit er wieder fein säuberlich neben dem golden Siegel lag. Keine Regung war auf ihrem bildschönen Porzellangesicht mit der kleinen Stubsnase zu erkennen. 
Der Junge erschrak erneut. ,,Oh Verzeihung Herrin, ich habe euch nicht erkannt! Vergebt mir!", keuchte er und verbeugte sich tief. 

Der Schmollmund des Porzellangesichts verzog sich zu einem breiten Lächeln. 

,,Mach dir keine Sorgen, dafür ist der Mantel ja da", sagte ich freundlich.

Diese Jungen hatten es nicht leicht. Kam man aus einer ärmeren Familie musste man hier einfach von klein auf Arbeiten, und die Tevernenbesitzer behandelten ihre Angestellten nicht immer gut. Zum Glück waren sie hier gut aufgehoben.
Der Junge sah verdutzt auf, mit dieser Reaktion hatte er wohl nicht gerechnet. ,,Vielen Dank, Herrin!", sagte er hektisch und verbeugte sich erneut und noch etwas tiefer, bevor er mit schnellen Schritten wieder verschwand und einen weiteren Vorhang hinunterließ, der die Nische wie einen einzelnen, kleinen Raum abtrennte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 23, 2017 ⏰

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