1.Kapitel

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Taylor P.o.V.

Mein Blick ist starr und leer. Regungslos stehe ich vor dem Sichtfenster zu Alissias Krankenzimmer. Ihr Körper liegt regungslos im Bett, angeschlossen an mehreren Geräten. Ihr Blutdruck und ihre Atemfrequenz sind normal. Alles hier erinnert an unsere vielleicht schlimmsten Stunden in unserem Leben. Ihr Gesicht sieht blass und ein wenig ausdruckslos aus.

Wie sehr ich mir jetzt wünschen würde, dass sie ihre Augen aufschlägt und mich anlächelt. Ich vermisse ihr Lächeln und noch mehr ihre Stimme.Tränen kullern über meine Wangen, als ich daran denke, wie es dazu gekommen ist. Nur paar Stunden ist es her und Max und ich hätten es vielleicht verhindern können…,wenn wir nur auf Alissia gehört hätten.

*Flashback*

Nach längerer Zeit schien heute mal wieder die Sonne. Ein guter Grund mal was zu unternehmen Also fuhren wir- Ali, mein bester Freund Max und ich mit Max‘s Wagen in die Innenstadt, da wir am Stadtrand wohnen und nicht so oft dahin kommen. Auf der Autobahn war mehr los als sonst, aber das konnte unsere gute Laune nicht verderben. Wir drehten die Musik laut und sangen laut dazu mit. „ Müssen jetzt unbedingt Nachrichten kommen?!“, sagte Max ein wenig genervt, als die Stimme des Nachrichtensprechers ertönte. „Ist doch egal, mach einfach was anderes.“, sagte ich zu ihm und deutete auf das Radio. Er wollte gerade den Sender ändern, als Ali plötzlich rief: „Warte mal kurz.“ „Auf der A40…“ „Warum sollte ich?“, fragte Max sie genervt. „Sei leise!“ „…ein Geisterfahrer. Wenn sie gerade…“ Max drückte auf einen Knopf und schon ertönte Musik. „Man was soll das, ich wollte das hören. Ich glaub auf der Autobahn fährt ein Geisterfahrer.“, schrie sie Max wütend und etwas schockiert an. „Ach quatsch, das war doch eh nur ausgedachter Müll, was der gesagt hat.“, sagte Max und drehte die Musik auf. „Die würden sich doch nie was ausdenken.“, versuchte sich Alissia zu verteidigen. „Und selbst wenn ein Geisterfahrer auf irgendeiner Straße fährt, uns wird schon nichts passieren, außerdem weißt du überhaupt, dass es gerade hier ist.“ „Ich hab A40 verstanden.“ „Du bist dir ja noch nicht mal sicher.“, sagte Max und schüttelte den Kopf. Ali drückte sich zurück an die Lehne und verschränkte die Arme. „Du könntest ja auch mal was sagen.“, sagte sie leicht aggressiv zu mir. „Was soll ich dazu sagen, ich hab es nicht gehört.“, antwortete ich und schaute aus dem Fenster. „Du hörst ja nie was.“, sagte sie leise und schaute genervt auf den Boden. Die Stimmung war angespannt.

Nach einer halben Stunde hörten wir auf der Autobahn lautes Autohupen, das nicht aufhörte. Ali fing anzuschreien, als sie nach vorne sah. Alle Autos stoppten vor uns. Max versuchte zu bremsen, doch es war zu spät und wir landeten in die vorderen Autos. Die Airbags öffneten sich für unseren Schutz. Nach einer Weile Stille fragte ich nach den Anderen: „ Ali, Max geht es euch soweit gut?“ „Keine Ahnung, leben wir noch?“, kam von Max, der paar Verletzungen im Gesicht hatte. „Alissia?“, schrie ich und drehte mich nach hinten. Doch plötzlich rammte ein LKW den hinteren Teil des Autos, wo Alissia saß. Der Wagen mit LKW wurde weiter zur Autobahnmitte geschleudert, bis es irgendwann hielt. Paar Minuten verlor ich mich, bis ich wieder die Augen öffnete. Blut lief über mein ganzes Gesicht und mein ganzer Körper schmerzte. „Max?“, schrie ich und schaute Richtung Fahrerseite. Max lag mit dem Kopf auf dem Lenkrad. Er blutete genauso wie ich überall im Gesicht. Ich nahm meine ganze Kraft zusammen und versuchte Max aufzuwecken. Es gelang mir nach paar Sekunden. „W…Was ist passiert?“, fragte er leicht benommen, aber vergewisserte sich nach paar Minuten. „Aach dduuu…SScheeeiße.“, stammelte er. „Wir müssen hier raus.“, sagte ich zu ihm. Er eröffnete mit mehreren Schlägen die Tür und robbte nach draußen. „Warte, ich muss Ali noch hier herausbekommen. Er nickte. Das erste Mal in meinem Leben, sah ich richtige Angst in seinen Augen. Ich versuchte in den hinteren Teil zu klettern. Da durch den LKW alles eingequetscht war, war es nicht gerade einfach. In einem freien Zwischenraum lag Ali. Ihr Kopf wurde von der Tür gequetscht und blutete, alles blutete. Auch am Bein hatte sie eine riesige offene Wunde. Ich zog meine Jacke aus und verband so gut wie es ging ihr Bein. Dann schlug ich wie Max mehrere Male gegen die Tür, die dann nach einiger Zeit heraus fiel. Max schaute mich an, stand leicht wacklig auf und kam zu mir, um mir zu helfen. Zusammen trugen wir sie aus dem Metallschrott. Wir legten sie auf den Boden. Ich schaute mich um, überall stand nur noch Metallschrott. Die Menschen, die sich retten konnten, warteten nun auf Hilfe, so wie wir auch. Von weiten sah ich schon mehrere Krankenwagen, Polizeiwagen und auch die Feuerwehr. Alles sah aus wie in einem Film. Ich wünschte mir es wäre nur ein Film. Ich schüttelte meinen Kopf und kniete mich zu Alissia. „Alissia, hörst du mich?“, fragte ich verzweifelt und schüttelte sie leicht, doch es half nichts, sie blieb regungslos liegen. Ich fing an zu weinen, was wenn sie…tot ist. Nein! Ich lehnte meinen Kopf an ihre Brust. Max schaute mich nervös und voller Angst an. Erleichtert schaute ich hoch. Ihr Herz schlug…, zwar langsam, aber die Hauptsache war, dass es schlug. Rettungsmänner kamen mit einer Trage und anderen Sachen angerannt. „Alles wird gut.“, versuchte uns einer zu beruhigen. „ Lebt sie noch?“, fragte ein Anderer. Ich nickte nur. Sie ließen die Trage nach unten und legten Ali darauf. Dann deckten sie sie zu und beatmeten sie. Max und mir gaben sie auch decken und führten uns zu einem Krankenwagen. Ali lag schon im Krankenwagen. „Wir fahren euch jetzt ins nächste Krankenhaus und rufen eure Eltern an.“, sagte uns einer der Rettungsmänner und zeigte uns einen Platz wo wir uns hinsetzen konnten. „Geht es euch sonst soweit gut?“ Max und ich nickten. „Ihr werdet dann im Krankenaus durch gecheckt.“, sagte er und setzte sich neben mich. Zwei Andere schlossen die Tür und dann fuhren wir los. Ich schlief während der Fahrt ein und wachte in einem Krankenzimmer auf. Ich war allein und die erste Frage, die mir durch den Kopf schoss: Wo sind Alissia und Max? Ich stand auf und lief nach draußen. Im Flur standen meine Eltern und redeten gerade mit einem Arzt. Meine Mutter weinte und mein Vater sah sehr aufgebracht aus. Als sie mich sahen, kamen sie auf mich zu und umarmten mich. Meine Mutter weinte einfach nur und ich versuchte sie zu beruhigen. „Wo ist Alissia?“, fragte ich sie dann. Meine Mutter fing wieder an zu schluchzen. „Deine Schwester ist gerade im OP. Sie hat eine sehr schwere Kopfverletzung und…schafft es vielleicht nicht.“, sagte mein Vater leise und fing auch an zu weinen. Schockiert schmiss ich mich auf den Boden und fing an fürchterlich zu weinen. Sie versuchten mich zu beruhigen, dass aber nur halb gelang, da sie selbst viel zu aufgebracht waren. „Du musst dich jetzt erst einmal ausruhen und ein wenig schlafen.“, sagte meine Mutter und mein Vater nickte. „ich kann doch jetzt nicht schlafen, wenn meine Schwester gerade am Kämpfen ist.“, rief ich. Ein Arzt kam auf mich zu: „Sie müssen sich jetzt wirklich erst mal ausruhen, sonst spielt ihr Kreislauf bald nicht mehr mit.“ Da ich nicht nachtragend sein wollte und ich meinen Eltern das ersparen wollte, ging ich zurück ins Krankenzimmer und legte mich ins Bett. Nach einer Weile nachdenken, schlief ich dann doch ein und wachte erst nach ein paar Stunden wieder auf. Ich ging raus auf den Gang und schaute mich um. Da niemand hier war, ging ich einfach den Gang entlang. Ich las jedes Türschild durch, bis ich zu einem großen Fenster kam. Durch dieses konnte man in ein Krankenzimmer schauen. Ein Mädchen, das mir ziemlich bekannt vorkam, lag bewusstlos in ihrem Bett und war an mehrere Geräte angeschlossen. Dann fing ich an zu weinen und konnte nur schwer wieder aufhören.

*Flashback Ende*

Ich brauch dich mehr als ich dachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt