It's Partytime

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Als ich das lächelnde Mädchen mir gegenüber im Spiegel sehe, kann ich es kaum fassen. Sie ist zwar immernoch keine Schönheit aber dennoch hat dieses Ich, etwas. Ihre Lippen ziert ein weinrot,ihre Augen wirken heller als sonst durch die Maskara. Intensiver. Fast wie Smaragde. Sie trägt ein einfaches, enges, schwarzes Kleid. Was zwar ihre Kurven betont, sie aber nicht dick aussehen lässt. Ich drehe mich einmal um mich selbst, komme aber fast in den lackroten Highheels ins stolpern. Wie können andere Frauen in solchen Dingern laufen? Da bricht man sich ja auf kurz oder lang das Genick. Als es gerade klingelt werfe ich noch einen schnellen Blick auf die Uhr. 21:30 Uhr. Levin ist immer auf die Minute genau. Ich laufe den Flur entlang und steige dann die Wendeltreppe herunter. Er steht in der Küche und als er mich sieht, bleibt ihm der Mund offen stehn. " Meri du....du....siehst einfach... super sexy aus." Mein taffer Levin kann stottern? Mir bleibt nichts anderes übrig als zu lächeln. " Danke, du siehst aber auch zum anbeißen aus!" Sein karriertes Hemd hat er gegen ein fast durchsichtiges weißes T- Shirt eingetauscht, dass seine Tätowierungen durchschimmern lässt und anstatt der Jeans trägt er eine einfache schwarze Hose. Seine Haare sind perfekt gestylt und nun sieht man seine Piercings an Unterlippe und Augenbrauen. Und Levins Heterochromie tut ihr übriges. In dieser Schlichtheit ist soviel Sexappeal, dass es mich fast umhaut. Würden seine streng katholischen Eltern ihn so sehen hätte er lebenslänglich Ausgehverbot. Er lächelt mich verlegen an. " Können wir jetzt endlich los!" Der Junge hat wirklich einen Zeittick."Wen willst du eigentlich mit diesem unwiderstehlichem Kleid verführen? " Er zwinkert mir zu, als ich seine Bemerkung mit einem Kopfschütteln abwehre und die Haustür öffne. Es ist  sommerlich frisch. Vielleicht wäre es doch ratsamer gewesen eine Jacke mitzunehmen. Ach drauf geschissen. Wir sind doch eh gleich wieder im Haus. Levins schwarzer Audi steht in der Einfahrt. Ich laufe los bleibe aber augenblicklich stecken, als  mein  Absatz von  einer  Plastersteinritze  festgehalten wird . Die verdammten Puppenschuh. Alleine komme ich da nicht mehr raus. Mein Blick wandert hilfesuchend zu ihm. In weniger als 2 Minuten atme ich wieder die Luft als freier, nicht eingeklemmter Mensch.
Levin zieht mich zu sich ran und schwups, hänge ich in seinen Armen. Trotz der normalen Figur, schafft er es locker mich zu schleppen.
Er setzt mich vor der Autotür ab und wir steigen ein. Die Fahrt zu Inga ist entspannt. Keiner sagt etwas. Aber die Stille ist erholsam. Ob Louis auch kommt?  Aber meinen Gedanken kann ich nicht länger nachhängen, da wir am Haus der Küchenmeisters angekommen sind. Vor uns liegt ein mediterran angehauchter, cremefarbener Flachbau mit einer  orientalischen Parkanlage.
Wir steigen aus und gehen auf das Haus zu. Wäre das ein Film würde diese Szene in Zeitlupe laufen (weil die coolen Kids immer Zeitlupe haben). Levin klingelt und eine fröhliche Inga öffnet. Sie trägt ein "kleines Rotes" und ist auch sonst aufgedonnerter als sonst. Sie umarmt meinen besten Freund und verzieht dann ihr Gesicht zu einem erstaunten Glucksen. " Ich wusste garnicht, dass Hippies oder Außenseiter auf solche Partys gehen. Haben Mami und Papi dir überhaupt erlaubt, Alkohol zu trinken?" " Die Freiheit nehm ich mir!" Kaum sind die Worte gefallen, hängt ihre Kinnlade mindestens bis zum Boden. Merida 1, inga 0. Ich gehe einfach an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Laute Musik dröhnt von allen Seiten. Das monströse Wohnzimmer wirkt winzig, durch die vielen Menschen. Am Ende des länglichen Raumes ist eine Glasfront die zum Garten mit Pool führt. Als ich den Getränketisch entdecke, erfasst mich eine unverantwortliche Idee. Ich werde mich jetzt komplett gehen und volllaufen lassen. In mir gribbelt alles vor  Neugierde . Das habe ich noch nie gemacht, aber für alles gibt es ein erstes Mal. Levin hat sich bereits unters Volk gemischt und ist damit beschäftigt Mädchen in kurzen Teilchen zu begrüßen. Sie sehen nicht sexy, sondern einfach nur billig aus. Als hätten die das nötig. Ich komme zurück zu meinem Vorhaben und bahne mir einen Weg zum Getränketisch. Zu meinem Bedauern, muss ich feststellen , dass  es alkoholfreie Getränke sind. Verdammt, hier muss es doch irgendwo eine Bar geben. Kaum gedacht, schon gefunden. Vielleicht sollte ich das mit dem Trinken doch ernster nehmen. Ok! Neue Idee. Ich werde einfach ein Experiment starten mit dem Titel " Wie viel Tequila braucht es, um eine Probandin abzufüllen, die noch nie mit der Lösung Alkohol in Berührung gekommen ist"!!! Das macht, das alles viel vertretbarer. Ich bestelle mir zuerst einen Jägermeister und dann 2 Tequila . In mir breitet sich eine ungewohnte Wärme aus. Alles ist so leicht und beschwingt. Ich habe Lust zu tanzen. Aber bis ich Levin, meine kleine Nuss finde, ist der Abend gelaufen. Also geh ich alleine. "~ Eure Beats sind schnell... Meine Beats sind am bettern... Der Westen feiert gut doch der Osten feiert besser ~" Alle grölen mit und ich stelle mich Mitten in die feiernde Menge.Körper an Körper, tanzen wir. Nackte Haut und Textilstücke begegnen sich in einem Rausch der Euphorie. Es riecht nach Schweiß,Zigarettenrauch, Parfüm und Alkohol. Und ich direkt unter all diesen Menschen. Die Musik durchströmt mich und meine Beine übernehmen die Kontrolle. Ich werde von der Seite angerempelt und drehe mich schnell um. Es ist Louis der mich da gerade antanzt. Lächelnd schiebt er sich ein ganzes Stück weiter an mich ran. Unsere Körper sind  lediglich von der Kleidung getrennt. Es fühlt sich an wie ein Traum. Nach einer Ewigkeit zieht er mich aus der Menge raus, Richtung Garten, wo er an 2 Liegestühlen anhält. " Was willst du trinken? " " Ich nehm ein Bier." " Ok, bin sofort wieder da", und schon ist er verschwunden.Ich befinde mich auf der Terasse. Von hier aus hat man einen wundervollen Blick auf den Garten und den direkt angrenzenden Wald. Mein Blick wandert zum Himmel. Verglühende Sterne säumen den Horizont. Ich mache es mir in einem der Liegestühle bequem. Louis läuft mit 2 Flaschen in der Hand zu dem Stuhl neben mir, reicht mir die Flasche und betrachtet den Himmel. Der Junge neben mir wirkt gerade nicht wie der coole, angesagte Fußballkapitän unserer Schule. Eher verletzlich. Nach einer Weile halte ich die betrückende Stille nicht mehr aus. "Ist Levin eigentlich noch drinne? Ich hab ihn nicht mehr gesehen seit wir angekommen sind."
 "Mach dir mal keine Sorgen um ihn. Ich glaube er wollte mit Tristan vorhin Bier holen, weil es langsam leer wird. Die saufen wie die Löcher." Er lächelt und sofort sieht man seine Grübchen.      "Levin und Tristan? Das kann nur schief gehen. Er weiß schon das Levin eher auf Muskeln als auf Busen steht?" Louis lacht schallend auf. Ihm laufen kleine Tränen übers Gesicht die er mit dem Handrücken wegwischt. "Klar weiß der das. Die Frage ist nur ob dein Kumpel weiß, dass Trissi seinen Geschmack teilt." Ich runzle verwirrt die Stirn. In meinen Gedanken sagt ein Kleiner Louis ... Merida, Schätzchen, ich hab dir ja gesagt,dass ich für sowas ein Gespürr hab, wie ein Drogenspürrhund der nach Kokain sucht.                                                                                                                                                                   "Sag  jetzt nicht, dass du davon nichts wusstest." Er sieht meine Verwirrung und grinst wieder. " Er hat sich vor einigen Wochen als bi geoutet. Wir Jungs aus dem Team unterstützen ihn. Klar war es am Anfang komisch, zum Beispiel beim Training, aber mitlerweile stehen alle voll hinter ihm. Ich fass es aber nicht, dass du davon nichts mitbekommen hast. Es gibt doch seit langem kein anderes Thema mehr in der Schule. " Er schüttelt leicht den Kopf und seine blonden Strähnen fallen ihm ins Gesicht. Seine Rehkitzaugen leuchten belustigt.                                                                                                                          "Ich stehe nicht sonderlich gut da bei den anderen Mädchen. Und du weißt ganz genau warum. Sie haben wenig Gründe sich mit mir abzugeben." Beschämt geht sein Blick zum Boden. "Immernoch? Ich dachte das Thema wäre längst vom Tisch. Denkst du wir sollten vielleicht nochmal mit ihnen zusammen reden?" "Verdammt Louis. Das bringt eh nichts. Es wird sich erst etwas ändern, wenn ich weg von dieser Schule bin. Wir haben einen Fehler gemacht. Ich bügele es aus und gut ist." Er steht auf und kommt mit rüber auf meinen Liegestuhl. Ich schiebe mich an den Rand damit er Platz hat. Schuldbewusst sieht er mir in die Augen. Ich kann fast hören wie die Mauer bricht. Diese Augen sind Schuld an meiner ganzen Situation. Diese wunderschönen tiefgründigen Spiegel seiner Seele. Vorsichtig streicht seine Hand eine Strähne aus meinem Gesicht. Mit der anderen berührt Louis meine Wange. Ich schließe die Augen und versuche alles aufzusaugen was ich kriegen kann. Der Hauch seines Atems pulsiert auf meinen Lippen. Immer näher und näher. Millimeter vor meinem Mund hält er inne. "Ich werde nie aufhören um dich zu kämpfen." Ich bin es die, die Rettungsleine kappt und die letzte Distanz überbrückt. Er schlingt fast verzweifelt seine Arme um mich. Erst behutsam, dann immer aggresiver berühren sich unsere Münder. Seine Zunge berührt meinen Mund. Als ich ihn öffne und dem Tanz der Emotionen nun völlig freien Lauf lasse, entfährt mir ein Stöhnen. Ich bin wie ein verdurstender in einer Wüste und er ist mein Wasser. Louis löst sich ein Stück weit von mir und fängt an meinen Hals bis rauf zum Ohr zu küssen. Dort angekommen, verharrt er. Ein Seufzen. "Oh Amy. Du schmeckst so gut. Ich hab dich so vermisst. Wie konnte ich dich nur gehen lassen?" Mein Gehirn schaltet sich wieder ein. Ja Amy, wie nur ? Bilder und Erinnerungen erscheinen vor meinem geistigen Auge. Ich reiße mich von Louis los springe auf und laufe davon. Tränen laufen meine Wangen herunter.  Da ich niemanden Verabschieden muss, renne ich förmlich zu Levins Auto. Er steht mit Tristan auf dem Parkplatz. Ziehmlich nah. Zu nah für "nur Freunde".  Als die 2 mich bemerken lösen sie sich voneinander. "Meri, Liebes was ist passiert?" "Ich will jetzt noch nicht darüber reden. Morgen vielleicht. Fährst du mich bitte nach Hause?" Levin verabschiedet sich schnell und bringt mich zurück. Weg. Einfach nur weg von dem Grund, der mein Leben so veränderte.

Drogenjunkies küsst man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt