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~Elli's Sicht
Gefühle tun weh.
Liebe tut weh.
Hass tut weh.
Einsamkeit tut weh.
Vermissen tut weh.
Trauer tut weh.
Angst tut weh.
Fühlen tut einfach weh.
Die Leere die bis jetzt in mir war, hat so gut getan. Einfach nichts spüren, so wird einem nicht weh getan und du tust niemandem weh. Blöderweise machte mir Ardy da einen Strich durch die Rechnung.

Ich bekam Herzklopfen wenn er mich ansah. Ich bekam Gänsehaut wenn er mich berührte. Aber das durfte ich nicht zulassen. Vielleicht spielt er mir auch nur etwas vor und noch eine Person zu verlieren würde ich echt nicht aushalten können.

"Wollen Sie jetzt einsteigen oder nicht?", ich hatte gar nicht bemerkt das mein Taxi schon da war.

"Ja Moment", murmmelte ich, trat meine Kippe aus und stieg ein.

Zuhause kletterte ich wieder zu meinem Fenster hinein und hoffte niemand hatte meine Abwesenheit bemerkt.

Am nächsten Morgen hatte ich Nachhilfe und wieder einmal verstand ich nichts. War mir egal. Ich schrieb in einem Monat mein Abitur. War mir egal.

Nachdem ich meinem Nachhilfelehrer 3 Stunden beim Erklären zugehört hatte war ich endlich erlöst.

"Mama? Ich geh ein wenig spazieren. Den Kopf wieder freibekommen", ich schnappte mir meine Jacke und wollte gerade gehen als mich meine Mutter zurückhielt.

"Warte, ich begleite dich", ich stöhnte auf. Verdammt nochmal ich brauche meine Ruhe.

"Bitte. Ich möchte alleine sein"

"Wo willst du denn hier?", meine Mutter runzelte die Stirn und ich seufzte.

"Zum Friedhof, ich würde gerne Marie besuchen", ein Kloß bildete sich in meinem Hals.

"Na gut. Schau dass du bis in einer Stunde wieder da bist", sie nickte und ich verschwand. Früher hatten wir uns bei einem Abschied immer umarmt, früher habe ich mit meiner Familie über alles geredet und Blödsinn gemacht. Aber früher war nicht mehr. Gar nichts war mehr wie früher.

Eigentlich wollte ich gar nicht zum Friedhof, dennoch trieben mich meine Beine dort hin. Nach Maries Tod war ich gerade mal 1 Mal auf dem Friedhof gewesen und das nur wegen ihrer Beerdigung.

Es dauerte etwas bis ich mich wieder erinnerte wo sich Maries Grab befand. Das Grab war wohl das Schönste und Bunteste auf dem ganzen Friedhof. Überall waren Blumen, Sprüche, Bilder, Erinnerungen.

Vorsichtig bückte ich mich und nahm den Bilderrahmen mit einem Bild von uns Beiden hoch. Es zeigte zwei Mädchen. Zwei Mädchen die sich lachend unarmten. Mich und Marie. Langsam strich ich darüber.

Ich horchte in mich hinein und versuchte zu weinen. Früher war es leicht zu weinen, sich einfach loslassen und die Gefühle herauslassen. Doch jetzt war da nur diese Leere die gegen den Bauch drückte.

Automatisch wanderten meine Finger zu Maries Kette die ich um meinen Hals trug.

"Komm zurück", flüsterte ich und drückte die Kette fester an meine Brust.

"Du kannst mit den Toten reden?", eine mir bekannte tiefe Stimme hallte an mein Ohr und ich drehte mich um. Taddl.

Sobald ich ihn sah verschwand diese Leere in mir und die Gefühle sprudelten nur so aus mir heraus. Tränen bildeten sich in meinen Augen und meine Beine gaben nach.

"Hey hey hey", Taddl war sofort zur Stelle und fing mich auf. Sein vertrauter Geruch und die körperliche Wärme machte es nicht besser und ich schluchzte in seine Jacke.

~Taddl's Sicht
Gerade noch stand sie mit einem Lächeln vor dem Grabstein und strich über ein Bild und jetzt lag sie schluchtzend in meinen Armen während ich ihr vorsichtig über den Rücken strich.

Eigentlich wollte ich El zuhause besuchen, nachdem Ardy uns gestern erzählt hatte sie wäre zum Trainieren in unserem Haus gewesen. Ich hatte sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und irgendwie nagte die Eifersucht an mir dass Ardy zur Zeit so oft mit ihr abhing.

Ich kam ihr auf dem Weg zu ihrem Haus mit meinem Auto entgegen. Da sie nicht auf meine Rufe reagierte und total in ihrer Welt versunken war parkte ich mein Auto und folgte ihr.

Und jetzt standen wir hier und ich hatte Mühe El zu halten, die ihr ganzes Gewicht auf mich verlagert hatte.

Ich war ziemlich überfordert und strich ihr nur vorsichtig über den Rücken. Mein Blick fiel auf den Grabstein.

Marie Strasser, geboren am 12.08.1998, gestorben am 22.09.2015. Sie war im Alter von El, wahrscheinlich eine gute Freundin von ihr oder eine Verwandte.

Ich nahm El das Bild aus der Hand und starrte zwei Mädchen an die sich fröhlich von der Seite umarmten. Auf den ersten Blick erkannte ich keine der Beiden Mädchen. Dann beim genaueren Hinsehen kam mir das linke Mädchen bekannt vor. Es war Elina. Sie hatte strahlend blaue Augen und ihre Wangen waren etwas voller als sie jetzt sind. Klar, El war hübsch aber auf diesem Bild hatte sie einfach eine Ausstrahlung die besonders war. Jetzt wusste ich auch wieso ich sie nicht sofort erkannt habe. Seit ich sie kannte hatte ich sie vielleicht 4-5 Mal lachen gesehen.

-Ich glaube sie hat ihre Gründe. Ihr muss irgendwas in der Vergangenheit passiert sein- Ich erinnerte mich an Lunes Worte als El von den Bullen geschnappt worden ist. Und ich erinnerte mich an die Nächte als sie bei uns schlief und sie schreiend von Albträumen geplagt aufgewacht ist.

"Tschuldigung", plötzlich riss sich El von mir los und riss mir das Bild aus der Hand.

"Also was machst du hier?", perplext schaute ich sie an. Was soll denn das? Ist sie schwanger? Hat sie ihre Tage? Oder woher kommen diese Stimmungsschwankungen.

"Ich wollte dich besuchen", sagte ich und versuchte ihr die verwischte Schminke abzuwischen worauf sie jedoch neine Hand wegschlug.

"Und?", El stellte das Bild zurück und setzte sich dann in Bewegung. Ich folgte ihr.

"Ich lade dich zum Essen ein", ich grinste und war etwas überrascht. Trotzdem nahm ich mir etwas vor. Auch wenn mich ihre Vergangenheit genauso wenig anging wie meine wollte ich El helfen. Mittlerweile waren wir nicht mehr irgendwelche Kollegne die nur zusammen abhingen um es der Gang zu zeigen. Ich für meinen Teil mochte El und ich hasste es wenn jemand traurig war.

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#Lesenacht1

Lasst Meinungen da:)
Bis in einer Stunde zu Nr.2

Achja übrigens dankschön für über 100 Follower♡

EXIT (Dat Adam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt