Prolog

5K 164 27
                                    

Nervös zupfte ich an meinem rotem Kleid herum. Es hatte Spaghettiträger und lag bis zur Taille eng an. Ab da fiel es in bauschigen Stoffschichten bis kurz vor meine Knie hinunter.

Ich liebte das Gefühl, wie sich der Stoff an meine Haut anschmiegte, doch heute hatte ich nur sehr wenig für dieses wunderschöne Gefühl übrig. Dafür war ich eindeutig zu nervös. Gleich würde er kommen! Obwohl James und ich schon fast drei Monate lang zusammen waren, war ich vor jedem Treffen unglaublich nervös. Ich hatte Angst etwas falsch zu machen und ihn zu vergraulen. Besonders heute. Denn heute, an diesem Freitagabend sollte einfach alles perfekt werden. Morgen hatte ich Geburtstag und James und ich wollten angemessen rein feiern. Nur wir zwei. Meine Eltern waren mal wieder auf Geschäftsreisen und meinen Bruder hatte ich dazu überreden können, den Abend mit Freunden zu verbringen. Es würde mein erstes Mal werden und allein bei dem Gedanken zog sich mein Magen vor Furcht zusammen. Aber es würde sicherlich nicht so schlimm werden. Meine Freundinnen hatten es alle schon einmal getan und meinten, dass ich mit meinen fast siebzehn Jahren etwas spät dran sei und es schleunigst tun sollte.

Pünktlich um 22:00 Uhr klingelte es an der Tür. Hastig zündete ich die Kerzen auf unserem Esstisch an, zupfte mein Kleid ein letztes Mal zurecht und fuhr mir einmal kurz nervös durch die Haare. Dann setzte ich ein strahlendes Lächeln und öffnete mit zittrigen Fingern die Tür. Und da stand er. James. Mein fester Freund. Er war bereits achtzehn, da er einmal sitzen geblieben war. Er gehörte zu den beliebtesten Jungs an unserer Schule. Was auch kein Wunder war. Er sah super gut aus. Er hatte einen ziemlich muskulösen Oberkörper, ein markantes Gesicht mit unglaublich grauen Augen und perfekten Lippen. Seine braunen Haare waren wie immer mit viel Gel hochgestylt. Jedes Mädchen an unserer Schule war hinter ihm her, doch er hatte mich ausgesucht. Mich! Ein etwas unscheinbares Geschöpf mit langen braunen Haaren, funkelnd grünen Augen, einer kleinen Stupsnase und vollen Lippen. Nicht wirklich etwas besonders.

Er sah einfach unglaublich aus, wie er da so in dunkelblauen Denim-Jeans und seinem weißen Hemd stand.

„Hey", flüsterte ich. „Komm rein."

Eilig trat ich zu Seite um ihn herein zu lassen. Dann schloss ich hinter uns die Tür und drehte mich zu ihm um. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, welches mein Herz ein paar Takte schneller schlagen ließ.

„Ich hab dir was mitgebracht", hauchte er mit seiner tiefen, dunkeln Stimme. Hinter seinem Rücken zog er eine einzelne rote Rose hervor, die er mir andächtig überreichte.

Meine Hände schlossen sich um den stachlige, grünen Stiel.

„Sie ist perfekt", hauchte ich ehrfürchtig. „Dankeschön!"

Ich stellte mich ganz leicht auf die Zehenspitzen, während er sich zu mir herunter beugte. Dann trafen unsere Lippen aufeinander.

„Ich hol nur schnell ein Vase und dann könne wir auch schon essen", erklärte ich, als wir uns voneinander lösten.

„Du hast gekocht?", fragte er erstaunt.

„Ja", antwortet ich und legte meinen Kopf kokett zur Seite. „Du kannst im Esszimmer auf mich warten."

„Beeil dich", sagte er liebevoll.

„Das mach ich", hauchte ich und wandte mich von ihm ab und ging in Richtung Küche. Meine Nervosität war mal wieder umsonst gewesen. Alles war perfekt.

„Dein Essen war super lecker", flüsterte James mir ins Ohr, während er begann meinen Hals mit Küssen zu bedecken. Ich ließ ein lautes und schrilles Kichern ertönen. Inzwischen war es kurz vor Mitternacht. In weniger als zwanzig Minuten hatte ich Geburtstag! James und ich saßen auf meinem Bett. Im Hintergrund lief leise Klaviermusik und der Schein von ein duzend Kerzen tauchte den Raum in eine gemütliche Atmosphäre.

GebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt