Prolog

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???POV

Ächzend stolpert er vorwärts. Sein zerrissenes Oberteil ist Blut durchtränkt und hängt in Fetzen an ihm herab. Eine klaffende Wunde oberhalb des Bauchnabels ist zu sehen. Schweiß und Blut vermischen sich und rinnen an seinem Körper herab, hinterlassen eine blutige Spur. Doch das stört den braunhaarigen Jungen wenig. Mit aller Kraft zerrt er den halb bewusstlosen, großen Mann weiter. „Komm schon. Ist nicht mehr weit" murmelt der Jüngere durch zusammen gebissenen Zähnen. Stur verfestigt er seinen Griff, um die Rippen des Mannes und stützt ihn weiter. „Du musst durchhalten, verstanden?" Ein leises, schmerzerfülltes Stöhnen verlässt die Lippen des Älteren. Die Beiden stolpern weiter durch den dichten Wald. Der Jüngere keucht angestrengt auf. Zu viel. Er braucht dringend eine Pause! Behutsam legt er den Älteren gegen eine dicke, alte Eiche. Ein leiser Schmerzenslaut entweicht dem Mann, ehe er das Bewusstsein verliert. Sofort ist der Jüngere alarmiert. Er kniet sich neben Jenen in den Dreck und schüttelt ihn leicht, ruft leise seinen Namen. Als keine Reaktion kommt, reist der Jüngere dem Mann das schmutzige Shirt nach oben. Eine einzelne kleine Wunde kommt zum Vorschein, nicht größer als Fingerhut. Eine schwarze Flüssigkeit tritt aus dieser hervor und bahnt sich einen Weg hinab. Verdammt. Innerlich fluchend greift er nach der Hand des Mannes, versucht ihm den Schmerz zu nehmen, auch wenn es ihm wahrscheinlich danach weniger gut gehen würde. Er schließt die Augen und konzentriert sich. Nichts passiert. Zögernd öffnet der Jüngere ein Auge und wirft einen Skeptischen Blick auf sein Handgelenk. Wütend knurrt der Braunhaarige auf. Warum bekommt er das nie hin? Selbst Tiffany schafft es. Warum kann er nicht so etwas 'leichtes', wie Dennis immer zu sagen pflegt, hinbekommen? Mit, vor Wut, golden aufglühenden Augen, lässt er die Hand wieder los. Vielleicht etwas zu grob, denn in dem Moment reist der ältere Mann plötzlich seine Augen auf und keucht schmerzerfüllt auf. Irritiert sieht er sich um, ehe sein Blick auf den Braunhaarigen fällt, der immer noch halb besorgt, halb wütend neben ihm kniet. „Was gaffst du so?" blafft er den blutenden Jungen an. „Hilf mir lieber auf". Der Jüngere ist für ein paar Sekunden wie erstarrt. Sein Blick wandert von den rubinrot aufleuchtenden Augen, zu der kleinen Stichwunde am Bauch des Alphas und wieder zurück. „Hast du mich nicht gehört?" knurrt der Ältere mit gebieterischen Ton. Der Jüngere verspannt sich. Seine Instinkte zwingen ihn den Blick zu senken. Er schluckt kurz und bejaht. Dann springt er auf, etwas zu schnell. Er schwankt, nicht viel, versucht es zu kaschieren, dennoch bekommt es der Alpha mit. „Woher hast du die ganzen Wunden?" fragt er. Es ist keine Frage nach dem Wohlergehen des Betas. Nein. Die Frage trieft nur vor Hohn. Sie ist kalt und abweisend. „Ich hab dir dein beschissenes Leben gerettet" schnappt der Beta mit leuchtenden Augen zurück. Der Alpha lacht müde auf. Dann schüttelt er ungläubig den Kopf und rappelt sich auf. Der Braunhaarige sieht ihn skeptisch an. „Das würde ich an deiner Stelle nicht tun. Die Jäger-" weiter kommt er jedoch nicht. Der Alpha verliert das Gleichgewicht und stürzt direkt auf den jungen Beta. Dieser fängt ihn überrascht auf. Der Alpha grummelt wütend auf, als der Jünger ihn schadenfroh anlächelt. Das lächeln wechselt jedoch schnell in entsetzen. Schockiert reist der Jüngere die Augen auf. Der Alpha sieht ihn leicht irritiert an und will gerade zu Frage ansetzen, als eine Schwarze Flüssigkeit auf das Gesicht des kleineren tropft. Dieser unterdrückt ein Keuchen. Schnell packt er den Arm seines Alphas, wirft ihn über seine Schulter, um ihn zu stützen. Dann läuft er weiter zügig durch den Wald. „Wohin bringst du mich?" fragt der Alpha etwas benommen. Der Beta wirft ihm einen flüchtigen Blick zu. Schwarzes Blut quillt zwischen den Lippen des Alphas hervor, unkoordiniert versucht er mit dem Beta mitzuhalten. „Zu Smith" brummt dieser kurz angebunden. Der Alpha reist die Augen auf. „Du bringst mich zu einem verdammten Druiden?" ruft er entsetzt. „Ich weiß, dass du sie nicht leiden kannst, aber Druiden können dir helfen" sagt er beschwichtigend. „Ich komme gut alleine Klar." faucht der Alpha. Der Jüngere schnaubt. „Das sieht man. Hätte ich dich nicht vor den Jägern gerettet wärst du jetzt ein Haufen verrottender Morast." giftet er zurück. Daraufhin sagt der Alpha nichts. Er hatte doch kaum etwas abbekommen! Hatte nur ein kurzen Schmerz gespürt... und plötzlich wacht er mitten im Wald, mehrere Kilometer von dem Kampfplatz entfernt auf. Plötzlich bleibt der Beta mitten in der Bewegung stehen. Der Ältere sieht auf. Vor ihnen befindet sich ein kleines Holzhütchen, umringt von einem schwarzen Holzzaun. Skeptisch hebt der Alpha die Augenbraue, während der Jüngere auf die Klingel drückt, die am Zaun angebracht wurde. Der Alpha schnaubt herablassend, über den Versuch den Druiden mit Klingeln nach draußen zu holen, auf. Seine Hand zuckt zum Zauntor, als der Beta sie ihm harsch weg schlägt. Rote Augen blitzen auf und durchbohren den Jüngeren. Doch dieser bleibt ganz gelassen und drückt sich mit einer Hand seine Wunde zu. „Mach doch. Ist Eberesche. Kannst ja sehen was du dann davon hast" Brummt er gleichgültig. In dem Moment öffnet sich die Tür der Holzhütte und ein pummeliger, alter, zwergengroßer Mann mit weisen, in alle Richtung abstehenden Haaren und einem Bart, der ihm bis über den Bauchnabel geht tritt heraus. Kurz mustert er die Beiden misstrauisch, ehe er die Stufen hinabsteigt und zum Gartenzaun marschiert. Sein Bart pendelt dabei hin und her und erinnert den Beta stark an eine große, alte Standuhr. Irgendwann verschwindet der Druide aus dem Blickfeld des Betas, Nur die wilden Haare sind noch zu sehen. Dann klettert der Kleinwüchsige eine kleine Leiter hinauf und bleibt auf der obersten Stufe auf Augenhöhe des Alphas stehen. Nur die unsichtbare Macht der Eberesche trennt die drei von einander. Doch statt sich des Alphas zu zuwenden, dreht sich der Druide dem Braunhaarigen zu. „Deine Wunden werden dich nicht töten. In ein zwei Stunden sollten sie verheilt sein, selbst wenn sie durch ein Silbermesser entstanden sind." sagt er sachlich. Der Jüngere schnaubt auf. „Wir sind nicht wegen ihm hier" knurrt der Alpha und der Druide wirft ihm einen kalten Blick zu. „Weswegen dann?" anscheinend ist er gar nicht darüber erfreut, zu hören, dass der Alpha seine Aufgaben nicht ernst genug nimmt. Besagter Alpha zieht sein Shirt hoch und deutet auf die kleine Wunde, aus der unablässig schwarzes Blut fließt. Der Druide mustert die Wunde, dann huscht er schnell die Standleiter wieder hinunter und öffnet das Tor. Der Braunhaarige stützt seinen geschwächten Alpha und die Beiden laufen dem kleinen Mann hinterher, der schon dabei ist, in sein Haus zu eilen. „Leg ihn aufs Sofa" brummt der Zwerg, als die Patienten das kleine Wohnzimmer betreten haben. Der Alpha schnaubt auf und kämpft sich von seinem Beta frei. „Das kann ich auch gut alleine" sagt er mit gekränktem Stolz. Smith zuckt desinteressiert mit den Schultern. Er brummt etwas unverständliches und wendet sich ab. Dann bückt er sich und beginnt in einem kleinem, abgenutzten, vergilbten Schränkchen nach allerlei möglichen Gläsern, Fläschchen, strahlend weißen Tüchern und noch weitere etliche Dinge zu kramen. Als er sich wieder aufrichtet, und den kompletten Arm voller medizinischen Zeugs hat, welches er nur mit mühe und Not in seinem kurzen Armen balancieren kann, wirft der Alpha, dem Jüngeren einen Missmutigen Blick zu. „Er ist der beste und der schnellste, den ich in der kurzen Zeit auffinden konnte, Dennis" brummt der Braunhaarige genervt seinem Alpha zu. Dennis sagt dazu nichts, sieht aber weiterhin Mies gelaunt drein. Der Druide stellt seine Flaschen mit einem lauten klimpern auf dem Glastisch, vor dem grünen abgewetzten Sofa, ab. Dann dreht er sich zum Braunhaarigen um. Mit einer fließenden Bewegung wirft er dem Beta ein paar Tücher, sowie Desinfektionsmittel und Verbände auf den Schoß. „Kannst du dich selber verarzten" brummt Smith und wendet sich dann wieder dem Alpha zu, der sich erschöpft ins Sofa gedrückt hat und dabei ist, seine Augen zu schließen. Der Zwerg klopft ihm zwei Mal auf die Wange. „Wach bleiben" befiehlt er ihm. Dennis öffnet träge die Augen und starrt den Druiden herablassen an. Der Beta seufzt leise und wendet seinen Blick von den Beiden ab. Dann greift er nach dem Desinfektionsmittel und zieht sich sein zerrissenes, Blut durchtränktes Shirt über den Kopf, um besser seine Wunden versorgen zu können.

The Wolf's MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt