Ich bin tot

41 3 0
                                    

Mit einem Mal erblickte Brook die leblosen Körper seiner Kameraden auf dem Deck seines Piratenschiffes. Ein Anblick so tragisch und unfassbar, dass man unmöglich mit Worten, die allesamt gefüllt mit Bedeutungen sind, jene Leere, die sich in das Skelett beim Betrachten der regungslosen Anlitze seiner unbezahlbaren Kameraden bohrte, beschreiben kann.

Leichte Wellen schlugen gegen das Schiff, der Wind setzte aus, finstere Wolken bedeckten den Himmel und schufen eine ewige Nacht. Die Kameraden, jeder Einzelne ein Freund aus vergangener Zeit, lagen hier und dort auf dem Deck verteilt und verzweifelt suchte Brook nach einem einzigen Anzeichen für Leben innerhalb dieser schwimmenden Hölle.

Er versuchte zu schreien " Kommt schon, Leute, genug gescherzt ! Alle man wieder an die Arbeit !", doch er brachte kein einziges Wort heraus. " Hmm das ist aber komisch "dachte er sich "Ich muss wohl heiser sein". Auf irgendeine Art und Weise jedoch wurden seine Wünsche dennoch erhört und er vernahm eine nein sogar zwei leise und kraftlose Stimmen. Er wendete sich mit einer unbekannten Leichtigkeit in die Richtung aus der er dachte die Stimmen zu vernehmen und tatsächlich da saßen zwei seiner Freunde sich gegenüber - dort auf der andere Seite des Decks.

Im selben Augenblick, in dem Brook die beiden Kameraden wohlauf da am anderen Ende des Schiffes sitzen sah, übermannten ihn Gefühle des Glücks. Er kannte für Augenblicke weder seine unendliche Trauer noch die abgrundtiefe Verzweiflung, in die sein Herz gestürzt war. Mit einem Mal ging die Trauer in eine bescheidene Zufriedenheit über und die Stimmen seiner Kameraden formten sich zu Stufen, welche ihn aus den tiefen seiner Verzweiflung hinein in eine emotionale Ebene der Hoffnung führten. Dort, wo ihn noch vor kurzen Augenblicke die Finsternis bis zum Ersticken einhüllte, dort entfachte ein loderndes Feuer, das auch die dunkelsten Stellen seines Herzens erhellte. Mit einem Mal fing Brook an zu rufen " Freunde, schaut her ! Hier bin ich, hier ! Ich bin so unfassbar glücklich, dass ihr noch am Leben seid !", aber die Freunde konnten ihn nicht hören". "Stimmt !" ging ihm durch den Kopf " ich kann im Moment ja kein Wort rausbringen. Sei's drum. In so einer Situation sind Worte sowieso nur überflüssig. Ich muss jetzt meine Taten sprechen lassen und zu meinen Kameraden herübereilen, damit wir nach Verletzten suchen und diese dann behandeln können !".

Voller Enthusiasmus und höchstmotiviert wollte sich Brook in Richtung seiner Kameraden begeben, als eine Welle von kaum mehr als mittelmäßiger Stärke das Schiff an der Seite rammte und die beiden Kameraden sich mit großer Mühe und einem Arm an der Schiffswand festhielten, um nicht durch die Wucht der Welle auf dem Deck geschleudert zu werden. Brook wollte sich gerade auf dem Weg zu jenen beiden, die er bislang nur in ihrem Profil gesehen hatte, machen, als er plötzlich erstarrte. Denn um sich festzuhalten mussten die Freunde nämlich ihre Oberkörper wenden, sodass Brook mit einem Mal die zahlreichen schweren Verletzungen in den blutrot gefärbten Oberkörpern seiner Gefährten sah.

Beide saßen nun nebeneinander, sich nicht mehr gegenüber sowie mit dem Rücken zur Schiffswand einfach da. Brook sah komplett regungslos zu jenen beiden schwerverwundeten Kameraden rüber. Ohne Vorwahnung wurde er aus seinem so kurzfristigen Paradies des Glücks gerissen, es geschah sogar so plötzlich, dass sich seine mentalen Fähigkeiten lediglich auf das Aufnehmen von Sinneseindrücken beschränkten. Dann trug ihm ein Windhauch die erste Botschaft zu ... es waren wieder ihre Stimmen, die Stimmen dieser kraftlosen Männer, die mit einem Mal unendlich weit entfernt schienen. Dieses Mal war jedoch etwas anders, denn sie sprachen deutlich genug, um verstanden werden zu können.

"Weisst du ... ich bin glücklich" sagte der Linke, während ihm die Tränen über die Wangen kullerten, "so unfassbar glücklich". Der rechte Mann nickte langsam diesen Worten zu und strahlte trotz seines gesundheitlichen Notzustands eine vollkommene Ruhe aus und legte dabei seinen einzigen Arm - und statt des anderen hatte er eine klaffende Wunde am Armansatz -, mit dem er sich am Schiff festhielt, um seinen Freund, ehe er sagte "ich ... auch."  Dann begann er zu lachen "Wir haben das Glück gehabt Kameraden gefunden zu haben mit denen sogar das Sterben mehr Spaß macht, als das Leben mit jeder anderen Person !". Der andere Freund begann ebenfalls zu lächeln " weisst du ... ich habe mich schon immer gefragt, welche Lieder sie dort oben wohl spielen". Grinsend antwortete der Andere "So schlimm kann es wohl nicht sein, denn weisst du ... es ist noch niemand zurückgekommen". Beide lachten und husteten Blut gleichzeitig. Dann ergänzte er noch " du ... sag mal, gibt es eigentlich etwas, worauf du am meisten stolz bist ?". Der Linke griff in seine Hosentasche, holte eine Zigarette heraus und antwortete, während er sie anzündete "hmm etwas, worauf ich stolz bin fragst du ? So lange gelebt zu haben. Ja genau ... so lange gelebt zu haben, dass kein Kamerad mich sterben sehen musste ..." mit dem Ende dieses Satzes nahm er einen krätigen Zug seiner letzten Zigarette und überreichte sie lächelnd seinem Freund, bevor er dann endgültig zusammenbrach. Der andere Mann nahm auch einen Zug und flüsterte grinsend, während ihm die Tränen über die Wangen lief " Keine Sorge, mein Freund. Meine Augen waren geschlossen ..." und öffnen tat er diese nie wieder.

Nun waren schon zehn Minuten vergangen und Brook starte weiterhin regungslos auf die Leiber seiner beiden Kameraden, wie sie auf der anderen Seite des Schiffes dalagen. Erst als die Körper der Freunde durch die Wucht einer etwas größeren Welle leicht bewegt wurden, kam Brook wieder zur Besinnung. Denn wie es der Zufall so wollte, sah Brook nun die Gesichter seiner Freunde. Ganz anders als die restlichen Teile ihrer Körper, glänzten ihre Gesichter in einer markellosen Schönheit. Ihre Augen waren so geschlossen, dass man hätte vermuten können, diese beiden Männer würden den schönsten ihrer Schläfe genießen. Die Mundwinkel leicht nach oben verzogen lagen diese beide mit ihren reinen Gesichtern auf dem Boden da und hatten den Traum ihres Lebens. Die Zufriedenheit, welche von den lächelnden Gesichtern seiner beiden Freunden und bei näherer Betrachtung sogar von jedem einzelnen Kameraden ausging, löste allmählich Brooks Starre.

Nachdem er eine weitere Minute für seine verstorbenen Kameraden inne gehalten hatte, wollte Brook den Grad seiner eigenen Verletzungen untersuchen, während er sich dabei die Frage stellte " Wieso nur ich ? Wieso ich allein ? Warum lebe ich, wenn meine Kameraden doch sterben mussten ? Wieso ? ...". Doch irgendetwas schien komisch, denn es fühlte sich so als, als ob seine Sinne spinnten. Das Sehen, Hören und auch das Riechen funktionierten immernoch einwandfrei, dennoch konnte er seinen Körper nicht spüren. "Bin ich vielleicht gelähmt und kann deswegen meinen Körper nicht spüren ? Bin ich dazu verdammt die leblosen Körper meiner Freunde anzugaffen bis ich endlich irgendwann verhungere ? Doch wie lange würde es dauern ? Vielleicht einen Tag oder zwei oder sogar drei Tage, weil so ein gelähmter ja recht wenig an Energie verbraucht ! Ach Blödsinn ! Viel eher würde ich verdursten, doch verdammt hier scheint ja keine Sonne, die mich hätte austrocknen können. Welch eine qualvolle Lage, in der ich mich doch befinde ! Sogar die Freiheit das eigene Leben zu beenden, habe ich verloren und dabei gäbe es doch so viele Wege.". Er sammelte sich einige Momente und wendete sich anschließend gen Himmel "Ach, du Allmächtiger, wenn schon meine Kameraden meine Stimme nicht hören konnten, ja dann doch wenigstens du ! So sage mir doch Eines, bin ich wirklich gezwungen hier so elendig zu verrecken, so unwürdig für einen Piraten durch eine Lähmung zu krepieren und nicht in einem Kampf zu fallen ?" und im selben Moment, sowie Brook seinen Klageschrei beendete, vernahm er eine Eiseskälte in Beleitung einer frostigen Stimme, die da sagte " Du wirst nicht sterben ". Von schrecklicher Angst und bitterer Neugier überfallen, wendete sich Brook - erneut mit einer fremden Leichtigkeit - in die Richtung jener kalten Stimme.

Und da Stand es, ein Geschöpf so paradox, dass sogar dessen schreckliche Aura, welche seine unmittelbare Umgebung in Finsternis versanken ließ, sich gleichermaßen wie das natürlichste im Leben anfühlte. Als er dann langsam seine knochige Hand langsam empor erhob, als wolle er Brook eine Richtung aufzeigen, sprach er noch die Worte " Du wirst nicht sterben, weil du schon tot bist - yohohoho ...".

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 29, 2015 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

50 Jahre Einsamkeit [One Piece Fan Fiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt