2. Das Tagebuch

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Ich seufzte noch einmal. Das Schicksal meinte es eben nicht gut mit mir. Gerade war ich dabei weitere Fotos anzuschauen als ich die Tür von unten heftig knallen hörte. Kurz darauf noch Stimmen.
Ich ging an meine Tür um besser hören zu können.

V: Du bist echt so gemein Papá! Wie kannst du nur!!!

G: Violetta!!! Rede nicht so mit mir! Ich bin dein Vater und weiß was das beste für dich ist!

V: Nein weist du nicht. Und wie ein Vater verhälst du dich offenbar nicht! Ich liebe Léon!

G: Und ich sage dir, das du dich nicht mehr diesem Jungen triffst!!

Violetta schien in ihr Zimmer gerannt zu sein. Auch sie hatte oft Streit mit ihrem Vater. Denn er konnte es ja nicht lassen sie zu kontrollieren. Aber sie permanent von ihrem Date weg zu schleppen, hatte wohl noch kein Vater geschaft.
Ich seufzte und setzte mich wieder auf mein Bett.

A: Ach Maria...es wäre so vieles anders wenn du noch hier wärest!

Ich hatte den Drang Maria jetzt ganz nah zu sein. Also ging ich auf Zehenspitzen zum Flur und betrat die hinterste Tür.
Sie war nun seit längerem wieder offen.
Ich trapste die einzelnen Holzstufen nach oben und befand mich in dem Zimmer wieder, was Germán für Maria eingerichtet hatte.
Der offene Kleiderschrank, welcher mit feinsten Mustern verziert war, nahm nur eine kleine Fläche des Raumes ab. Doch es war für mich der schönste. Denn hier hingen alle Kleider von Maria.
Und ich konnte mich noch an fast jedes Kleid erinnern.
Ach ja,...sie war oft mit mir in der Stadt gewesen. Einmal durfte ich ihr sogar ein Kleid heraus suchen. Dieses hatte sie auch auf einem ihrer Auftritte getragen.
Ich machte mich daran dieses Kleid zu suchen, in dem ich mit meiner Hand langsam zwischen den Kleidern hindurch schaute um einen Blick dahinter nur erhaschen.
Ich ließ den weichen Stoff durch meine Finger gleiten.
Sie hatte wirklich Geschmack gehabt.
Im Gegensatz zu mir. Maria war einfach perfekt gewesen...
Egal ob Rosa, Gelb, Rot, Grün, Blau, grau oder Weiß.
In Marias Schrank war immer ein Kleid zu finden.
Doch an keinem Bügel hing das weiße, mit Rosen verzierte Kleid.
Ich bückte mich um unter den Kleidern zu suchen, da hier auch noch ein paar lagen.
Aber auch hier schien es nicht zu sein. Dafür entdeckte ich aber etwas anderes.
Ein Buch. Es war mitten unter den ganzen Kleidern und diversen Kleiderstücken versteckt.
Ich nahm es in die Hand und betrachtete es.
Ein brauner Lederbezug mit einem eben so braunen Lederband.
Eine einzige Blumenrankte zierte das so alt wirkende Buch.
Ich schlug es vorsichtig auf. Es war ein Tagebuch. Marias Tagebuch.
Aber....ihr Tagebuch hatte doch Violetta?
Ich klemmte es mir unter den Arm und huschte zurück in mein Zimmer.
Dort schloss ich erstmal die Tür ab, setzte mich auf die Fensterbank und begann zu lesen.

Liebes Tagebuch,
Ich und Germán sind jetzt schon 3 Jahre zusammen. Er kann mich jeden Tag aufs neue überraschen.
Ich liebe ihn. Zumindest kommt mir das so vor. Nach all den Jahren, wo wir schon jetzt zusammen
Wohnen habe ich das Gefühl, das er nicht der richtige ist

Stop!!!
Was? Er war nicht der Richtige? Aber sie waren doch zuletzt verheiratet? Hatten eine Tochter?!

Ja, es klingt komisch. Als ich noch damals für ihn geschwärmt habe, konnte ich mir ein Leben ohne
ihn gar nicht mehr vorstellen! Ganz und gar nicht! Aber jetzt....nach 3 Jahren...ich weiß nicht was ich
Fühlen soll. Heute Abend hat Germán jedenfalls eine Überraschung für mich. Es wird langsam immer
schwieriger ihm in die Augen zu Blicken und >Ich Liebe Dich< zu sagen...

Das war der erste Eintrag in Marias Tagebuch. Nein....Nein?! Das...das war eindeutig Fake?!
Maria liebte Germán! Wie oft hatte sie das doch betont? Nein, nein, nein!!
Es könnte ich nur um einen Blöden Scherz handeln.
Und trotzdem machte es mich so wütend auf sie das ich das Buch in die hinterste Eckstein Zimmers
Schleuderte.
Mit Tränen in den Augen wandte ich mich zum Fenster um und starrte nach draußen. Es war einfach nur ein blöder Scherz. Trotzdem tat es so verdammt weh.
Es war, als ob mir jemand ein Messer in die Brust rammte und es qualvoll wieder herauszog.
Ich hätte mir noch mehr Gedanken gemacht wäre da nicht Olga gewesen.

O: Essen ist fertig!!!!

Ich wischte mir die Tränen weg und Ohne dem Tagebuch noch eines Blickes zu würdigen schloss ich die Tür hinter mir wieder zu und ging zum Tisch.
Auch wenn ich nicht daran glaubte, wollte ich jedoch nicht das Vilu dies laß. Von Germán ganz abgesehen.
Langsam kamen auch Germán und Vilu zum essen.
Keiner sagte auch nur ein Wort. Ich war ja mal gespannt wie diese beiden streite sich lösen würden.
Also ich entschuldigte mich definitiv nicht bei Germán! Er hatte mich ja runter gemacht. Mal wieder.
Und ich war mir sicher das es Vilu genau so ging.

Germangie - und du sagtest du liebst sieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt