Kapitel 20

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L O U I S

~ Die Engel dürfen dich nicht zu ihnen holen. ~

"Nein, ich komm auf jeden Fall mit! Man Niall, wir haben am Samstag sowas wie ein Date!", erklärte ich Niall atemlos, während wir unsere Runden auf dem Sportplatz drehten.

"Achso, ja dann! Hoffentlich geht es ihm ein bisschen besser!", erst lachte Niall, doch dann wurde seine Miene ernst. 

Ich seufzte: "Ich wette, er nimmt sich das wieder viel zu sehr zu Herzen. Aber der Professor ist auch ein Nilpferd! Wer trampelt denn so auf den Gefühlen von anderen Leuten rum?"

Niall verkniff sich das Lachen, aber ohne Erfolg: "Louis! Wie kommst du denn auf Nilpferd?"

Ich zuckte mit den Schultern und musste auch lächeln.


Niall schloss die Tür zu seinem und Harry's Zimmer auf und ich sah mich um. Nirgends konnte man den Lockenkopf entdecken.

"Harry?", rief Niall leise und warf seine Tasche aufs Bett. 

"Was ist mit dem Bad?", fragte ich, während sich in meinem Magen ein unangenehmes Gefühl ausbreitete.

"Schauen wir nach!", sagte Niall, doch bevor er irgendetwas machen konnte, lief ich an ihm vorbei, riss die Tür auf und blieb stehen. 

Ich schnappte hörbar nach Luft und ich hatte das Gefühl, dass mein Herz stehen blieb. Harry lehnte gegen die Wand der Dusche, seine Augen geschlossen und sein Kinn auf seine Brust gefallen. Seine Arme waren voller neuer Verletzungen und überall war Blut. 

"Niall... du musst Hilfe rufen!", flüsterte ich.

"Ja...", er suchte schnell nach seinem Handy.

"Verdammt Niall, beeil dich! Was ist wenn er schon... schon...", ich schaffte es einfach nicht, dieses Wort auszusprechen. 

Ich fiel neben Harry auf die Knie und rüttelte leicht an seiner Schulter: "Harry! Harry! Harry sag doch was! Ich bin es, Louis! Harry du darfst nicht gehen!" 

Ich wurde zum Ende hin immer lauter und schrie meine Wut aus mir heraus. Ich war wütend auf den Professor, der Harry so etwas angetan hatte und ich war wütend auf mich selber, weil ich lieber zum Training gegangen war, anstatt mich um ihn zu kümmern. Ich hätte ihn vielleicht aufhalten können.

"Louis! Der Krankenwagen ist in zehn Minuten da. Hat er noch Puls?", fragte Niall nervös und aufgelöst und setzte sich neben mich auf den Boden. 

"Keine Ahnung... ich kann das nicht Niall! Was ist wenn er geht und nicht wieder kommt? Er kann uns doch nicht einfach verlassen! Das kann er doch nicht machen! Niall! Sag doch was!", die Wörter verließen meinen Mund, ich konnte sie nicht mehr stoppen. Meine Gefühle fuhren Achterbahn und ich hatte Angst. Angst vor dem, was kommen würde. Angst vor der Einsamkeit.

Niall schaffte es schließlich den Puls zu fühlen: "Er ist noch da, aber er ist schwach!"

"Oh Harry! Bleib bei uns! Die Engel dürfen dich nicht zu ihnen holen. Ich weiß, du bist wie ein Engel, aber du gehörst hier her auf die Erde! Du musst jetzt stark bleiben, ja? Ich werde mir das nie verzeihen! Ich dachte immer, dass es nicht sein kann, dass ich mich in dich verliebt habe, aber es ist so verdammt richtig. Aber jetzt musst du kämpfen, hörst du? Ich werde auch um uns kämpfen!", jetzt erst fingen meine Tränen an, mir über die Wangen zu laufen. 

Ich zog Harry's leblosen Körper auf meinen Schoß und strich ihm mit meinen Fingern durch seine flauschigen Locken. Ich betrachtete seine langen Wimpern, seine plumpen Lippen auf denen er in letzter Zeit zu viel herumgekaut hatte, seine Wangen, die so unglaublich weiche Haut hatten, auch wenn er noch ein paar Pickel hatte. Sein Gesicht glich wirklich dem eines Engels und auf einmal kamen in mir die Zweifel auf. War es richtig was wir hier taten? Wollte er wirklich so unbedingt gehen, dass wir ihn gehen lassen sollten? Eine meiner Tränen tropfte auf seine linke Wange und lief langsam dort hinunter. Es sah aus, als ob er weinen würde.

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